18 Nov

Youth Opportunities

„Youth Opportunities“ ist ein Freiwilligendienstprojekt was echt sehr, sehr selten ist: Mitten in London! Normalerweise sind wegen der Unterkunftskosten Freiwilligendienstprojekte in den großen europäischen Metropolen ziemlich aussichtslos. Hier funktioniert es! Unsere Freiwillige Johanna ist für sage und schreibe ein Jahr in einer der spannendsten Städte überhaupt. Für fast drei Monate wurde sie dann noch von Felix unterstützt. Durch den Brexit sind es aber leider die letzten Projekte dieser Art…! Hier die Berichte der Beiden. Zuerst der von Johanna und dann der von Felix:

Noch nie kam mir ein Jahr so kurz vor. Schon seit 10 Monaten ist der German YMCA in London mein neues Zuhause und trotz des anfänglichen Lockdowns verstreicht die Zeit schneller und schneller.
Zu Beginn eine kurze Erklärung wie ich hier lebe: Der German YMCA finanziert sich aus einem Hotel und Hostel im zentralen London, welche mit dessen Office verbunden sind. Für mich bedeutet das, dass ich mir im gleichen Gebäude einen Angestelltenraum des Hotels mit einer Freiwilligen teile, mit den Angestellten esse und für meinen Arbeitsweg nur eine Minute brauche!

Es ist lustig mitten in London eine Art Dorfgefühl zu bekommen, denn man kennt die Anwohnenden, man trifft sich ständig und Neuigkeiten sind schnell überall bekannt.
Jeder Arbeitstag sieht für mich ein wenig anders aus: Ich unterstütze bei wöchentlichen Events wie einer Krabbelgruppe und einer Musikveranstaltung, unterrichte eine Deutschklasse, tätige Hausbesuche bei älteren Mitgliedern des YMCAs und helfe im Büro bei E-Mails und dem Social Media Management.
Wir drei Freiwilligen besuchen zusätzlich soziale Einrichtungen in der Nähe wie eine FoodBank, ein Krankenhaus und eine Organisation für junge Erwachsene mit Lernbehinderungen und Autismus. Ich liebe meine Arbeit! So vielfältig, selbstständig und sozial war mein Alltag vorher nicht.

Entgegen der Erwartungen ist meine größte Herausforderung nicht, in einem geteilten Zimmer zu leben. Mein Problem ist eher, aus meiner deutschen Bubble herauszukommen und englische Kontakte zu knüpfen. Im Office sowie mit den Freiwilligen rede ich Deutsch, weshalb ich sehr dankbar für meine Arbeit mit den lokalen Einrichtungen bin.
Zudem bekomme ich ein sehr gutes englisches Mentoring für meinen YouthPass.

Die Freizeitgestaltung ist für mich ganz anders und einfacher, als in meinem kleinen Ortsteil in Deutschland. Jeden Tag stehen mir zahlreiche Möglichkeiten offen, sodass ich auch unter der Woche motiviert bin nochmal loszuziehen. Ich wurde durch diese positiven Erfahrungen viel offener neue Sachen auszuprobieren und meine Komfortzone zu verlassen.
Vor allem unser Urlaub hat mir gezeigt, wie toll es sein kann einfach mal auf Erkundungstour zu gehen, ohne einen spezifischen Grund zu haben. Wir waren in Schottland, Wales, Nord- und Südengland, aber ich konnte trotzdem nicht genug bekommen.
Kultur ist so faszinierend und dabei bleibt es egal wo man hinreist, es gibt immer etwas Neues zu lernen!
Diese Einstellung werde ich definitiv mit nach Deutschland zurücknehmen.

 


 

Der German YMCA in London ist eine christliche Organisation, die jedoch offen für jeden, unabhängig von Religion, Alter, Geschlecht und Herkunft.

// Aufgaben //

Als Freiwilliger beim German YMCA hat man viele verschiedene Aufgaben. Zum einen unterstützt man natürlich die Veranstaltungen hier Vorort, das umfasst Struwwelpeter, Peters-Music, Filmveranstaltungen und die German Classes, zum anderen unterstützen wir aber auch, die North Paddington Food Bank, das ST. Marys Hospital und PIP, eine Charity für junge Menschen mit Lernbehinderungen und Autismus. Da mein Aufenthalt, mit knapp über 2 Monaten jedoch einiges kürzer war als der meinen Kolleginnen, wurde ich nicht dafür eingesetzt.

Struwwelpeter ist eine Kinderkrabbelgruppe, bei der vorrangig deutsche Eltern mit ihren bis zu 3-jährigen Kindern einmal die Woche sich für 2 Stunden treffen.

