Island of Opportunity
„Island of Opportunity“ war ein ziemlich reizvolles Projekt auf einer finnischen Insel vor Turku. Unsere Freiwillige Patricia war dort für 7 Monate. Es handelt sich bei dem Projekt um eine Öko-Community, die… ach was, besser liest sich Patricias Bericht:
Im Rahmen meines EFD hat es mich nach Finnland verschlagen. Genauer gesagt auf eine Insel namens Livonsaari im Turku-Archipelago mit ungefähr 250 Einwohnern. Dort habe ich 7 Monate in einer community gelebt und gearbeitet. „Livonsaaren ytheisökylä (= Livonsaari Dorfgemeinschaft) ist der finnische Name der community. Es ist ein eher ungewöhnliches EFD Projekt. So möchte ich kurz erklären wie die community aufgebaut ist, was meine Aufgaben waren und was es heißt in dieser community zu leben.
Allgemeines zur community
In der community leben ca. 30 Erwachsene und 13 Kinder. Auf 66 Hektar Land befinden sich Felder, Wald, Gemeinschaftshäuser, Wohnhäuser, Ställe, Saunen, u.v.m. In drei Gemeinschaftshäusern leben mehrere Leute zusammen. Außerdem haben sich viele Familien oder Einzelpersonen ein eigenes Haus gebaut. Des Weiteren gibt es noch Pferde, Schafe, Ziegen und Hühner.
Viele Bewohner haben ihre eigene Firma in der community verwirklicht. Somit gibt es auf dem Gelände eine Bäckerei (wodurch wir mehrmals die Woche frisch gebackenes Bio-Brot hatten). Außerdem gibt es eine Heilerin (z.B. Akupunktur, Massage, Schröpfen), einen Blockhausbauer, Dekorationsfirma, Reitlehrer und eine Art tiertherapeutische Einrichtung auf dem Gelände. Des Weiteren gibt es noch den cooperative organic garden. Hier wird auf einem Hektar Land verschiedenes Gemüse angebaut und einmal wöchentlich in Öko-Kisten an alle Mitglieder der Kooperative ausgeliefert.
Das Gelände ist einfach riesig. Nach meiner Ankunft gab es eine Besichtigungstour welche locker 3 Stunden gedauert hat. Denn auch wenn viele Leute ihre eigenen Häuser haben – der nächste direkte Nachbar ist ein Stück weg.
Unsere Unterkunft
Wir waren insgesamt 4 EFD Freiwillige aus 4 verschiedenen Ländern, die sich gemeinsam mit unserer Mentorin/ Arbeitskoordinatorin ein Gemeinschaftshaus geteilt haben. Dies war sehr gut organisiert, da wir somit alle anstehenden Aufgaben u.ä. gleich besprechen konnten und unsere Mentorin/ Arbeitskoordinatorin vor Ort war. Außerdem wurde uns Freiwilligen noch ein Auto zur Verfügung gestellt, um z.B. unsere Einkäufe in der 20km entfernten Stadt Naantali zu erledigen. Denn direkt auf der Insel gibt es nur einen kleinen Dorfladen.
Was ich den ganzen Tag so gemacht habe…
Die Idee ist in der community zu leben und die Bewohner zu unterstützen. Deshalb wurde jede Woche geschaut wer Hilfe benötigt. Das kann somit alles sein… Besonders viel haben wir Freiwilligen im organic garden geholfen. Bevor es aufs Feld ging haben wir erst einmal im Gewächshaus Setzlinge gezüchtet, dann später aufs Feld gepflanzt und dann hieß es Unkraut jäten, ernten und die Öko-Kisten jede Woche packen. Mein Fazit: Gartenarbeit ist leider nichts für mich und meinen Rücken. Aber als Stadtpflanze muss ich sagen, dass ich viel dazugelernt habe.
Ich hatte dann doch größeren Spaß an allem was mit lauten Maschinen zu tun hatte. Unsere erste Aufgabe nach Ankunft war z.B. Feuerholz machen mit Motorsäge und Axt. Der Muskelkater am nächsten Tag hatte es echt in sich.
