Greening our future
„Greening our future“ war ein Freiwilligendienstprojekt bei unserer „Mutter“ – Eurocircle in Marseille. Unsere Freiwillige Johanna hatte sich dort für ein ganzes Jahr direkt in der Organisation eingesetzt und kümmerte sich – wie der Titel vermuten lässt – um ökologische Projekte. Hier ihr schöner Bericht nach fast 3 Monaten:
Marseille ist groß, nicht so groß wie Berlin, aber auch wirklich nicht klein. Marseille ist voller Menschen und voller Verkehr, meistens sonnig, ab und zu gewittrig und man hat manchmal das Gefühl, dass es mehr unglückliche Menschen gibt als glückliche. Aber irgendwie gefällt es mir.
Meinen Freiwilligendienst mache ich hier in einer Organisation namens „Eurocircle Marseille“. Sie kümmert sich um Projekte im Rahmen des EU-Programms „Jugend in Aktion“ und bietet den französischen Jugendlichen Möglichkeiten, Europa für sich zu entdecken. Genauer gesagt arbeite ich im „Bureau des échanges“, es geht also um interkulturelle Begegnungen zwischen Jugendlichen aus ganz Europa. Das macht Spaß, weil man unter anderem im direkten Kontakt mit den Jugendlichen steht und auch Verantwortung dafür übernimmt, dass alles klappt. Der direkte Kontakt entsteht dadurch, dass wir – meine Kollegin und ich – manchmal in Schulen oder soziale Zentren fahren, wo wir dann Infoveranstaltungen durchführen. Wir erklären den Jugendlichen, was es für Möglichkeiten und Austauschprogramme gibt, denn meistens ist ihnen genau das nicht klar.
Ich wohne zusammen mit vier anderen Freiwilligen in einer WG, sie sind alle ItalienerInnen. Ich persönlich habe ein bisschen gebraucht, um mich an ihr Temperament zu gewöhnen. Und ich habe schon unglaublich viel von ihnen gelernt. Beispielsweise weiß ich jetzt, wie man Lasagne macht, ihre herzliche Gastfreundlichkeit hab ich mir zum Vorbild genommen, und ihre Hilfsbereitschaft ist allemal ziemlich dufte.
In Marseille kenn ich mich langsam immer besser aus, man muss sich einfach auch viel von den Marseillaisen zeigen lassen, insbesondere was das Nachtleben anbelangt. Gestern beispielsweise war ich mit meinen Kollegen auf einem kleinen Rockkonzert in einer ein bisschen versteckten, aber feinen Bar, und das war ziemlich gut.
Nachts fahren die öffentlichen Verkehrsmittel nach Mitternacht leider nicht mehr. Alleine sollte man dann allerdings nicht unbedingt um die Häuser ziehen, deswegen ist es sehr praktisch, wenn man Freunde hat, bei denen man übernachten kann. Im Moment ist Marseille allerdings eine große Baustelle, weil es nächstes Jahr Kulturhauptstadt Europas ist. Es werden neue Museen gebaut, und der alte Hafen ist von Bauzäunen umringt. Hoffentlich wird das alles noch rechtzeitig fertig.
Aber nicht nur Marseille ist sehenswert, ich war bisher einmal in den Calanques, und das war sagenhaft schön. Die Calanques sind Buchten und Einschnitte in den Kalksteinformationen zwischen Marseille und Cassis. Man lässt einfach den ganzen Lärm hinter sich und kraxelt an den schroffen und manchmal auch glitschigen Felsen entlang, gutes Schuhwerk ist auf jeden Fall empfehlenswert.
Jeder Freiwillige nimmt am Anfang seines Aufenthaltes an einem so genannten „on arrival training“ teil. Ich war dafür in Melun, einer kleinen Stadt nahe Paris. Dort habe ich 27 andere Jugendliche getroffen, die aus den verschiedensten Teilen Frankreichs angereist waren und die genau in der gleichen Lage sind wie ich. Wir konnten uns über unsere bisherigen Erfahrungen austauschen, Kontakte knüpfen und einiges über den EFD lernen. Es war eine sehr schöne Woche voller Harmonie, Spaß, interessanter Gespräche und Erkenntnisse. Insgesamt kamen wir aus 14 verschiedenen Nationen, es gab also immer genug Gesprächsstoff und jetzt hab ich, überall in Frankreich, Freunde aus ganz Europa. Ich hoffe, dass ich einige von Ihnen noch von Marseille aus besuchen kann.
Ich empfinde dieses Jahr in Marseille als Herausforderung und als Geschenk, weil ich schon viel über mich selbst herausgefunden und erfahren habe. Außerdem habe ich die Möglichkeit andere Menschen, Kulturen und Sprachen kennenzulernen. Marseille ist eine unglaublich vielseitige Stadt und auch ziemlich aufregend, insbesondere wenn man sich ein bisschen auskennt und den touristischen Teil hinter sich lässt.