Les Ateliers
Unsere Freiwillige Liv leistete einen sehr interessanten Freiwilligendienst in Castres. Das liegt in Süd-Frankreich in der Ecke von Toulouse… Interessant deshalb, weil es immer um Kreativität geht und um 2 Bereiche in denen man diese Ausleben kann: Im Restaurant oder/und im Up-Cycling von Gebrauchsgegenständen. Und das alles in einem tollen Team, in einer tollen Gegend! Lest den schönen Bericht von Liv!
Hi Leute, ich heiße Liv und 9 Monate meines FSJ in Castres (Südfrankreich, ca. 80 km von Toulouse entfernt) liegen jetzt hinter mir. Nach dem Abitur im Sommer 2023 bin ich zu meinem Abenteuer „Leben, Arbeiten, Lernen in unserem schönen Nachbarland“ aufgebrochen und möchte euch ein bisschen aus meinem Alltag hier berichten.
Castres ist eine kleine, aber echt schöne Stadt. Um direkt mit Leuten vor Ort in Kontakt zu
kommen, habe ich mich sofort in einem Tanzstudio angemeldet, das ich immer noch
regelmäßig besuche. Demnächst wird eine öffentliche Präsentation der Ergebnisse unserer
Kurse stattfinden, auf die ich schon sehr gespannt bin.
Ansonsten hat Castres eine hübsche Innenstadt mit ein paar netten Bars und einem ganz tollen Café („Champs du sud“) zu bieten. Wer aus der Kleinstadt mal raus will, dem empfehle ich, unbedingt Ausflüge nach Toulouse zu machen. Der Bus dorthin kostet nur 2 Euro und dort ist garantiert immer etwas los!
Während meiner Zeit habe ich mit Freunden auch viele selbst organisierte Trips in die
Umgebung gemacht. Das Mittelmeer ist nicht weit und die Natur rund um Castres bietet auch viele schöne Ausflugsmöglichkeiten.
Wir drei Freiwilligen (Aitana; Spanien/Kolumbien, Anry; Estland und ich) von „Les Ateliers“
sind in verschiedenen WGs untergebracht. Ich wohne in einem großen Haus und habe
zeitweise meinen Alltag dort mit vier französischen Männern geteilt, die verschiedener nicht hätten sein können. Gerade am Anfang war das für mich schon eine kleine Herausforderung:
vier Männer, ein Lehrer, ein Elektriker, ein Arbeitssuchender und ein Student, und
Kommunikation ausschließlich auf Französisch, da zwei von ihnen nur wenige Brocken
Englisch konnten!!!
Aber, es hat funktioniert. Ich habe durch meine Wohnsituation mein
Französisch sehr verbessern und ganz tolle neue Leute aus unterschiedlichen Lebenswelten kennenlernen können. Die Zimmer in den drei WGs sollen voraussichtlich im kommenden Jahr von „Les Ateliers“ nicht mehr angemietet werden, deshalb kann ich nicht mehr zu künftigen Wohnsituationen sagen. Aber so oder so: Habt ihr Probleme mit eurer Unterbringung, könnt ihr euch immer an eure Tutorin vor Ort wenden.
Das Projekt von „Les Ateliers“ bietet den Freiwilligen zwei Einsatzorte und –bereiche. Einige Tage in der Woche arbeite ich in der „Recyclerie“. Dort geben Leute ihre alten Möbel ab und wir reparieren sie oder machen etwas Neues aus ihnen. Die Arbeit in der Werkstatt hat mir immer Spaß gemacht. Es gab sowohl Tage, die sehr aufregend und spannend waren, als auch solche, an denen wir eher eintönige Arbeiten (wie z.B. stundenlanges Zerlegen von Paletten) verrichtet haben. Trotzdem ist die Arbeit in der „Recyclerie“ für mich immer ein Wochenhighlight, weil die Arbeitsatmosphäre dort sehr angenehm ist und unser „Chef“ Marcin uns immer auf Augenhöhe behandelt.
Der andere Teilbereich findet in dem vor allem mittags sehr gut besuchten Restaurant „La
Table de Les Ateliers“ statt. Das Restaurant arbeitet mit lokalen Produkten und wir werden
hauptsächlich in der Küche eingesetzt. Die Arbeitsbereiche in der Küche sind klar unter den
dort Arbeitenden aufgeteilt und sehr routiniert. Für uns Freiwillige bleiben häufig die Bereiche „Gemüse schneiden“, „Teller abwaschen“, „sauber machen“ übrig. Das hat über einen so langen Zeitraum bei uns manchmal auch zu Frustration und Langeweile geführt. Meine Erwartungen, auch in andere Teilbereiche, wie zum Beispiel den Einkauf bei lokalen
Händlern, die Mitgestaltung der Website oder das Planen und Organisieren von abendlichen Veranstaltungen (die hier regelmäßig stattfinden), miteinbezogen zu werden, haben sich leider nicht oder nur selten erfüllt. Trotzdem möchte ich dazu ermutigen, eigene Ideen, was die Programmgestaltung am Abend (Konzerte, Quiz-, Spiele- Karaokeabende, politische Diskussionen, Poetry Slams usw.) angeht, anzusprechen und Vorschläge zu machen. Mit genügend Eigeninitiative und Ausdauer schafft ihr es vielleicht, dem Team einen Schubs zu geben.;-)
Positiv hervorzuheben ist, dass wir an allen kulturellen Veranstaltungen, sollten wir nicht
gerade arbeiten, teilnehmen können. Die Events haben wir oft besucht und waren immer
davon begeistert.
Abgesehen von der Arbeit in Werkstatt und Küche wird uns zurzeit auch ermöglicht, ein
persönliches Projekt in Form eines Podcasts zu realisieren. Wir wollen verschiedene lokale
Bands vorstellen, haben schon Interviews geführt und schreiben gerade das Konzept. Dann
geht es ins „hauseigene Tonstudio“. Das ist eine Arbeit, die mir richtig Spaß macht und zum
Ende hin auch noch mal ordentlich Abwechslung bringt.
Als vorläufiges Fazit bleibt nur zu sagen: Ich habe meinen Entschluss, nach Castres zu
gehen, nicht bereut, auch wenn nicht immer alles reibungslos verlaufen ist. Ich habe Leute
aus den verschiedensten Ecken der Welt kennen- und liebengelernt. Ich habe, wann immer
es passte, Frankreich bereist. Ich habe meine Sprachkenntnisse vertieft. Ich habe mehr über meine eigenen Bedürfnisse und Grenzen erfahren und gelernt, diese auch zu artikulieren.
Höhepunkte des Jahres waren für mich auch die beiden Freiwilligenseminare. Hier haben
sich richtige Netzwerke von Leuten ergeben, von denen ich schon jetzt einige, auch wenn sie in einer ganz anderen Ecke Frankreichs ihr FSJ ableisten, besucht habe oder sie zu Besuch in Castres waren. Diese Kontakte bleiben hoffentlich auch bestehen, wenn alle wieder zurück in ihren Heimatländern sind. Dann wird mein Abenteuer, andere Kulturen
kennenzulernen, bestimmt eine Fortsetzung haben!
Falls ihr Fragen habt, könnt ihr euch gerne beim mir melden: Instagram: Aperi.liv
Bises
Liv