Raising awareness to Europe
„Raising awareness to Europe with children and young people in rural area“ so der komplette Titel dieses EFD-Projekts im Südwesten Frankreichs. Genauer gesagt in Ribérac. Unsere Freiwillige Marlene ist dort für ein ganzes Jahr. Sie ist nicht unsere einzige Freiwillige dort und genießt die Vielfältigkeit der Aufgaben und der Region. Hier ihr Bericht nach fast 4 kompletten Monaten:
Einzigartige Erfahrungen machen, eine andere Sprache sprechen, in eine fremde Kultur eintauchen und mit Kindern arbeiten – dafür habe ich meinen gewohnten Alltag und meine Heimat verlassen und bin für ein Jahr ins 1.049 km entfernte Ribérac in Frankreich gezogen.
Die kleine 4000-Einwohner-Stadt liegt etwa anderthalb Stunden von Bordeaux entfernt, im Département Dordogne der Region Nouvelle-Aquitaine.
Ich wohne hier mit einer anderen deutschen Freiwilligen zusammen in einer großen Wohnung, die sich auf dem Gelände des Collège in Ribérac befindet.
Wir arbeiten beide für die Communauté de Communes du Pays Ribéracois – es hat etwas gedauert bis ich verstanden habe, was genau das ist, weil ich in Deutschland keine derartige Einrichtung kenne.
Es handelt sich dabei um einen Zusammenschluss von über 40 Kommunen im Umkreis Ribéracs, die gemeinsam alles koordinieren was mit Tourismus, wirtschaftlicher Entwicklung, Kindern, Jugend, Kultur, Sport und Freizeit zutun hat.
Ich arbeite zum größten Teil in der Ganztagsbetreuung mit Kindern im Alter von zweieinhalb bis neun Jahren.
Das war auch zuerst eine riesige Herausforderung für mich, da ich vorher keine wirklichen Erfahrungen mit Kindern hatte und es auf einer anderen Sprache noch viel schwieriger ist, einem Kind zu erklären, warum es sich nicht im Vorhang einwickeln, im Regen auf den Boden legen oder schreiend durch die Gegend rennen sollte.
Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt und die Kinder (auch die sehr „lebhaften“…) ins Herz geschlossen. Wenn ich doch mal nicht weiter weiß, kann ich mich immer an meine Kollegen wenden, die wirklich sehr nett, aufgeschlossen und interessiert sind.
Wenn es andere Probleme gibt, habe ich immer die Möglichkeit mit meiner Tutorin zu sprechen, die auch sehr engagiert und bemüht ist.
So haben wir zum Beispiel letztens erst den Wochenplan umorganisiert, weil einzelne Wochentage doch ziemlich lang und stressig waren.
Zusätzlich zur Ganztagsbetreuung begleite ich im Collège zwei Stunden die Woche den Deutschunterricht, mache kleine Vokabelübungen mit den Schülern und stehe ihnen für Fragen zur Verfügung.
Außerdem präsentiere ich den Europäischen Freiwilligendienst vor Jugendlichen, die die Schule abgebrochen haben oder noch nicht wissen, was sie später einmal machen wollen.
Und schließlich habe ich noch viel Zeit im Büro um an persönlichen Projekten zu arbeiten, dazu gehört unter anderem, dass ich mir interkulturelle Aktivitäten überlege um den Kindern die deutsche Sprache und Kultur näherzubringen.
Ich habe zum Beispiel mit ihnen „O Tannenbaum“ gesungen, Nikolaus gefeiert (das macht man hier normalerweise nicht) und ich bringe ihnen jeden Tag ein kurzes Wort (Hallo, Danke, Tschüss, etc.) auf Deutsch bei. Es macht einfach viel Spaß, wenn die Kinder kommen und mich dann mit „Guten Tag“ begrüßen oder unbedingt ein neues Wort lernen wollen.
Als weiteres persöhnliches Projekt habe ich zusammen mit meiner Tutorin und meiner Mitbewohnerin ein Sprachcafé organisiert, für Leute, die ihr Englisch oder Französisch verbessern wollen.
Jetzt aber genug mit Arbeit !
Natürlich habe ich auch Freizeit, die ich mit unterschiedlichen Aktivitäten verbringe.
Zuerst muss gesagt sein, dass Ribérac wirklich auf dem Land liegt und es deshalb nicht unbedingt das selbe Freizeitangebot gibt wie in großen Städten.
Nichtsdestotrotz gibt es hier einige Sportvereine, eine Musikschule, ein Kino, eine Bibliothek und ein Kulturforum, in dem es Kunstaustellungen gibt.
Zum Shoppen gehen ist man hier an der falschen Adresse, dazu muss man mindestens ins 40 Minuten entfernte Périgueux fahren.
Auch wenn man in Ribérac nicht unbedingt immer etwas Neues entdecken kann, gibt es in der Umgebung viele andere sehenwerte kleine Städte, die man auf jeden Fall am Wochenende einmal besichtigen sollte. Darunter zum Beispiel Aubeterre, das als eines der schönsten Dörfer Frankreichs eingestuft wurde.
Etwas weiter weg, aber perfekt für einen Wochenendtrip ist Bordeaux. Ich habe mich sofort in die Stadt verliebt, denn gerade wenn man aus einer Großstadt kommt ist es eine willkommene Abwechslung zum Landleben.
Wenn man in Bordeaux in den Bus steigt, ist man in anderthalb Stunden im Surferhotspot Lacanau an der Atlantikküste – ist auf jeden Fall auch einen (oder mehrere) Besuch(e) wert.
Generell kann ich jetzt schon sagen, dass es die richtige Entscheidung war nach Ribérac zu ziehen.
Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich, die Menschen sehr herzlich und auch die Dordogne gefällt mir sehr gut.
Natürlich gibt es hier auch Probleme, man erreicht Tiefpunkte und überhaupt ist alles anders als ich es mir vorgestellt hatte. Manches ist schlechter oder fällt mir schwerer als ich dachte, andere Dinge sind viel viel besser als ich erwartet hätte.
Auf jeden Fall ist es eine Herausforderung, die einen manchmal an seine Grenzen bringen kann, aber das sind die Erfahrungen, die man hier macht, auf jeden Fall zu 100% wert.