GPS – Group of Solidary People
„GPS – Group of Solidary People“ ist ein Freiwilligendienstprojekt in Lissabon. Wir hatten schon einmal Freiwillige dort und nun sind aktuell zwei Freiwillige dort. Alles nicht so einfach, da beide noch mitten in der Covid-19-Welle anreisten. So gab es zu Beginn nicht viele Möglichkeiten sich zu engagieren oder die Freizeit zu genießen. Mittlerweile ist die Welle aber abgeebbt und das normale Leben läuft wieder. Hier zunächst ein Bericht von Felicitas. Danach ein weiterer Bericht von unserem zweiten Freiwilligen Philipp. Los geht’s!
Als ich Anfang Januar 2021 nach Portugal gekommen bin, war ich sehr aufgeregt und wusste nicht richtig, was mich erwarten wird. Ich hatte die Entscheidung nach Lissabon zu fahren sehr kurzfristig getroffen.
Als ich in der Wohnung ankam, war ich erstmal glücklich, dass wir ein Wohnzimmer hatten. Wir teilen uns nämlich das Zimmer mit einer weiteren Person und da ist ein Gemeinschaftsraum essenziell.
Die Wohnung liegt leider nicht im Zentrum von Lissabon, sondern ziemlich weit außerhalb. Dafür ist es hier relativ ruhig.
Nach meiner Ankunft haben wir direkt die Information erhalten, dass unsere Mentorin Kontakt mit einer mit Covid-infizierten Person hatte und deswegen zwei Wochen in Quarantäne muss.
Also hatten wir erstmal zwei Wochen Zeit, um uns ohne Arbeit in Lissabon einzuleben. Wir haben uns als WG kennengelernt und unsere ersten längeren Spiele-/ Trinkabende gehabt.
Danach fing die Arbeit an.
Wir durften nach zwei Wochen endlich zu CAIS kommen. Wir haben in den ersten Tagen alle Menschen kennengelernt und Gespräche darüber geführt, was uns erwartet, bzw. was wir uns von dem Aufenthalt erhoffen.
Wir haben dann kleinere Aufgaben übernommen, wie Zeitschriften sortieren oder Zimmer aufräumen und dekorieren. Wegen Covid war die Arbeit erstmal sehr abgespeckt, auch für die Menschen, die dort angestellt waren.
Am Anfang hatten wir auch noch die Regelung, dass wir eine Woche zu CAIS kommen und dann eine Woche Homeoffice haben. Dadurch hatte ich aber genug Zeit, um das Land zu erkunden und bin zum Beispiel nach Porto gefahren, wo sich andere Freiwillige getroffen haben.
Ende Januar hat eine Mitbewohnerin von mir Covid bekommen und ich hatte es dann drei Tage später auch.
Unser Verlauf war nicht sonderlich schlimm, aber wir mussten dann nochmal zwei Wochen in Quarantäne bleiben. Diese Zeit war etwas anstrengend, weil man in der Wohnung nicht wirklich social distancing betreiben konnte.
Danach durften wir endlich wieder das Haus verlassen. Wir haben dann Portugiesischkurse von einem Freiwilligen der Assoziation bekommen, die sehr witzig waren.
Auch weiterfolgend hatten wir dann noch mit einer anderen Person von CAIS die Möglichkeit Portugiesisch zu lernen. Generell spreche ich aber leider noch nicht so gut, obwohl ich versucht habe, mich etwas reinzuhängen. Hier sprechen die Menschen aber euch gerne Englisch mit dir, wenn sie merken, dass du nicht so fit in der Landessprache bist.
Nach einiger Zeit wurde unser Arbeitsfeld erweitert. Wir sollten die Workshops „Artes plásticas“ und „teatro“ betreuen.
Für die beiden anderen Mitbewohnis fing das Projekt „futebol de rua“ an. Wegen Covid konnten wir diese Arbeit nicht schon eher machen. Mit diesen Projekten entstand mehr Kontakt zu den Nutzern der Assoziation. Wir haben endlich mehr Bezug zu den Menschen bekommen, welche von der Organisation unterstützt werden. Neben unseren Workshops hatten wir auch ein paar Tageseinsätze, bei denen wir die Häuser von den Nutzern der Organisation renoviert haben.
Neben der Arbeit habe ich natürlich auch versucht, mich etwas in Lissabon einzuleben. Ich habe dies und das probiert und unterm Strich habe ich jetzt einen portugiesischen Kumpel. Alle anderen Freunde kommen aus anderen Ländern und haben sich über die Whatsapp-Gruppe der Freiwilligen kennengelernt. Wir haben auch einen sehr netten Kontakt zu den Nachbarn, die uns manchmal Gemüse aus ihrem Garten schenken. Sie haben uns auch zum Kaffee eingeladen, aber wegen Covid wollten wir es nicht riskieren, zu älteren Menschen in die Wohnung zu gehen.
Generell war es aufgrund von Corona sehr schwer Kontakte zu knüpfen. Alle Orte, wie Bars oder Clubs, waren ja zeitweise geschlossen oder machten früher zu. Morgen sollen die Clubs aber wieder öffnen und dann werde ich endlich meine Feiererfahrungen sammeln.
Natürlich habe ich jetzt aber nicht die ganze Zeit vorher zu Hause gesessen. In Lissabon trifft man sich an den Miradouros um Bier zu trinken und den Sonnenuntergang zu sehen.
