Sighisoara
Unsere Freiwillige Finja ist für sieben Monate in Rumänien. Genauer gesagt in Sighisoara. Das befindet sich in Transsylvanien… Ihr Freiwilligendienstprojekt dreht sich um Knoblauch und Vampirjagd… nein, Quatsch! Sie hat ein sehr vielfältiges Projekt erwischt und arbeitet auch mit verschiedenen Zielgruppen. Aber lest selbst ihren tollen Bericht!
Ich lebe momentan für sieben Monate in Rumänien und hier sind ein paar Eindrücke aus meiner Freiwilligenarbeit.
Aber zuerst ein bisschen etwas über mich: Ich heiße Finja, komme aus Hamburg und habe mich nach meinem Abitur dazu entschieden, einen Freiwilligendienst über den Europäischen Solidaritätskorpus zu absolvieren.
Anfang des Jahres 2023 stand es für mich fest, dass ich nach Rumänien in ein kleines Örtchen namens „Sighisoara“, auf Deutsch auch „Schässburg“, in Transsylvanien fliegen werde. Hier lebe ich mit 16 Leuten im Alter von 18-30 Jahren aus ganz Europa zusammen.
Unsere Tätigkeiten
Unser Projekt setzte sich hautsächlich aus zwei größeren Aufgaben zusammen:
Für sieben Wochen gingen wir in örtliche Schulen und gaben dort in kleineren Teams Workshops für die Schüler:innen. Nach eigener Vorbereitung verschiedener Themen haben wir uns gemeinsam mit Kindern im Alter von 11-13 Jahren und Jugendlichen im Alter von 15-16 Jahren über Diversität, Stereotypen, gesunde Beziehungen und gewaltfreie Kommunikation ausgetauscht.
Über allem stand für uns die Aufgabe, den Schüler:innen die Form des Nicht-formalen Lernens näherzubringen, die sich von der sehr formalen Art der Schule unterscheidet.
Neben der sprachlichen Herausforderung (nicht alle Schüler sprechen Englisch) war es für mich eine besondere Erfahrung, mit den Schüler:innen zusammen zu arbeiten und ihnen eine andere Art und Weise des Lernens näherzubringen. Auch wenn wir zu Beginn ein wenig Schwierigkeiten hatten, haben wir es geschafft, ein Umfeld zu kreieren, in dem sich die Schüler:innen wohlgefühlt haben an unseren Aktivitäten teilzunehmen.
Die zweite größere Aufgabe bestand darin, einwöchige Camps zu organisieren. Diese fanden in den Sommerferien statt. Hier betreuten wir bis zu 36 Kinder und Jugendliche, mit denen wir für vier Stunden am Tag viele unterschiedliche Aktivitäten unternahmen. Über eine Schnitzeljagd bis hin zu einer kleinen Tanzaufführung war alles mit dabei. Am Ende des Tages waren wir Freiwilligen meistens erschöpfter als die Kinder, wir hatten aber alle ein Lächeln auf dem Gesicht.
Neben diesen beiden Schwerpunkttätigkeiten gaben wir z.B. wöchentlich Englisch-Unterricht für Einwohner:innen und hatten die Möglichkeit drei bis vier Mal die Woche der Organisation „Veritas“ zu Helfen. Hier nahmen wir an Treffen von Senior:innen und Mitglieder der Special-Needs Gruppe teil. Außerdem hatten wir kleinere Projekt für unsere Social-Media Plattformen und sind gemeinsam mit dem Einwohner:innen auf eine Wanderung zur Sommersonnenwende gegangen.
Die Unterkunft
Während unseres Aufenthalts lebten wir also alle 17 internationalen Freiwilligen gemeinsam in einem großen Haus und teilten uns jeweils mit einer Person ein Zimmer. Jedes Zimmer hatte sein eignes Bad, während die Küche und der Essensraum gemeinsam genutzt wurden. Da 17 Leute sehr viel Dreck und Müll produzieren, stellten wir ein Cleaning-Team aus vier bis maximal fünf Personen zusammen, die jede Woche alle Stockwerke wischten und die Küche sauber halten mussten. Das klappte manchmal besser manchmal schlechter. Auch dies war eine neue Erfahrung, da wir nicht nur für unserer eigenes Zimmer Verantwortung übernehmen mussten. So hat auch nicht jeder immer alles sauber hinterlassen.
Viel Spaß erlebten wir während unserer gemeinsamen Ausflüge: z.B. haben wir zu Beginn unseres Projekts häufig Wochenendausflüge in naheliegende Städte unternommen. Über den längeren Zeitraum haben sich natürlich kleinere Grüppchen gebildet und auch, wie es zu erwarten war, kamen einige mit anderen besser zurecht als mit anderen. Trotz dieser Herausforderung hatten wir viele schöne gemeinsame Momente und haben gelernt, den anderen zu akzeptieren und Meinungsverschiedenheiten zu respektieren.
Weitere Erfahrungen
Ich habe Rumänien als ein Land mit vielen Kontrasten erlebt: so haben wir mit Kindern zusammengearbeitet, die schon im Alter von 10 Jahren fließend Englisch sprechen konnten. Auf den Straßen sahen wir aber auch Kinder, die um Geld bettelten und nicht zur Schule gingen. Ebenso stießen wir auf pompöse Häuser und nur ein paar Schritte weiter folgte eine versteckte Siedlung mit vielen notdürftigen Kasernen.
Was mir vor meiner Abreise Sorgen bereitet hatte, war die Kommunikation, bis mir aufgefallen war, dass viele Rumän:innen Deutsch sprechen können. Oftmals sogar besser als Englisch. Das vereinfacht oftmals die Kommunikation. Mit einem Mix aus Rumänisch, Deutsch und Englisch habe ich es meisten geschafft, mich zu verständigen und bei unseren Projekten hatten wir die meiste Zeit ein/e Übersetzer:in. Unsere Projekte trafen außerdem auf viel Zustimmung. Wir haben bisher viele positive Rückmeldungen zu unseren Workshops, Englisch-Stunden und Sommer Camps erhalten. Allgemein habe ich erfahren, wie herzlich und dankbar viele sind. Gastfreundschaft hat in Rumänien eine sehr große Bedeutung.
Zusammengefasst habe ich mich sehr wohl in meinem Projekt gefühlt und viele neue Freud:innen gefunden, die ein wichtiger Teil in meinem Leben geworden sind.