L’ESCole du micro d’argent
„L’ESCole du micro d’argent“ ist ein Freiwilligendienstprojekt in Marseille/Frankreich. Unsere Freiwillige Katharina ist dort seit fast 5 Monaten, unterstützt die Arbeit an einem Gymnasium und steht kurz vor ihrem Bergfest. Wir sind dieser Stadt ja sehr verbunden und auch Katharina hat sich mit ihr angefreundet, nachdem sie eigentlich mit Aix-en-Provence Freuindschaft schließen wollte. Aber lest selbst über dieses kurze Verwirrspiel zu Beginn…
Als ich mich für mein Projekt bewarb ging ich noch davon aus, dass dieses in Aix-en-Provence, einer Studentenstadt in Südfrankreich stattfinden würde.
Durch eine Verwechslung bei der Bewerbung wurde ich dann allerdings an einem Gymnasium in Marseille angenommen, also Frankreichs zweitgrößter Stadt, die mir erstmal nicht so viel sagte.
Ich gab also „Marseille“ in die Suchmaschine ein und wurde direkt mit Suchvorschlägen wie „Kriminalitätsrate“ oder „gefährlichste Stadt Europas“ überhäuft.
Da war mir natürlich erst einmal etwas mulmig zumute, aber da mir das Projekt wirklich gefiel und ich dann doch noch einige positive Berichte über Marseille finden konnte, beschloss ich der Stadt eine Chance zu geben.
Ungefähr 2 Monate später saß ich dann im TGV nach Marseille und wusste nicht so wirklich was ich erwarten sollte, was mich erwarten würde.
Denn während die einen von Marseille als junge und lebendige Stadt schwärmten, beschwerten sich die anderen über Dreck und Kriminalität. Um das schon mal vorweg zu nehmen: bisher kann ich beides bestätigen. Aber dazu später mehr.
Zuerst einmal kam ich gegen 22 Uhr am Hauptbahnhof in Marseille an und wurde dort abgeholt und zum Hostel gebracht, in dem ich die erste Woche verbrachte.
Dort angekommen lernte ich gleich zwei andere Freiwillige kennen, mit denen ich mein Zimmer teilte. Alle Ängste, dass es schwierig sein könnte, Menschen kennenzulernen waren unbegründet, denn mit einer der beiden Mädchen verstand ich mich so gut, dass wir gleich einmal die halbe Nacht durquatschten.
Tatsächlich besuchen wir uns auch jetzt noch fast jedes Wochenende. Die erste Woche, die „Welcoming Week“, verbrachten wir mit ca. 30 anderen Freiwilligen aus der ganzen Region, sodass es wirklich ein Kinderspiel war Kontakte zu knüpfen und erste Freundschaften zu schließen.
Freitags ging es dann durch ganz Marseille in meine Wohnung, die ich mir mit einer anderen deutschen Freiwilligen teile.
Wir arbeiten beide an einem Gymnasium und unsere Hauptaufgabe besteht darin im Deutschunterricht zu assistieren. Das bedeutet, dass wir Präsentationen und Workshops zur deutschen Kultur und Sprache vorbereiten, um den Schülern einen authentischen Zugang zur Sprache zu verschaffen und einen interkulturellen Austausch zu ermöglichen. Zusätzlich haben wir einen eigenen kleinen Blog auf der Website der Schulbibliothek, auf dem wir über alles Mögliche berichten.
Teilweise helfen wir dann noch im Vie Scolaire oder besuchen verschiedenste Kurse, um das französische Schulsystem besser kennenzulernen.
Anfangs waren unsere Arbeitsbereiche nicht klar definiert, was den Start etwas erschwerte. Letztlich wurden wir dann aber einfach selbst aktiv und haben uns eigene Arbeitsbereiche geschaffen, sodass wir unseren Platz an der Schule mittlerweile gefunden haben.
Natürlich war das zunächst schwierig, aber dadurch lernten wir selbstständig zu arbeiten und uns gezielt einzubringen. Man lernt auch nochmal mehr selbstständig zu sein und sich bewusst einzubringen.
Da ich seit fast fünf Monaten hier bin, habe ich mich nicht nur in der Schule, sondern auch in Marseille ganz gut eingelebt.
Das Großstadtleben war für mich zunächst ungewohnt, da ich aus einer Kleinstadt komme. Sogar das Metro fahren war am Anfang neu für mich und ich musste mich daran gewöhnen, auch wenn es sowieso nur zwei Linien gibt. Mittlerweile ist das alles aber kein Problem mehr und ich lebe wirklich gerne hier.
Trotzdem fällt es mir unfassbar schwer ein Zwischenfazit über Marseille zu schreiben, da es einfach eine sehr polarisierende Stadt ist.
Es ist wirklich laut und dreckig, aber es ist eben auch multikulturell, bunt und lebendig. Vielleicht ist aber auch genau diese Mischung das, was Marseille so authentisch und dadurch charmant macht.
Generell fühle ich mich hier auch nicht unsicher, auch wenn z.B. Catcalling ein großes Problem ist und man wirklich aufpassen muss, dass einem nichts geklaut wird… aber ich denke das ist leider in vielen Großstädten ähnlich.
Letztendlich kann ich nur sagen, dass ich wirklich froh bin über die Verwechslung bei der Bewerbung und dass ich Marseille eine Chance gegeben habe.
Ich hoffe, die Stadt im Sommer noch von einer etwas normaleren Seite kennenzulernen zu dürfen.
Und noch zum Schluss: Natürlich macht die Corona- Situation Vieles um einiges schwieriger und es wäre gelogen, würde ich sagen, dass es nicht oft deprimierend ist. Aber letztendlich ist es im Moment überall so und man muss es leider einfach so nehmen wie es ist, und das Beste daraus machen.
Und wenn „das Beste daraus machen“ bedeutet auch im Januar noch mit einem Kaffee am Strand sitzen zu können, dann kann ich das ganz gut akzeptieren!