29 Jan

Super SVE

„Super SVE“ war ein etwas größeres EFD-Projekt in Frankreich. Zwei unserer Freiwilligen sind in einem Projekt ganz in der Nähe von Lyon und die anderen beiden Freiwilligen in Marseille. Miriam ist in der Nähe von Lyon und hat als erste einen kleinen Bericht verfasst. Sie ist sehr aktiv und hat schon viel erlebt. Daran anschließend ein Bericht von Jessica, die auch in der Nähe von Lyon ihren EFD leistet. Schließlich dann noch ein Bericht von Bent, der im Multimediabereich in Marseille seinen EFD leistet:

Schon drei Monate ist es nun her, dass ich in Basel in den TGV gestiegen bin, beladen mit einem viel zu großen, überfüllten Rucksack, einem riesigen Koffer und meinem schweren Fahrrad, um meinen Freiwilligendienst in Charbonnières-les-Bains anzufangen, einem kleinen Ort im Westen Lyons.

Die letzten Wochen waren unglaublich intensiv und ich habe unendliche viele, wertvolle Erfahrungen gemacht, durch die ich vor allem mich selbst gut kennen gelernt habe!

Aber zuerst einmal zu meiner Organisation: Ich bin Freiwillige bei „ADAEAR La Maison“, einer Organisation, die Teil der Plattform „FenêtreS“ ist. Diese Plattform vereinigt an die zehn Organisationen, die sich in ganz unterschiedlichen Bereichen engagieren: Drogenprävention, europäische Staatsbürgerschaft und Mobilität, kulturelle Bildung, Jugendarbeit… Genau diese Vielfalt ist der Grund, warum ich anfangs nicht wirklich einen Überblick über meinen Tätigkeitsbereich hatte, was eigentlich erst jetzt, nach einem Vierteljahr, der Fall ist.

Untergebracht bin ich in einem Jugendheim mit Jugendlichen zwischen 16 und 25 Jahren, die aus unterschiedlichen Gründen nicht zuhause leben können: Viele haben familiäre Probleme, oft in Verbindung mit Alkohol- und Drogenmissbrauch, andere kommen aus Nordafrika oder dem nahen Osten, weil sie in ihrem Land keine Perspektive mehr gesehen haben. Jeder hat sein eigenes Zimmer, Küche und Bad teilen wir uns und abends gibt es eine gemeinsame Mahlzeit.
Anfangs war es sehr schwierig, sich an das ständige Zusammensein mit den Jugendlichen zu gewöhnen, weil es sehr schwierig ist, Privatleben und Arbeit zu trennen, wenn man quasi direkt „in“ seiner Arbeit wohnt – sogar die Büros sind direkt nebenan! Auch der ständige Lärm und die fleischlastigen Abendessen sind gewöhnungsbedürftig, aber mittlerweile habe ich Wege gefunden, mir immer wieder Momente für mich zu nehmen und habe das Gefühl, mich gut eingelebt zu haben.

Ich und die andere deutsche Freiwillige, mit der ich hier arbeite, machen ganz unterschiedliche Sachen, so dass Routine eigentlich nie eintritt:
Zum einen arbeiten wir in einer Schule mit Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren, wo wir vor allem Nachhilfe in Englisch und Deutsch geben, aber auch ein „atelier interculturel“ organisieren, eine Art Arbeitsgruppe, in der es um andere Kulturen und Traditionen geht.
Zum anderen sind wir jede Woche ein Mal in Lyon bei der Organisation „SIAJE“, die sich ähnlich wie „ADAEAR La Maison“ um Jugendliche zwischen 16 und 25 kümmert, die keine Arbeit haben oder in finanziellen Schwierigkeiten sind. Das „café interculturel“, das wir dort organisieren, soll ein interkultureller Treffpunkt für diese Jugendlichen sein und oft sprechen wir über unseren Freiwilligendienst, Reisen und Mobilität. Außerdem organisieren wir mit diesen Jugendlichen und mit den Jugendlichen aus unserer Residenz ein Mal im Monat kulturelle Events, die wir in Kooperation mit „Culture Pour Tous“ besuchen, eine Organisation, die kostenlose Eintritte zu kulturellen Events in Lyon für Jugendliche anbietet.
Zu diesen festen, wöchentlichen Terminen kommt die Arbeit innerhalb der Plattform „FenêtreS“ dazu, die sehr vielfältig ist: Es geht vor allem um das Zusammenleben mit den Jugendlichen in der Residenz, die Beziehung zu ihnen als „Botschafter der Mobilität“, so wie Nachhilfe in Fremdsprachen, die wir ihnen geben. Manchmal gibt es Foren, wo wir an Ständen über Mobilität, das Programm Erasmus+ und unseren Freiwilligendienst sprechen, oft gibt es Übersetzungen, die gemacht werden müssen und jeden Monat gibt es Veranstaltungen, an denen wir teilnehmen und bei deren Vorbereitung wir helfen.

