13 Jan

Growing up by helping the elderly

Ein wunderbares Projekt der Organisation „Association les petits frères des Pauvres“. Was übersetzt soviel heißt wie „Verein der kleinen Brüder der Armen“. Klingt toll, oder? Unsere Freiwillige war also für ein ganzes Jahr in Frankreich. Genauer gesagt in Lille. Dort hat sie sich mit ganz verschiedenen Aktionen um die Senior:innen gekümmert, die relativ isoliert waren. Aber lest selbst den wirklich sehr guten Bericht von Alexa. Sie bleibt sogar über den Dienst hinaus in Frankreich!

 

Seit Januar 2023 mache ich meinen europäischen Freiwilligendienst bei der französischen Organisation „Petits Frères des Pauvres“ in Lille, einer charmanten Studentenstadt im Norden Frankreichs etwa eine Stunde von Paris entfernt (mit dem TGV) und etwas mehr als eine Stunde vom Meer.
Die „Petits Frères“ ist als Organisation sehr bekannt in Frankreich und nimmt europäische Freiwillige ebenfalls in Nantes und mehreren Orten in Südfrankreich auf. Während einem nationalen Treffen aller Freiwilligen der Organisation in Paris hatte ich die unfassbare Gelegenheit, mit der anderen Bekanntschaft schließen zu können, was auch den weiteren Teil meines Freiwilligendienstes geprägt hat.
Aber nun von Anfang.
Meine Organisation engagiert sich für ältere Menschen ab 50 Jahren, die sich in Situationen sozialer Isolation befinden, meistens aufgrund von privaten oder familiären Schwierigkeiten.
Meine Mission beinhaltet zwei große Themen. Zum einen die regelmäßigen Besuche eben dieser Personen im Altenheim und zu Hause, zum anderen die „ateliers numériques“, Workshops bei denen ich Hilfestellung im Umgang mit digitalen Medien jeglicher Art geleistet habe. Das Niveau der Teilnehmer war sehr unterschiedlich, da es sich aber meistens um ältere Menschen gehandelt hat, habe ich oft ganz von vorne anfangen müssen. Manche werden das wahrscheinlich schon von ihren Großeltern kennen, jeder einzelne Schritt muss präzise erklärt und aufgeschrieben werden und schnell macht die Menge der Informationen und Möglichkeiten Angst.
Das Schöne an dem Projekt ist, dass man eben die Zeit hat, alles ausführlich genug zu erklären, dass sich die Älteren damit wohl fühlen können, so viele Frage zu stellen. Ansonsten war ich super frei in meiner Planung, innerhalb meiner Wochenstunden konnte ich Projekte zusammen mit meinen beiden französischen Kolleginnen umsetzen, darunter Besuche im Kino, Theater, Restaurant usw. Denn vieles, was für uns junge Menschen zum Alltag gehört, ist für eine Person in Einsamkeit und mit eingeschränkter Mobilität schlichtweg unmöglich. Dementsprechend positiv war auch immer das Feedback unserer Senioren. Ich konnte auch zweimal in die Ferien fahren zusammen mit den von der Organisation begleiteten Personen. Rollstühle schieben und die Transporter fahren gehörten hier zu meinen alltäglichen Aufgaben, und natürlich unvergessliche Momente zu erleben (zusammen am Nordmeer mit einer Person, die noch nie in ihrem Leben im Urlaub war, ist schon etwas ganz Besonderes).
Karaoke, Nägel machen und Gesichtsmassagen, Nachmittagskaffeekränzchen jeden Freitag, Englischkurs im Seniorenclub… auch sonst war unsere Aktionen sehr vielfältig und die Nachfrage entsprechend hoch.
Nun zu Lille.
Als ich meinen Freiwilligendienst begonnen habe, haben mich viele meiner Freunde gefragt, warum ich in den Norden Frankreichs gehe. Ich selbst war von dem Projekt begeistert, Lille sah außerdem ganz hübsch aus auf den Fotos im Internet. Ein Jahr in Frankreich…warum nicht auch im Norden? Es ist schwierig alles, was ich erlebt habe, in Worte zusammenzufassen, daher hier die Kurzfassung von Lille:
freundliche Menschen (angeblich sogar die freundlichsten in ganz Frankreich), eine sehr traditionsreiche Gegend, eine absolute Studentenstadt (man geht vor die Tür und man sieht nur junge Menschen!), Clubs, Bars, Restaurant, zwei Metrolinien die zu Stoßzeiten alle 45 Sekunden kommen (ich habe die Zeit selbst gemessen:)), ansonsten Tramway und Busse die auch nachts fahren, super Anbindung nach Belgien, Paris, Marseille (Direktverbindung mit viereinhalb Stunden Fahrt für unter 50€ wenn man gut bucht) und London (Zug oder Flixbus für 25€), eine wunderschöne Altstadt, viele Geschäfte, super Museen, ein riesiger Park für Picknick und mit Feuerwerk im Sommer und tausend weitere Aktivitäten (Kletterhalle, Bowling, Escape Game, Laser Tech etc.). Nebenbei gibt es so gut wie jedes Wochenende von der Stadt organisierte Events und außerdem der größte Flohmarkt in Europa Anfang September. Also reichlich. Freunde habe ich dank meiner Organisation sehr schnell gefunden, meine zwei französischen Kolleginnen, die ihren service civique (FSJ in Frankreich) in der gleichen Organisation gemacht haben, sind meine besten Freundinnen geworden. Und dann natürlich auch über die Seminare der europäischen Freiwilligen, während Reisen und im Judoclub, den ich mir in Lille gesucht habe, habe ich viele Leute kennenlernen dürfen. Besucht habe ich während des Jahres das Nordmeer, Paris, Marseille (bei anderen Freiwilligen) und die Côte d’ Azur (Toulon bei einer Freundin, dann nach Nizza zusammen und schließlich bis nach Italien, nach Genua und Turin), die Burgogne, Nantes und London. Manchmal bin ich zusammen mit jemanden gereist, manchmal allein. Wobei allein war ich eigentlich nie. Im Hostel in London habe ich so viele Leute am ersten Tag kennengelernt, dass die restlichen Tage wie im Flug vergingen und ich bin bis heute noch in Kontakt mit den Leuten, die ich damals kennengelernt habe.
Es gibt noch viel mehr zu berichten, aber ich denke jeder sollte die Erfahrung selbst für sich machen, es lohnt sich auf jedem Fall!
Ich für meinen Teil bleibe in Frankreich für mein Studium, ohne meinen Freiwilligendienst hätte ich mir das vorher wohl nicht zugetraut. Ich kann nur empfehlen sich einen Freiwilligendienst zu suchen, bei dem man ein gutes Gefühl hat, wo die Aktivitäten sinnvoll erscheinen und man sich selbst darin sieht. Denn bei einer Mission, die man ein ganzes Jahr macht, möchte man sich natürlich auch nützlich fühlen. Ich finde es wichtig einen Sinn zu sehen in dem, was man macht, das Ganze motiviert nämlich ungemein und lässt einen persönlich sehr viel wachsen.
Daher mein Tipp zum Abschluss: schaut euch auch die Websites eurer Organisation an, Social Media, etc. Den Rest könnt ihr einfach auf euch zukommen lassen, das Ganze ergibt sich schon von selbst!