Solidarity in Denmark 2018-19
„Solidarity in Denmark 2018-19“ ist ein größerer EFD-Projektzyklus in den wir 2 Freiwillige an unterschiedliche Orte und in unterschiedliche Projekte nach Dänemark entsendet haben. Unsere Freiwillige Lilli macht ihren Freiwilligendienst in Egebakkeskolen. Wer genau hinsieht erkennt das Wort „Schule“ hinten in dem dämnischen Wort. Und genau darum geht es in dem Projekt. Aber das kann Lilli viel besser erzählen!
Nach dem Abi raus in die große, weite Welt; das war für mich eigentlich schon immer klar. Das ich dann letzten Endes „nur“ in Dänemark landen würde, wusste ich da natürlich noch nicht. Aber wer sagt, dass man erst um den halben Globus fliegen muss, um ein Abenteuer zu erleben?
Obwohl ich mich schon so lange damit beschäftigt hatte ins Ausland zu gehen und dachte, ich wäre super vorbereitet, war ich unglaublich aufgeregt, als ich dann wirklich am Bahnsteig stand und auf meinen Zug wartete.
So ganz realisiert, dass es jetzt wirklich losgeht, hatte ich noch nicht. Je näher ich meinem Ziel kam, desto schneller schlug mein Herz und als ich dann nach neuneinhalb Stunden Fahrt aus dem Zug gestolpert kam, fiel ich meiner Gastfamilie, die am Bahnhof auf mich gewartet hatte, quasi direkt vor die Füße.
Wir hatten vorher schon ein paar Mails mit Fotos hin und her geschrieben, aber die Menschen, die einen für die nächsten zehn Monate aufnehmen, so von Angesicht zu Angesicht zu sehen, ist schon was anderes.
Ich hab mich aber irgendwie direkt sehr wohl und willkommen bei ihnen gefühlt, fast so als würde ich sie schon viel länger kennen.
Ich glaube, ich hatte richtig Glück und habe wirklich die perfekte Familie zugeteilt bekommen. Meine Gasteltern und meine Gastschwester, die fast genauso alt ist wie ich, haben mir noch am selben Abend die Stadt gezeigt und dafür, dass Aarhus nur ca. 200 000 Einwohner hat, ist hier echt ziemlich viel los.
Es gibt haufenweise kleine, „hyggelige“ Cafés, in denen die Dänen es sich an den vielen grauen, regnerischen Tagen hier gemütlich machen. Außerdem haben einige sehr engagierte Leute aus aller Welt hier eine „International Community“ aufgebaut.
Sie organisieren Stadtführungen, Sprachcafés, Probetrainings bei Sportvereinen und alles, was einem hilft hier gut anzukommen und andere Menschen kennenzulernen, die mehr oder weniger neu in der Stadt und im Land sind.
Die International Community macht echt einen super wichtigen Job, denn es ist wirklich nicht ganz leicht hier neue Leute zu treffen. Natürlich habe ich auf dem on-arrival training ganz, ganz viele tolle Freiwillige, die in ganz Dänemark ihren EVS leisten, getroffen. Aber genau das ist auch das Problem: wir sind eben über das ganze Land verteilt und das macht es manchmal schwer sich gegenseitig zu besuchen.
Aber es geht bei dem Ganzen ja auch nicht nur darum, andere Leute kennenzulernen, sondern vor allem um das Projekt bei dem man arbeitet.
Weil ich vorher schon als Jugendleiterin viel mit Kindern gemacht hatte und auch überlege, später mal Lehrerin zu werden, wollte ich gerne meinen EVS in einer Schule leisten.
Und das hat auch geklappt: ich arbeite hier an einer kleinen Folkeskole (so heißen hier die Schulen von Klasse 0 bis 9, die alle Kinder zusammen besuchen) namens Egebakkeskole.
Die Schulleitung wollte gerne jemanden haben, der die Kinder ermutigt mehr Deutsch zu sprechen und etwas mehr Leben in den Deutschunterricht bringen kann. Deutsch ist hier von der 5. bis zur 9. Klasse ein Pflichtfach und bei den Schülern, um es mal nett auszudrücken, eher unbeliebt.
Sie finden Englisch viel leichter, die Grammatik zu kompliziert und verstehen nicht warum sie die Sprache überhaupt lernen sollen, wenn doch in Deutschland eh fast alle Englisch sprechen.
Diese Meinung kann ich natürlich nicht von einem auf den anderen Tag ändern, auch, wenn ich das gerne möchte und manchmal gibt es im Unterricht auch einfach nichts für mich zu tun und ich sitze nur neben der Deutschlehrerin und höre zu. Das kann ab und zu schon mal frustrierend oder langweilig sein.
Aber dann ist es umso schöner, wenn einer von den Schülern zu mir kommt und versucht ein paar Sätze auf Deutsch mit mir zu reden oder wenn ich einem von ihnen helfen kann zu verstehen, warum es „das“ Mädchen heißt und nicht „die“.
Neben dem Deutschunterricht gehe ich auch noch an ein paar Tage die Woche ins SFO (so heißt die Nachmittagsbetreuung in Dänemark). Da helfe ich vor allem im „Kreativ-Raum“ und auch mal beim Vorbereiten vom Mittagessen.
Weil mich die Schüler ja schon aus dem Unterricht kennen und wissen, dass mein Dänisch noch nicht so gut ist, reden sie immer automatisch einen Mix aus Dänisch, Englisch und Deutsch mit mir. Das kann manchmal ganz schön lustig sein, ist aber auch super praktisch, weil sie so ein bisschen üben Deutsch zu sprechen und ich die Chance kriege ein paar neue dänische Wörter zu lernen.
Vielleicht klingt das alles gar nicht so spannend oder wie ein großes Abenteuer. Aber ich habe jetzt schon so viel gelernt über die Dänen (die essen wirklich so viel Lakritz, wie ich immer gedacht habe), mein eigenes Land (es ist nicht überall normal Kuchen mit Kuchengabeln zu essen – hier benutzt man Teelöffel dafür) und auch über mich, dass sich der EVS jetzt schon gelohnt hat.
Ich würde jedem, der die Gelegenheit dazu bekommt, empfehlen so einen Freiwilligendienst zu leisten. Auch, wenn man ein bisschen Arbeit ins Bewerbungen schreiben und E-Mails verschicken stecken muss, lohnt es sich auf jeden Fall.