Interculturalité en territoire rural, aux Francas de Dordogne
„Interculturalité en territoire rural, aux Francas de Dordogne“ ist ein EFD-Projekt in Frankreich, nicht weit von Bordeaux entfernt. Unsere Freiwillige Wayra ist in einem Projekt beschäftigt, wo sie mit Kindern und Jugendlichen zu tun hat. Sie hat uns einen wirklich köstlichen, ehrlichen und sehr gut geschriebenen Bericht geschickt! Viel Spaß damit!
A: “Ich werde ein EFD in Périgueux machen.”
B: “Ein was?”
A: “Nen Europäischen Freiwilligendienst in Frankreich.”
B: “Ist das vom Militär?”
A: “Nene das kannste dir wie nen Freiwilliges Soziales Jahr vorstellen nur halt in einem anderen europäischen Land.”
B: “ Achso und wo in Frankreich?”
A: “Périgueux”
B: verwirrter Blick und verlegenes Lachen
A: lachend “Das ist in der Nähe von Bordeaux, also so ein bisschen südwestlich”
B: “Ahh das ist ja echt cool! Hey Karl, wusstest du, dass Wayra nen EFD in der Nähe von Bordeaux machen wird?”
C: “Ein was?”
und so fing alles an.
Ich saß im Flugzeug, immer noch nicht ganz im Klaren was ich gerade mache. Ich hatte mich den Tag davor von meinen Freunden verabschiedet wie eine “emotionale Kartoffel”, um einen Freund hier zu zitieren, also ohne Tränen oder große Gefühle.
Angekommen in Périgueux mit Loreen, einer anderen Freiwilligen, die ich auf dem Weg getroffen habe, lernten wir unsere Tutorinnen kennen und ich meine Mitbewohnerin. Natürlich wurde auch gleich ein Foto gemacht, was meine Freude, Erleichterung angekommen zu sein, Angst, Neugierde und vor allem meine Müdigkeit sehr gut einfängt.
Der erste Monat war eine emotionale Achterbahn. Ich realisierte, dass ich hier für ein Jahr bin und meine Gefühle kamen endlich zum Vorschein. Meine Tutorin und ich kümmerten uns um das Bankkonto und die SIM-Karte und ich wurde langsam an meine Arbeit gewöhnt.
Ich arbeite in einer Organisation namens “Les Francas de Dordogne”. Dort rede ich über den EFD in Einrichtungen für Jugendliche und versuche Interesse zu wecken. Außerdem werde ich ab nächstes Jahr Aktivitäten für Kinder über deutsche Kultur machen, die ich jetzt vorbereite. Bisher habe ich zusammen mit anderen von Les Francas Aktivitäten zum Thema “Kinderrechte” gemacht. Diese Aktivitäten finden alle in so genannten “Centres de Loisir” statt, wo Kinder vor und nach der Schule hingehen und betreut werden, etwa wie ein Hort. Bei der Arbeit habe ich wirklich viel Freiraum. Am Anfang war das sehr schwierig, weil ich nicht so ganz wusste, was ich machen sollte und mich verloren gefühlt habe.
Auch in meiner Freizeit war es wirklich schwer in dem ersten Monat Anschluss zu finden. Périgueux ist nunmal eine sehr kleine Stadt mit wenig jungen Leuten. Genau deswegen war das Arrival Training so hilfreich und nötig für mich. Ich habe so viele Leute aus verschiedenen Ländern kennengelernt, denen es fast allen ähnlich wie mir geht. Wieder zurück zu kommen fühlte sich surreal an. Als ob man von einer Klassenfahrt wiederkommen würde , aber in eine Stadt, wo man keine Freunde hat.
Ich fühlte mich einsam und von meinen Freunden und Familie missverstanden und auch das sehr heiße Wetter animierte mich nicht rauszugehen.
Ich merkte schnell das es so nicht weitergehen kann und fing an, kreative Wege zu finden um Leute kennenzulernen. Ich schrieb Leuten auf Couchsurfing und suchte die anderen Freiwilligen aus dem Vorbereitungsseminar, die in Bordeaux sind. Bingo! So lernte ich einen Deutschen aus dem idyllischen Chemnitz kennen.
Meine Tutorin gibt alles, damit ich mich wohl fühle und ich kann so gut mit ihr reden. So kam es, dass sie mich für das 20-jährige Jubiläum der EFDs in Paris einschrieb, wo ich viele ehemalige und ein paar jetzige Freiwillige kennenlernte. Es war toll so viele offene Menschen kennenzulernen, welche mich aufmunterten und mich inspirierten genau so offen zu sein.
Zurück in Périgueux versuchte ich genau diese Offenheit einzusetzen, als ich junge Leute in Leclerc hörte, die Englisch sprachen. Sofort bin ich hingegangen und habe sie gefragt was sie hier machten.
Es stellte sich heraus, dass sie Englischassistenten seien und jetzt meine Freunde in Périgueux geworden sind.
Der erste Monat…ein Monat, indem so viel passiert ist wie man lesen kann. Auch ein Monat, in welchem ich oft nur genickt und gelacht habe, weil ich nichts verstanden habe und einfach hoffte, dass das Gesagte keine Frage war. (Ich mache es teilweise immer noch)
Aber wie? Es ist schon November? Der Oktober ging so schnell vorüber. Ich besuchte oft Bordeaux und die anderen Freiwilligen dort. Es gibt dort immer etwas zu Lachen und die offene Atmosphäre macht alles noch besser. Jedes Mal entdecke ich etwas Neues, vor allem wenn es um Deutschrap geht…danke Alex… .
Außerdem machte ich den ersten Schritt zum BAFA (Brevet d’Aptitude aux Fonctions d’Animateur). Das ist eine Schulung, nach welcher man mit Jugendlichen und Kindern arbeiten kann zum Beispiel in Ferienlagern oder eben in den Centres de Loisir. Die Schulung war so eine extreme Erfahrung: Nicht nur, dass sich mein Französisch um einiges verbessert hat, sondern weil ich durch so viel Selbstevaluation sehr viel über mich selbst gelernt habe.
Heute ist der 9. November, die Präsidentschaftswahl ist vorbei…Orange is the new Black und ich ernte teilweise mitleidige Blicke von meinen Mitarbeitern (ich bin halb Amerikanerin). Wenn ich an die Nacht der Wahl denke, die ich mit Assistenten für Englisch verbracht habe, merke ich jedoch das ich nach zwei Monaten schon so viel erlebt und geschafft habe: Ich habe Freunde gefunden und habe das Gefühl offener und selbstständiger geworden zu sein und bin schon gespannt was in der Zukunft noch auf mich zukommen wird.