Mein persönliches Projekt ist momentan ein europäischer Austausch, den wir im Juli dieses Jahres umsetzen wollen und für den ich die Verantwortung habe.
Wir möchten diesen Austausch im Rahmen des Erasmus+-Programmes umsetzen, wofür ein ausführliches Dokument an die Europäische Kommission geschickt werden muss, um die finanziellen Unterstützungen zu bekommen. Die Deadline ist am 02. Februar, weswegen ich etwas gestresst bin, aber die selbstständige Arbeit und das Schreiben auf Französisch machen mir unglaublich viel Spaß! Meine Tutorin und meine Kollegen lassen mir wirklich freie Hand und haben großes Vertrauen in mich, was mich sehr für diese Herausforderung motiviert!

Mal abgesehen von der Arbeit ist Lyon natürlich eine wunderschöne Stadt, in der viele Freiwillige sind, allerdings ist Charbonnières relativ weit weg und nachts gibt es keinerlei Möglichkeiten, mit öffentlichen Verkehrsmitteln hier her oder raus zu kommen. Aber auch daran gewöhnt man sich, vor allem, wenn man Freunde findet, bei denen man übernachten kann – ich sehe es als weitere Herausforderung meines EFDs!:)
Dazu kommt, dass ich in Frankreich angefangen habe, alleine mit meinem Rucksack zu reisen. Ich mache vor allem Städtetouren und nutze aktiv Couchsurfing, eine tolle Erfahrung, die mich auch persönlich extrem weiter gebracht hat und mich viel selbstständiger gemacht hat! Über Weihnachten war ich in Bordeaux bei anderen Freiwilligen, die mich eingeladen haben, was völlig neu und auch sehr bereichernd war!

Sollte irgendjemand zögern, einen Europäischen Freiwilligendienst zu machen, kann ich nur appellieren, es sofort zu tun! Jede einzelne Erfahrung, egal ob positiv oder negativ, ist bereichernd und bringt einen persönlich so viel weiter!
Denn : „Je ne perds jamais. Soit je gagne, soit j’apprends.“ – das fand auch Nelson Mandela!:)
In diesem Sinne wünsche ich einen tollen Freiwilligendienst und eine unvergessliche Zeit!

Bisous aus Charbonnières-les-Bains!:)

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„Ich lebe meinen Traum…“

Nun ist es schon vier Monate her, dass ich emotional aufgelöst in das Flugzeug gestiegen bin, um nach Lyon zu fliegen. Zu Beginn war es schwer für mich, da ich kaum französisch sprechen konnte und mir die Trennung von meiner Familie und meinen Freunden zu schaffen machte. Jedoch wurde ich sofort von allen Leuten herzlich empfangen und jeder wollte mir dabei helfen, französisch zu sprechen und meine Kenntnisse zu verbessern.

Meine Organisation „ADAEAR La Maison“ in Charbonnières-les-Bains, einem kleinen Vorort von Lyon, kooperiert mit vielen anderen Organisationen, sodass ich ein breites Arbeitsfeld habe.
Die ersten Monate hatte ich keinen richtigen Arbeitsalltag, da jede Woche komplett verschieden war. Zu Beginn haben wir oft Organisationen und Schulen besucht, um gemeinsame Projekte zu planen. Nach drei Wochen führten wir einen europäischen Austausch mit Engländern, Deutschen, Spaniern und Franzosen durch, der mir sehr viel Spaß bereitet hat.

