16 Mai

Intergr’Action

„Intergr’Action“ ist ein ziemlich großes Freiwilligendienstprojekt mit mehreren Freiwilligen aus verschiedenen Ländern, das von unserer „Mutter“-Organisation in Marseille koordiniert wird. Auch wir haben eine Freiwillige in diesem Projekt, die direkt bei unserer „Mutter“-Organisation arbeitet. Fabienne hat einen tollen Bericht geschrieben. Hier ist er!

„Franchement… beuuhh…du coup… En fait… voilà quoi.. c’est ouf …tu vois?“ Hiermit hat man dann auch schon die allerwichtigsten Wörter der französischen Sprache zusammengefasst, die auch in jedem zweiten Satz gebraucht werden müssen, sonst fällt direkt auf, dass man doch nicht ganz dazugehört.

Nach über 7 Monaten kommen diese Floskeln nun automatisch, wenn ich Französisch spreche und schleichen sich sogar manchmal bei Deutsch oder Englisch ein.
Das mit den Sprachen ist sowieso eine Sache für sich. Zwar träume ich immer noch hauptsächlich auf Deutsch, doch hatte ich auch schon die ein oder andere Konversation auf Englisch oder Französisch in meinen Träumen und wenn ich müde bin, sind dreisprachige Sätze gar nicht so selten. Ganz zu schweigen davon, wie fließend ich plötzlich Französisch spreche, wenn ich ein paar Weinchen trinke…

Eines meiner Ziele dieses SVEs (Service Volontaire Européen) war es, nach fünf Jahren mein Schulfranzösisch wieder auszupacken, darauf aufzubauen und richtiges Französisch zu lernen.
Ebenso wollte ich nach meinem Studium weg von der Theorie und hin zur Praxis und einen Einblick in ein potentielles zukünftiges Arbeitsfeld bekommen.
Nun bin ich in Marseille gelandet, womit sich diese Ziele erfüllt haben oder ich ihnen zumindest ein gutes Stück näher gekommen bin, da der Marseiller Akzent nicht immer ganz einfach ist.

Ich arbeite hier in dem gemeinnützigen Verein „Eurocircle“, der verschiedenste interkulturelle Projekte entwickelt und durchführt, vor allem im Bereich internationaler Jugendmobilität.
Seit Mitte September 2018 bin ich als Freiwillige im „Pôle Stage“ tätig und habe verschiedenste Aufgaben: Recherche von Praktika innerhalb der EU und in der Region, Seminare über interkulturelle Sensibilisierung sowie Evaluierung für Jugendliche vor und nach deren Auslandspraktika planen und durchführen, Projektanträge schreiben, über verschiedene Mobilitätsprogramme informieren,…

Die Arbeit passt wirklich perfekt zu dem, was ich mir erwartet hatte bzw. ist sogar besser als das, was zu einem großen Teil auch an meinem tollen Team liegt.
Wir sind inzwischen drei Freiwillige aus Italien und Deutschland plus mein Chef, ein Franzose. Es ist eine super Atmosphäre, in der jede_r Fragen stellen kann und wir uns gegenseitig unterstützen. Anfangs gab es aber natürlich einige Dinge, an die ich mich gewöhnen musste, beispielsweise war ich die einzige, die wegen einer nahenden Deadline gestresst ist und die mit einem „tranquille, t’inquiète“, beruhigt wird.
Oder die anfangs unglaublich lange Mittagspause von 1 1/2 Stunden, die ich inzwischen ganz angenehm finde, um Einkäufe zu erledigen oder um einfach etwas die Sonne zu genießen. Auch das Französisch fiel und fällt mir nicht leicht und hat zu Beginn schon manchmal zu Frustration geführt, aber auch hier ist wichtig, sich zu sagen, dass das normal ist und dazugehört und man so auch unglaublich viel lernt.

Genau deswegen lässt man sich ja auch auf so einen Freiwilligendienst ein und wagt sich in ein anderes Land; man lernt, Herausforderungen anzunehmen und ihnen positiv zu begegnen. Ich selbst habe mich in den letzten Monaten ein gutes Stück näher kennengelernt, ich habe mich selbst überrascht, habe Entscheidungen getroffen und schwierige Situationen gemeistert und bereue in keiner Sekunde, mich für das Abenteuer EFD entschieden zu haben.

Das liegt neben meiner Arbeit, die mir viel Spaß macht, auch an den Menschen, die ich ins Herz geschlossen habe sowie an der Stadt.
Marseille mit all seinen Gegensätzen, für manche vielleicht zu laut und zu dreckig, hat viel zu bieten für den, der sich darauf einlässt und der es gerne divers, bunt und sonnig hat. Und wenn man genug von der Stadt hat, fährt man 45 Minuten und befindet sich in den wunderschönen Calanques, wo man beim Wandern und Baden durchatmen und die Seele baumeln lassen kann.