Mit meiner Vorliebe für die Motorsäge hatte ich die Möglichkeit zu lernen wie man ein Loghouse baut. Also die Stämme so zu bearbeiten, dass alles ohne Nägel ö.ä. passt. In meinem Fall war es kein Wohnhaus, sondern für Feuerholzlagerung. Es ist nicht einfach, da man sehr präzise mit der Kettensäge umgehen muss. Aber ich habe die Grundlagen verstanden und mich auch an der Motorsäge versucht. Und am Ende hat es auch gepasst.
Was ich an der community besonders schätze, dass du alles ausprobieren kannst was du möchtest. Somit hatte ich die Möglichkeit Traktor und Mähdrescher zu fahren, ein Haus mitzubauen (von Lehmwänden hochziehen bis Schornstein bauen), u.v.m..
Ein größeres Projekt war außerdem noch ein Gemeinschaftsgebäude von außen zu streichen. Das bedeutete erst einmal ein Gerüst zu bauen, dann die alte Farbe abzukratzen und wieder zu streichen.
Eine weitere wichtige Aufgabe war, dass jeder Freiwillige einmal im Monat für eine Woche das gemeinsame Mittagessen gekocht hat. Von Montag bis Freitag konnten alle aus der community gemeinsam Mittag essen. Unsere Aufgabe war alles zu planen, einzukaufen und zu kochen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten (versuch mal alle Zutaten zu finden, wenn du kein Wort Finnisch kannst und ein Mittagessen für durchschnittlich 15 Personen zu planen) habe ich mich dann doch sehr gut zurecht gefunden. Und sobald die Erntezeit auf dem Feld losging hatten wir auch vor der Haustür leckeres, frisches Gemüse.
Die Hauptsprache war Englisch. Aber wir hatten einmal die Woche Finnischunterricht. Niemand ist davon ausgegangen, dass man die finnische Sprache schnell lernt. Es ging darum ein paar Grundlagen zu lernen. Ich habe mich sehr bemüht die Sprache zu lernen, aber es war echt hart und irgendwie auch unmöglich.
Das Leben in der community
Alle Bewohner in der community haben es mir sehr leicht gemacht mich schnell einzugewöhnen und mich als Teil der community zu fühlen. Wenn man eine Vorliebe für Sauna hat ist es anfangs besonders einfach Leute kennenzulernen und ins Gespräch zu kommen. Denn ja… dieses Klischee stimmt. Die Sauna ist der Ort wo man zusammenkommt und sich unterhält.
Schlussendlich muss ich zugeben, dass ich nicht viel von Finnland gesehen habe. Es war immer was los in der community und ich hatte nicht das Bedürfnis mal von der Insel abzuhauen. Auch in meiner Freizeit habe ich gerne z.B. ein Segelboot repariert, einen Zaun für die Rinder gezogen oder alle anderen Sachen gemacht, die jeder Bewohner so am Wochenende oder abends noch erledigt hat und Hilfe brauchte. Für mich gab es am Ende nicht mehr Arbeit oder Freizeit an sich. Ich habe das gemacht was gerade anstand. Was natürlich auch hieß zusammen in die Sauna zu gehen, abends zusammen ein Lagerfeuer zu machen und einfach Zeit zusammen verbringen. Aber natürlich hatte man auch immer die Möglichkeit alleine zu sein, sich einfach mal zurückzuziehen und die Natur zu genießen.
Was mir besonders gefallen hat, dass es in dieser community keine Regeln gibt. Natürlich im Zusammenleben wird Wert auf respektvollen Umgang gelegt. Und auch im Hausbau bzw. im Alltag wird Wert auf ein nachhaltiges und ökologischen Umgang mit Ressourcen gelegt. Aber schlussendlich ist es wichtig, dass jeder so leben kann wie er/sie möchte.
Schlussendlich kann ich nur jedem diese Projekt empfehlen, WENN man interessiert ist auf dem Land zu leben, anpacken kann, gemeinsam mit vielen verschiedenen Menschen zusammen leben möchte, interessiert an einer ökologischen Lebensweise, ein offener und zugewandter Mensch ist und Sauna zu mögen kann auf jeden Fall auch nicht schaden 🙂