Ich gebe Englisch- und Deutschkurse an Schüler eines Gymnasiums und an Jugendliche, die mit mir zusammen in der sozialen Residenz wohnen. In der Schule führe ich zudem auch ein „Atelier interculturel“ durch, wobei wir uns mit der Kultur verschiedener Länder beschäftigen. Weiterhin gehört ein „Café Culture“ zu meinen Aufgaben, bei dem ich Jugendlichen über den Europäischen Freiwilligendienst informiere. Währenddessen organisiere ich Ausflüge mit einer Organisation, die kostenlose Plätze im Kino, Theater und bei Konzerten anbietet. Ich habe auch die Möglichkeit, an den zahlreichen Workshops meiner Organisation mit den Themenbereichen Sport, Malerei, Nähkunst, Design usw. teilzunehmen. Außerdem finden monatlich mehrere besondere Aktionen statt, so dass wir zum Beispiel einen Informationsstand für unsere Organisation und dem Europäischen Freiwilligendienst betreuen, in einem Solidaritäts-Einkaufsgeschäft aushelfen, an Obdachlose Essen verteilen oder eine Modenschau veranstalten. Meine Arbeit ist hier dementsprechend sehr abwechslungsreich und vielseitig. Auch wenn ich gerne ein eigenes Projekt umsetzen möchte, wird mir dafür Zeit gegeben.

Untergebracht bin ich in einer sozialen Jugendresidenz, welche zu meiner Organisation gehört und sich direkt gegenüber vom Büro befindet. Ich habe mein eigenes Zimmer mit Waschbecken und teile mir Bad und Küche mit den anderen Bewohnern.
Es leben dort ungefähr 16 Jugendliche, welche entweder direkt aus Frankreich oder aus Afrika und dem Nahen Osten kommen. Zumeist sind sie noch minderjährig, doch einige haben schon ihre Volljährigkeit erreicht.
Von Montag bis Freitag wird uns Frühstück und ein Abendessen mit Vorspeise, Hauptspeise und Nachspeise bereitgestellt, für welches eine Bezahlung obligatorisch ist, selbst wenn man nicht essen möchte. Zum Frühstück gibt es Saft und Milch, Marmelade und eine Nussnougatcreme, Baguette und Cornflakes. Es gibt Wochen, da bin ich mit dem Abendessen sehr zufrieden, und dann dagegen wieder Tage, an denen ich das Essen gar nicht schmackhaft und ausreichend finde. Oft kaufe ich mir dann doch noch zusätzlich etwas zu essen.

Für mich ist es die erste Erfahrung, so intensiv mit vielen verschiedenen Jugendlichen zusammenzuleben, die Probleme mit ihrer Familie, mit verschiedenen Süchten oder ihrer Flüchtlingssituation haben. Persönlich hat mich diese Erfahrung jedoch sehr weitergebracht, da es mir hilft, offener und mit weniger Vorurteilen anderen Menschen gegenüberzutreten. Dazu beigetragen hat vor allen Dingen, dass in der Jugendresidenz eine recht urteilsfreie Atmosphäre herrscht, so dass jeder mit seinen Eigenheiten akzeptiert und integriert wird. Das hat mich sehr fasziniert.

Ein besonderes Highlight stellte für mich auch das On-Arrival-Training für die Europäischen Freiwilligen dar. Zuvor habe ich mich noch nie so wohl in einer Gruppe gefühlt! Die thematischen Inhalte des Seminars waren sehr interessant und haben mir auch beim weiteren Verlauf meines EVS geholfen. Außerdem hat man so viele verschiedene Leute mit der gleichen Einstellung, etwas anderes machen zu wollen und etwas entdecken zu wollen, kennengelernt, so dass eine fantastische Atmosphäre entstand. Ich kann es kaum erwarten, zur Midterm-Evaluation zu gehen! Zudem ist es dann natürlich auch sehr praktisch, dass man viele Freiwillige über ganz Frankreich verteilt kennt. Oft hat man die Möglichkeit, bei ihnen zu übernachten und somit neue Städte zu besuchen!

