Singing with the Wolf
„Singing with the Wolf“ ist ein Projekt in Italien. Genauer gesagt in Cantalupo in Sabina. Das liegt nördlich von Rom. Unsere Freiwillige Marion ist dort seit gut 2 Monaten und fühlt sich – trotz auch einsamer Stunden in so einem kleinen Ort – super wohl! Hier ihr eindrucksvoller Bericht:
Ciao a tutti!
„Singing with the Wolf“, so nennt sich das Projekt in Cantalupo, Italien, der Ort an dem ich nun schon die ersten zwei Monate meines insgesamt neunmonatigen EVS verbracht habe. Höchste Zeit also für einen kleinen Zwischencheck.
Zuerst zu mir, ich bin Marion, 19 Jahre alt und habe dieses Jahr mein Abitur gemacht. Danach stand es für mich außer Frage, dass ich ein gap-year im Ausland verbringen möchte. Vor allem die italienische Sprache, aber auch das Interesse an der doch komplett anderen Lebenskultur in einem Land, dem wir räumlich gesehen doch so nahe sind, haben mir die Wahl für Italien erleichtert. Und durch die Website „raus von zuhaus“, hatte ich auch schnell das passende Projekt, angeboten von Eurocircle gefunden. Also nichts wie los nach Italien!
Da die Empfängerorganisation, von der ich von Rom aus betreut werde, bis jetzt noch keinen weiteren Volunteer finden konnte, habe ich meine erste Zeit hier allein in der Jugendherberge, dem „Ostello Ginestre“ verbracht. Dieses liegt im Zentrum von Cantalupo zwischen den vielen verwinkelten kleinen Gassen des mittelalterlichen Ortes. Dort hat jeder sein eigenes Zimmer (mit einer traumhaften Aussicht über die Sabiner Hügellandschaft) und Bad sowie eine Gemeinschaftsküche und ein großer Aufenthaltsraum. Manchmal ist es ziemlich schwierig so viel Zeit mit sich alleine zu verbringen, vor allem bei den Essenzeiten oder der üppigen Freizeit wäre es schön vielleicht einen zweiten Freiwilligen zum Austauschen und Zeit verbringen zu haben.
Glücklicherweise wurde ich von den Einwohnern in Cantalupo mit offenen Armen empfangen und besonders meine Projektbetreuerin vor Ort, so wie die beiden Zivildienstler mit denen ich zusammenarbeite geben sich, trotz zugegebenermaßen immer noch vorhandenen Sprachbarrieren, sehr viel Mühe mich in die Gemeinschaft zu integrieren. Von Essenseinladungen, Ausflügen oder Spieleabenden habe ich hier so viel Gastfreundschaft erlebt wie noch nie.
Diese Herzlichkeit konnte mich auch eine wenig darüber hinwegtrösten, dass es im Moment kein wirkliches Projekt für mich gibt, sondern im Grunde nur mit den Zivildienstlern zusammengearbeitet wird. Das bedeutet, dass ich versuche den bestehen Zivildienst zu unterstützen. Leider ist vor allem in den jetzt anbrechenden Wintermonaten wenig zu tun in dem kleinen Ort und so wird oft zu dritt eine einzelne Person für einen Besuch ins Krankenhaus gefahren. Das Projekt des Zivildienstes fußt hauptsächlich auf dem Transport auf Nachfrage oder dem Gesellschaftleisten. Daher sind wir auch immer sehr früh fertig, was in sehr viel Freizeit für mich resultiert, aber einen auch sich ein wenig unwichtig vorkommen lässt. Auch durfte ich schon einen Flyer entwerfen und übersetzen und bei einer Sammelaktion für bedürftige Mütter teilnehmen.
Natürlich habe ich somit sehr viel Zeit die wunderschöne Gegend mit meinem Rad zu erkunden, welches ich glücklicherweise mitgenommen hatte, denn die Busverbindungen sind hier sehr spärlich, besonders am Wochenende. Auch Rom habe ich zusammen mit den anderen Volunteers, die dort leben, gründlich unter die Lupe genommen. Von den typischen Touristenorten wie Fontana di Trevi oder dem Kolosseum, aber auch kleine Parks oder einen Karneval mitten im September hat Rom als Hauptstadt natürlich viel zu bieten. Aber auch die Orte rund um Cantalupo sind nicht weniger sehenswert und fast wöchentlich finden Sagras (traditionelle Feste) statt.
Dennoch habe ich das Gefühl, dass ich mich nützlicher machen möchte und habe angeboten, zu helfen die Bibliothek hier zu digitalisieren, sowie einmal in der Woche für die Kinder eine Nachmittagsbeschäftigung anzubieten. Dadurch erhoffe ich mir, die Sprache noch etwas schneller zu lernen, da die Kurse die ich im EVS-Training und auch von „Cemea Mezzogiorno“ erhalten habe, sehr intensiv aber leider auch zeitlich begrenzt waren.
Es ist natürlich etwas ganz anderes weiter weg von der Metropole in Rom, ganz allein in einem kleinen Ort seinen EVS zu verbringen. Aber dadurch hatte ich auch die Möglichkeit ein viel realistischeres Bild von der italienischen Lebensweise zu erhalten, als das in einer Millionenstadt möglich wäre. Und vor allem die persönlichen Beziehungen zu den Menschen hier, die einem nach kurzer Zeit schon auf der Straße wiedererkennen oder einen auch mal zu einem Kaffee einladen sind hier viel alltäglicher. Besonders die letzten beiden Wochen waren ziemlich turbulent. Erd- und Nachbeben und kurzzeitige Evakuierung aus der Herberge, waren für eine Deutsche doch sehr außergewöhnlich. Aber auch eine Nacht außerhalb kann mit gemeinsamen Filmen und italienischen Kartenspielen angenehm verbracht werden. Im Großen und ganzen kann ich also nur sagen, dass selbst wenn meine Arbeit bis jetzt sehr spärlich war, ich einen Fundus an neuen Eindrücken von Italien, dem Leben der Menschen hier in Cantalupo aber auch in Rom vorzeigen kann und ich jeden anderen auch dazu ermutigen möchte sich für ein EVS-Projekt, welches vielleicht nicht in einer der typischen Metropolen situiert ist, zu entscheiden.
Tanti cari saluti aus Italien!