16 Apr

SOLIDARIETA

Und eine weitere Freiwillige im großen Projekt „SOLIDARIETA“. Den ausgeschriebenen Titel wollen wir euch hier jetzt mal ersparen… weil es ist eigentlich eine Abkürzung. Unsere Freiwillige Lia ist im schönen Bozen in Südtirol – also im Norden Italiens mitten in den Alpen. Hier ihr wirklich sehr lesenswerter Bericht:

 

Meine Zeit im Land der Berge und der Sprachverwirrung

Ciao und Griasdenk!

Ich bin Lia und mache aktuell ein einjähriges Projekt des ESK bei der youngCaritas in Bozen.
Wie wahrscheinlich viele andere auch, wollte ich nach dem Abitur noch nicht direkt studieren, sondern für ein Jahr etwas ganz Anderes ausprobieren, mich selber besser kennenlernen und dabei anderen helfen. Wo genau ich hinwollte, wusste ich lange gar nicht.
Also habe ich mich durch Projektbeschreibungen in ganz Europa geklickt und bin am Ende bei diesem Projekt hängengeblieben.
Jetzt, nach ungefähr der Hälfte der Zeit, denke ich, dass ich keine bessere Entscheidung hätte treffen können, denn ich habe so viele tolle Menschen kennengelernt und Erfahrungen gemacht, die einfach nicht mehr aus meinem Leben wegzudenken sind.

Was die Arbeit betrifft, so ist die bei mir sozusagen zweigeteilt.
Zum einen bin ich im Büro der youngCaritas, zusammen mit den anderen beiden Freiwilligen Hanna und Elise aus Frankreich, mit denen ich auch zusammenwohne und die mittlerweile auch zu echt guten Freunden geworden sind.
Wir organisieren einige Aktivitäten für Jugendliche, wie zum Beispiel Kleidertauschmärkte oder ein Themencafé und machen einiges an Sensibilisierungsarbeit.
Dabei hangeln wir uns meistens von einem Welttag zum anderen, erstellen Informationsposts für unseren Instagram-Kanal und gestalten und verteilen Flyer oder machen andere kleine Aktionen.
Auch machen wir einige Projekte mit anderen Strukturen der Caritas, wie beispielsweise ein Fotoprojekt mit einem Dienst für Menschen mit Suchtproblemen, einen Kunst-Workshop im Flüchtlingsheim und ich habe auch einmal bei einer Fachtagung der Telefonseelsorge der Caritas mitgeholfen.
Außerdem war ich schon einige Male mit in Schulen, wo ich bei Workshops zu verschiedenen sozialen Themen mitgeholfen habe.
Dann hatten wir die Möglichkeit, uns einen weiteren Dienst der Caritas auszusuchen, in dem wir einige Tage in der Woche mithelfen.
Da ich immer schon gerne mit Kindern gearbeitet habe, war für mich schnell klar, dass ich das auch hier tun möchte und so fahre ich jetzt an zwei Nachmittagen der Woche in das Flüchtlingshaus Casa Noah, wo ich Hausaufgabenbetreuung mit den Kindern mache oder wir einfach zusammen spielen.
Außerdem gebe ich etwas Deutschunterricht. Ich habe die Kinder so unglaublich ins Herz geschlossen, dass ich, wenn ich von ihnen erzähle (was ich ziemlich oft tue) von „meinen“ Kindern rede.
Es ist ein unglaublich schönes Gefühl zu spüren, wie sie mir vertrauen, zu sehen, wie sie sich freuen, wenn ich komme, und auch ihre Fortschritte zu beobachten.
Teilweise ist es auch echt anstrengend, da die Kinder eine extreme Altersspanne haben (von 3 zu 13) und wir deshalb selten alle zusammen etwas spielen und es auch immer wieder mal zu Streit kommt, da einige Kinder sich untereinander schlecht verständigen können.

Ich freue mich auch sehr auf die nächsten Monate, in denen ich zunächst einmal Klassenfahrten in der Ferienkolonie der Caritas in der Nähe von Venedig betreue und später dann auch das Sommercamp dort mit begleiten darf.

Was meinen Alltag wie nie zu vor begleitet, sind die Sprachen.
Davon gibt es hier nämlich einige, was auch nicht selten zu einiger Verwirrung führt. Da ich Französisch in der Schule gelernt habe, haben meine Mitbewohnerinnen und ich recht früh angefangen, Französisch miteinander zu sprechen, am Anfang noch recht stark mit Englisch gespickt, mittlerweile aber fast ausschließlich.
Mit meinen anderen Kollegen rede ich entweder Deutsch, Italienisch oder auch Englisch, ebenso mit den Kindern im Flüchtlingsheim.
Auch wenn viele Menschen hier Deutsch sprechen, lerne ich auf diese Weise Italienisch, auch unterstützt durch einen Sprachkurs.
Bozen selbst ist allerdings auch recht italienisch geprägt, sodass man hier doch dazu kommt, es im Alltag anzuwenden.
Und dann ist da noch der Dialekt im Deutschen, den ich als Norddeutsche am Anfang überhaupt nicht verstanden habe.
Auch jetzt verstehe ich längst nicht alles und jeden, was auch damit zusammenhängt, dass jedes Tal seinen eigenen Dialekt hat.

Und ja… Ich habe mich einfach in Südtirol verliebt. Ich liebe es von den Bergen umgeben zu sein, einfach von zu Hause aus wandern gehen zu können.
Leider hat es dieses Jahr in den Bergen nicht so viel geschneit, aber dennoch war es wunderschön zumindest ein paar Mal langlaufen zu gehen oder Wanderungen durch die verschneiten Berglandschaften zu machen.
Bozen selbst ist keine Großstadt, aber für mich genau richtig. Man kommt überall gut hin und es ist schön übersichtlich. Außerdem mag ich die Vermischung der Sprachen und Kulturen. Kurz gesagt: Ich will eigentlich nicht wieder weg!