Hier in Frankreich habe ich begonnen, sehr viel zu reisen und zahlreiche Städte in Europa und besonders in Frankreich zu erkunden. Das ist für mich ein guter Gegensatz zu dem Leben in der Jugendresidenz. Für die Bahn kann man sich entweder die „Carte Jeune“ besorgen, mit der man bis zu 50% Rabatt bekommt, oder immer ein „Ticket Decouverte“ (bis 25 Jahre) für eine Vergünstigung von 25% zum normalen Ticketpreis kaufen. Zudem sind günstige Busverbindungen für ganz Europa zu finden.
Während meines Freiwilligendienst probierte ich zum ersten Mal couchsurfing aus und habe damit ganz wundervolle Erfahrungen gesammelt. Zudem frage ich einfach auch neu gewonnene Freunde, ob ich bei ihnen übernachten könnte, was ich mich früher nicht sofort getraut hätte. Was Reisen angeht, bin ich wesentlich spontaner und abenteuerlustiger geworden. Zuvor habe ich das immer bei anderen Leuten bewundert. Ich selbst kann es oft gar nicht glauben, wie viel ich hier schon erlebt habe. So habe ich auch meiner Mutter mal gesagt: „Ich lebe hier gerade meinen Traum.“ Und das fasst es eigentlich ziemlich gut zusammen.

Ich habe mich für einen Europäischen Freiwilligendienst entschieden, da ich offener, selbstständiger, vorurteilsfreier und selbstbewusster werden wollte. Ich wollte meine Fremdsprachenkenntnisse verbessern, neue, tolle Leute kennenlernen und Ideen für einen passenden Studiengang sammeln. In dieser kurzen Zeit habe ich all das schon erreicht und bin daher sehr gespannt, was mich noch in den nächsten sechs Monaten erwarten wird.
Der Europäische Freiwilligendienst hat einfach all meine Erwartungen erfüllt. Es war die beste Entscheidung, die ich jemals getroffen habe! Ich bin so glücklich und zufrieden, diese einmalige Chance erhalten zu haben. Zu Beginn war es zwar schwer für mich, aber das hat sich nach kurzer Zeit geändert. Sofort habe ich viele, liebe Leute kennengelernt und andere Freiwillige in Lyon gefunden. Nach guten zwei Monaten konnte ich schon gut auf französisch kommunizieren und jetzt spreche ich fast fließend. Dieses Erfolgserlebnis macht mich sehr glücklich!

Ich kann diese ganz besondere Erfahrung jedem weiterempfehlen. Ihr werdet es ganz sicher nicht bereuen, sondern euer ganzes Leben mit einem Lächeln auf diese Zeit zurückblicken!

Bisous aus Frankreich!

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Seit fast 5 Monaten bin ich nun als Freiwilliger in Marseille bei UrbanProd.

UrbanProd ist eine Organisation, die Projekte im Bereich Medienpaedagogik macht.

Ich wohne im Moment in einer WG mit 3 weiteren europaeischen Freiwilligen.

Die Projekte an denen ich teilnehme sind sehr abwechslungsreich, machen sehr viel Spass aber sind auch sehr fordernd.
Ich hatte das Glueck gleich in der ersten Woche, an einer von UrbanProd organisierten Weiterbildung teilnehmen zu koennen. Auch dadurch dass meine Mitbewohner schon seit einem halben Jahr hier sind war es sehr einfach fuer mich mich ein zu leben.
Fuer das erste grosse Projekt sind wir fuer eine Woche in die Nordviertel von Marseille gefahren und haben mit Jugendlichen Interviews gedreht.
Dann im November waren wir eine Woche in Paris und haben kurze Videos ueber die COP21 gedreht. Das war sehr anstregend und wir haben immer bis spaet in die Nacht gearbeitet aber es hat auch viel Spass gemacht. Dann sass ich aber auch viel vor dem Computer und habe Videos geschnitten.
Die Arbeit hier kann sehr anstrengend sein, aber manchmal gibt es auch gar nichts zu tun. Ich habe das Glueck in jeden Bereich mal reinschauen zu koennen. Mal war ich Kameramann, mal Tonmeister oder Assistent und dann wieder Cutter. Langweillig wird es nie.

Mit den anderen Freiwilligen haben wir ein kleines Netzwerk aufgebaut und wir unternehmen auch einiges miteinander.
Marseille ist ansich eine sehr interessante Stadt. Mit den Calanques aussenrum scheint es ein Paradies zun sein. Die Stadt ist jedoch auch eher dreckig und scheint sehr gefaehrlich.
Ich habe doch etwas gebraucht mich an das Leben zu gewoehnen.

Nun gefaellt Marseille mir wirklich. Der Markt von Noailles ist mein Lieblingsort. So viele Kulturen an einem Ort.
Die Haelfte ist nun schon vorbei und bald bekomme ich auch neue Mitbewohner.

Ich versuche die Zeit hier zu geniessen und auch noch etwas zu Reisen.