Generell hat mir dieser Auslandsaufenthalt bis jetzt sehr gefallen. Ich habe viel über andere Menschen und mich selbst gelernt. Es war spannend mit neuen Mitbewohnis zusammenzuleben. Obwohl wir alle sehr verschieden sind, haben wir es geschafft, fast ohne Reibungen zusammenzuleben. Trotzdem freue ich mich schon sehr darauf, mal wieder ein eigenes Zimmer nach dem Freiwilligendienst zu haben. Auch die Kollegen der Assoziation sind spannende Menschen und ich habe sie inzwischen sehr ins Herz geschlossen.
Mir ist aufgefallen, dass der Stress, den ich von deutschen Arbeitsverhältnissen kenne, hier nicht so stark vorhanden ist. Hier kommt man erstmal in Ruhe an, trinkt einen Kaffee und unterhält sich ein bisschen, bevor man sich dann an die Arbeit macht. Das mochte ich sehr. Dadurch hatte man auf Arbeit auch eine sehr familiäre Atmosphäre.
Was mir nicht so gut gefallen hat war, dass unsere Mentorin sich mit Informationen meistens an die spanischsprachigen Mitbewohnerinnen gewendet hat. Dadurch hatte ich das Gefühl, dass ich und mein anderer deutscher Mitbewohner etwas außen vor waren. Es war nicht sonderlich dramatisch, aber dennoch etwas nervig, wenn man sprachbedingt nie direkt Infos erhält, obwohl man ja auch inzwischen Portugiesisch versteht.
Ich freue jetzt noch sehr auf die restlichen 3 Monate. Die Zeit verging wie im Flug!
Dieses Jahr war ein einziges Auf und Ab.
Corona hat diese Zeit mehr als nur einzigartig gestaltet, im Guten wie im Schlechten.
Die ersten Monate waren eher unspektakulär, da Corona das ganze Land lahm gelegt hatte. Wir hatten fast nichts zu Tun abgesehen vom Online-Portugiesisch-Unterricht.
Ich war insofern privilegiert, dass ich schon vor dem Auslandsjahr Freunde in Lissabon hatte. Was dazu führte, dass ich die Stadt durch die Augen von Einheimischen gesehen habe.
Nach ein paar Monaten ging es dann im Sommer endlich los, und die Coronalage hatte sich verbessert.
Daraufhin bin ich mit meinen Chefs Nuno und Gonçalo durch ganz Portugal gefahren und wir organisierten Fußballprojekte.
Ich konnte sehr viel vom Land sehen, habe die Kultur kennengelernt, aber am meisten habe ich unglaublich tolle und herzensgute Menschen getroffen.
Die Aufgaben bei einem Projekt sind so aufgebaut:
Freitagmorgens versammeln wir uns im Büro und besprechen bei einem Kaffee was gemacht werden muss, wo es hingeht und wie die Erfahrung von Nuno und Gonçalo sind.
Dann belädt man den Bus mit dem Fußballfeld und dem benötigten Equipment und fährt los.
Wenn man in der Stadt angekommen ist, wird erstmal geguckt, ob sich was vom Vorjahr verändert hat und daraufhin wird der Platz aufgebaut.
Wenn wir damit fertig sind, gibt es Mittagessen und wir bekamen eine Rundführung durch die jeweilige Stadt.
Wenn die Spiele starten spürt man förmlich wie glücklich und motiviert die Spieler von Anfang bis zum Ende sind.
Mich hat am meisten gefreut, dass ich trotz der Sprachbarriere die Möglichkeit hatte tolle Gespräche mit Spielern und Trainern aufzubauen.
Weiterhin gibt es immer kleine Aufgaben zwischendurch, die man erledigen muss während die Spiele laufen. Diese beziehen sich meistens auf das Tore zählen, Wasser besorgen, das Feld immer mal kontrollieren ob alles stimmt, etc.
Am Abend ist das Turnier vorbei und wir gehen in ein Hotel oder wir bauen ab und fahren nach Hause. Kommt immer darauf an wie groß das Projekt ist.
Das Wichtigste ist, dass man nie vergessen darf, dass man arbeitet egal wie gelassen die Stimmung ist. Man muss immer flexibel und aufmerksam sein, wenn neue Aufgaben kommen und für alles bereit sein.
Die Arbeit mit den Menschen, die in dem Fußball-Projekt teilnehmen ist eine Herzensangelegenheit. Die meisten Teilnehmer haben eine schwere Kindheit hinter sich und meist auch einen geringen Schulabschluss, was die Kommunikation beeinflusst. Auch wenn kaum Englisch gesprochen wird, kommen die meisten Teilnehmer immer auf einen zu und probieren mit dir zu reden, was ich persönlich sehr respektiere.
Abgesehen von den Projekten, gibt es auch im Büro von CAIS hin und wieder mal was zu tun. Essensvorräte für bedürftige Menschen an bestimmten Abgabestellen abzuholen oder Klamotten auszusortieren, aber meiner Meinung nach ist die Hauptaufgabe für die Menschen da zu sein und immer ein offenes Ohr zu haben.
Zum Schluss möchte ich noch die wichtigste Person vorstellen:
Maria
Maria ist die Verantwortliche für uns. Sie ist eine herzensgute Frau, die immer nur das Beste für uns will und immer sicherstellt, dass man glücklich und zufrieden ist.
Sie ist quasi wie eine Gastmutter für uns und ist immer für ein Gespräch zu haben, egal was.
Rückblickend war das Jahr die beste Erfahrung, die ich persönlich je hatte. Ich habe sehr viel über mich gelernt, da ich sehr vielen ungewöhnlichen Situationen begegnet bin, die mich geprägt haben und mir auch mehr gezeigt haben, wer ich denn bin.
Ich empfehle dieses Jahr an all die Menschen, die sich gerne sozial engagieren und an die Menschen, die vielleicht noch nicht ganz wissen, was sie wollen ( so wie ich ).