10 Jul

Impliquer notre territoire dans l’accueil de volontaires 2.0

Hier ein weiterer Bericht aus diesem großen Freiwilligendienstprojekt in der Bretagne. Unser Freiwilliger David ist im schönen Alençon und leistet dort seinen Dienst in einem Centre Social. Er ist dort bald seit 10 Monaten und sein Dienst neigt sich dem Ende zu. Hier sein wirklich wunderbarer Bericht:

 

Meine Zeit in Frankreich neigt sich so langsam dem Ende zu, und ich merke, wie sie anfängt zu rennen.
Zu Beginn habe ich mir gedacht, ich habe zehn, fasst elf Monate, das reicht locker um alles zu machen und alles zu sehen, was ich möchte. Ich habe auch viel gesehen und erlebt, aber ich merke wie schnell das Ende jetzt näher kommt und es gibt noch so viel, was ich gerne unternommen hätte.
Natürlich passiert am Anfang noch nicht so viel, man muss erst mal ankommen, Leute kennen lernen und sich mit der Situation akklimatisieren. Das hat in meinem Fall sehr gut geklappt, aber im Nachhinein überlege ich, ob ich nicht eher hätte anfangen sollen, das Land zu entdecken.

Naja, wie auch immer, die Zeit, die ich hier verbracht habe, war eine der Besten in meinem bisherigen Leben. Ich war schon während der Schulzeit für jeweils drei Monate in Frankreich und in Kanada, aber keine dieser Erfahrungen war auch nur ansatzweise so intensiv wie dieses knappe Jahr jetzt.
Ich habe super schnell nette Menschen kennen gelernt, mit denen ich bis jetzt zum Ende tolle Freundschaften aufgebaut habe.
Die französischen Freiwilligen, mit denen ich in meiner Organisation zusammen gearbeitet habe, haben mich wie selbstverständlich aufgenommen und in ihren Freundeskreis integriert, sodass ich hier kein Wochenende alleine verbringen musste.

Über Projekte von der Arbeit, die Seminare oder auch Whatsapp-Gruppen lernt man super viele andere Freiwillige aus aller Welt kennen. Es ist ziemlich normal, sich untereinander zu besuchen, und, sofern die Personen die Kapazitäten dazu haben, kann man eigentlich davon ausgehen, ein/zwei Nächte bei andern Freiwilligen unterzukommen.
So kann man echt viel vom Land entdecken, tolle Leute treffen und dabei auch noch überall kostenlos schlafen. Voraussetzung ist natürlich, dass man auch bereit ist, gegebenenfalls andere zu empfangen.
Solange man selbst also ein bisschen offen und kommunikativ ist, ist es nach meiner Erfahrung überhaupt kein Problem, schnell Kontakte zu knüpfen und neue Freunde zu finden.

Leider gab es auch ein paar unschöne Momente, darauf sollte man vorbereitet sein. Innerhalb einen Jahres macht man eine Menge coole Erfahrungen, aber es läuft ja nie alles perfekt im Leben.
Der Unterschied hier ist bloß, dass man alleine und auf sich gestellt ist, für mich war das das erste Mal in meinem Leben so.
In Deutschland habe ich noch bei meinen Eltern gewohnt und habe mein Abi gemacht.
Wenn irgendwie Stress war, hatte man da halt seinen etablierten Freundeskreis und seine Familie als Unterstützung. Selbstverständlich gibt es hier auch Ansprechpartner, Tutoren usw., aber diese Leute muss man erst mal kennenlernen und den Freundeskreis muss man auch erst mal aufbauen.
Die größten Knackpunkte während meines Freiwilligendienstes waren wie überall sonst einmal Corona, zum anderen aber auch der Ausfall von meinem Tutor.

Corona hat insofern Stress gemacht, als dass man zeitweilig natürlich in seinem Leben eingeschränkt war. Bei der Arbeit gab es viel Sorge vor Ansteckungen (Ich arbeite hier in einem Centre Social mit einem ständig wechselnden Klientel von ~ 100-200 Leuten). Teilweise gab es natürlich auch Lockdowns, die dann die Möglichkeiten, das Land kulturell zu entdecken, zeitweise stark beschnitten haben.
Zeitweilig sind wir auch ins Home-Office geschickt worden, was in meinem Projekt dann hieß, dass ich plötzlich einen Monat lang gar nichts mehr zu tun hatte, weil meine Arbeit auf dem Kontakt und Austausch zu den Jugendlichen hier basiert.
Das andere Problem war, dass mein Tutor, der mich bis dahin wirklich hervorragend empfangen und betreut hat, und mit dem ich mich auch über das Arbeitsverhältnis hinaus angefreundet habe, Ende Februar einen Burnout hatte und seitdem nicht mehr bei der Arbeit erschienen ist.
Das zwischenmenschliche Verhältnis zu meinen anderen Arbeitskollegen ist zwar sehr gut, allerdings gab es leider gar keine Kommunikation in unsere Richtung (mein Tutor war zu dem Zeitpunkt verantwortlich für zwei französische service civic, eine spanische Freiwillige mit der ich in einer WG zusammen gewohnt habe und mich) in Bezug auf seinen Zustand. Alle zwei Wochen kam nur eine neue Krankmeldung und wir waren im Dunkeln, wie es weitergeht. Dadurch waren wir dann leider mehrere Monate ohne Tutor und mussten uns mit uns selbst beschäftigen und organisieren.
Irgendwann hat die spanische Freiwillige deshalb verfrüht abgebrochen, als Reaktion darauf habe ich dann einen anderen Tutor gestellt bekommen. Wir haben das als sehr schade empfunden, dass sie erst gehen musste, damit eine Reaktion kommt. Um fair zu sein muss ich aber sagen, dass das Centre Social lange selber nicht viel über die Situation von meinem Tutor wusste, daher bin ich im Endeffekt einfach froh, dass die Situation jetzt besser läuft.

Trotz der Komplikationen, die ich bei der Arbeit hatte, bin ich am Ende des Tages sehr zufrieden mit meiner Entscheidung, diesen Freiwilligendienst gemacht zu haben.
Ich bin in diesem Jahr als Mensch unfassbar gewachsen, meine Sprachkompetenz und mein Verständnis für internationale Unterschiede und Gemeinsamkeiten haben sich massiv entwickelt und ich hatte das Glück, unfassbar viele tolle und interessante neue Menschen kennen lernen zu dürfen.
Dieses Jahr war für mich bisher eines der größten Abenteuer, die ich erlebt habe, und ich würde jedem der auch nur ein bisschen offen und neugierig ist jederzeit empfehlen, das gleiche zu tun.
Es ist wirklich eine Erfahrung, von der man das ganze Leben lang profitieren wird.

Ich wünsche euch ganz viel Spaß bei euren Entdeckungen.
David