Peters-Music ist eine Veranstaltung, die eher von älteren Mitgliedern besucht wird. Peter stellt dort jede Woche Musik passend zu einem Thema vor und erzählt darüber. Gelegentlich werden sich auch ganze Aufführungen oder Filme angeschaut. Im Nachhinein bleiben die meisten noch für etwas Tee mit Biskuits und man hat die Möglichkeit die verschiedensten Leute kennenzulernen, dabei wechseln viele Gespräche zwischen Englisch und Deutsch, da viele Mitglieder entweder gebürtige Deutsche sind, in Deutschland gearbeitet oder einfach nur die Sprache gelernt haben.

Die German Classes umfasst mehrere Deutschkurse auf verschiedenen Leistungsniveaus, welche wir als Freiwillige unterstützen bzw. sogar teilweise leiten. Durch die Covid-19 Pandemie werden die German Classes aktuell immer noch über Zoom durchgeführt. Jedoch konnten wir letztens einen Stammtisch für die Teilnehmer der Kurse organisieren, bei denen sie sich hier vor Ort im YMCA austauschen konnten. Der Plan ist es diesen Stammtisch erst einmal alle 1 bis 2 Monate anzubieten.

Neben alldem gibt es immer wieder andere abwechslungsreiche Events, wie beispielsweise Laternenumzüge, Weihnachtsmärkte und Konzerte.

Da der Au-pair Service des YMCA’s durch den Brexit und Covid eingestellt wurde, fiel ein großer Teil der Aufgaben, hier weg, sodass wir als Freiwillige sehr viele Möglichkeiten hatten eigene Projekte umzusetzen, wie beispielsweise einen beach-clean-up in Brighton.

// Unterkunft und Verpflegung //

Wir leben hier mit im Hotel nur einen Steinwurf entfernt vom Hyde Park und Kensington Gardens und sind damit zentral in London gelegen.

Man ist in Mitarbeiterträumen untergebracht und teilt sich in der Regel ein Zimmer mit anderen Freiwilligen. Da ich jedoch der einzige männliche Freiwillige war, hatte ich ein kleineres Einzelzimmer.

Über die Unterkunft kann man sich echt nicht beschweren, jedoch ist die Verpflegung durchwachsen. Fürs Frühstück werden die Essentials bereitgestellt, jedoch empfehle ich sich selber um Abwechslung zu kümmern. Mittagessen gibt es jeden Tag um zwölf. Und gerade, wenn man sich vegetarisch oder gar vegan ernährt, wird es hier schwieriger. Es wird zwar eigentlich immer eine fleischlose Alternative angeboten, jedoch wird diese quasi von allen auch als Beilage verwendet. Vegane Ernährung ist teils nicht möglich, zumindest nicht ausgeglichen. Früher, so wurde mir erzählt, gab es auch ein warmes Abendbrot, jedoch wurde dieses gekürzt und man kann heute nur noch die Reste vom Mittag warmmachen. Dabei ist jedoch das Essen manchmal schon beim Mittag so knapp, dass man, wenn man nicht Punkt zwölf da ist, einen recht leeren Teller hat, vor allem bei vegetarischer bzw. veganer Ernährung. Lustigerweise ist Fleisch eigentlich immer in Massen übrig.

Die Probleme sind jedoch bekannt und wir bekommen zum Ausgleich ein höheres Taschengeld ausgezahlt, welches für zusätzliche Verpflegung gedacht ist.

// Freizeit //

Als Freiwilliger beim German YMCA arbeitet man von Montag bis Freitag und hat die Wochenenden zu eigenen Verfügung. Aber auch unter der Woche hatten wir die Möglichkeit unsere Arbeitszeiten selber zu planen.

Hier in London stehen einem sämtliche Möglichkeiten offen, jedoch habe ich früh gemerkt, dass man akzeptieren muss, dass man nie alles machen kann. Denn London selber bietet etliche Museen mit freiem Eintritt, Musicals und eigentlich alles, was das Herz sonst noch so begehrt. Neben der überwältigenden Auswahl an Möglichkeiten in London kann man auch sehr einfach mit dem Zug verschiedene Orte im Umkreis besuchen. So haben wir zum Beispiel Tagestrips nach Oxford und Brighton gemacht.

// Fazit //

Ich habe meine Zeit beim German YMCA sehr genossen, gerade durch die familiäre Atmosphäre, die wir in unserem Team hatten. Man muss auf jeden Fall Eigeninitiative mitbringen, da nicht jeden Tag jemand dich an die Hand kann und man oft auf sich gestellt ist, jedoch kann man daraus viel mitnehmen. Ich bin persönlich froh, dass ich kein ganzes Jahr hier war und das lediglich aufgrund des Essens. Für das Gewicht, was ich hier verloren habe, brauche ich bestimmt ein halbes Jahr, um es wiederzubekommen.

Jedoch würde ich es für diese relativ kurze Zeit von gut 2 Monaten immer wieder tun, da es einem einfach mega Erfahrung war.