03 Feb

FRIENDS at WORK

„FRIENDS at WORK“ ist ein Freiwilligendienstprojekt in Italien. Im malerischen Ort Trani direkt an der Adriaküste gegenüber von Neapel. Unser Freiwilliger Till ist der 2. Freiwillige den wir dort haben und auch er ist total glücklich mit dem Projekt. Natürlich lässt die Pandemie nicht alles zu, was möglich wäre, aber er hat ja noch 6 Monate von den 10 vor sich. Da kann noch viel erkundet werden. Hier sein toller Bericht!

La vita:

Ziemlich genau an der Ferse des Stiefels Italiens, am südlichen Teil der Adriaküste, liegt Trani, ein kleines italienisches Städtchen das jedoch selbst in Corona Zeiten voller Leben ist.
Schon direkt bei meiner Ankunft vor vier Monaten habe ich gemerkt, dass ich mich hier wohlfühlen werde. Ich wurde nach sechzehn Stunden Zugfahrt, von meinen Tutoren Fabiola und Savino und meiner spanischen Mitbewohnerin Ainhoa (welche die zweite Freiwillige des Projektes ist) mit einer zwar kalten, aber nicht weniger guten italienischen Pizza empfangen und in der Abendluft auf der Dachterrasse roch man schon das Meer… sternenklarer Nachthimmel … Meeresrauschen im Hintergrund…

Okay, Schluss mit Romantisieren, kommen wir zu den harten Fakten… (auch wenn alles oben genannte ebenfalls stimmt).
Weitere positive Klischees über Italien die sich in den kommenden Monaten erfüllen sollten:
Gastfreundschaft: Wir haben recht schnell Freunde in Trani gefunden, die uns auch ohne Weiteres nach ca. einer Woche zum gemeinsamen Essen mit der Familie eingeladen haben.
Zudem waren wir auch für die Weihnachtsfeiertage eingeladen, da wir aufgrund von Ein-/ Ausreisebeschränkungen nicht nach Hause fahren konnten.
Essen: Italien ist berühmt für seine gute Küche und besonders im Süden gibt es immer reichlich zu Essen. Auch für mich als Vegetarier gibt es jede Menge Auswahl und es wird auf mich Rücksicht genommen.
Außerdem habe ich in einer persönlichen Studie festgestellt, dass es im Prinzip unmöglich ist, das Haus einer Familie zu verlassen, ohne dass man etwas zu essen mitgegeben bekommt.
Wetter: Auch im Oktober und bis Mitte November waren die Temperaturen auf deutschen Spätsommer-Niveau, was ich zum Beispiel während meiner beiden Quarantänen (dazu unten mehr), die wir absolvieren mussten, in der Hängematte auf der Terrasse genießen konnte.
Zusammenfassend lässt sich sagen; es lebt sich gut hier!

Il Progetto:

Im Allgemeinen hat das Projekt eine Förderung sozialer Inklusion für Menschen mit psychischen Behinderungen zum Ziel.
Konkret besteht unsere Arbeit aus einer Reihe verschiedener Projekte. Zum Beispiel sind wir zweimal pro Woche in einer Einrichtung, in der wir Aktivitäten mit Menschen mit Behinderungen begleiten. Durch Corona ist es aber beispielsweise kaum möglich Dinge, die näheren menschlichen Kontakt erfordern, zu machen.
Seien es größere Gruppenaktivitäten oder einfach mal eine Umarmung, wenn jemand etwas Nähe/Zuneigung braucht. Trotzdem haben wir einander schon lieb gewonnen und es ist immer wieder toll zu sehen, mit welch ehrlicher Freude wir jedes mal empfangen werden.
Des Weiteren arbeiten wir zwei mal die Woche mit Francesco, einem jungen Italiener mit Asperger- Syndrom, dem wir dabei helfen gewisse Fähigkeiten zu erlernen, die ihm bei einem späteren Job nützlich sein könnten. Dabei sind wir im Prinzip seine Freunde bei der Arbeit, woher auch der Titel des Projektes stammt (Friends at work).
Zusätzlich machen wir noch ein paar weitere Aktivitäten, deren Ziel es ist, kulturellen Austausch und kulturelle Projekte, wie den ESC, zu fördern; beispielsweise ein Sprachcafé auf unseren jeweiligen Muttersprachen.
Die vielen verschieden Aktivitäten machen das Projekt sehr abwechslungsreich und interessant, haben aber zur Folge, dass man Fortschritte meist erst nach etwas längerer Zeit sieht.

Corona:

Die Corona-Pandemie hat unser Leben in allen Bereichen beeinflusst und deshalb kann ich leider auch über das Projekt nicht ohne berichten.
Grundsätzlich gelten für mich die gleichen Einschränkungen wie für alle anderen auch, wozu auch gehört, dass man sich im Prinzip nur in der eigenen Stadt und deren Umkreis bewegen kann.
Das hat bisher dazu geführt, dass ich außerhalb von Trani bisher kaum etwas gesehen habe und Pläne für Reisen in andere italienische Städte und Regionen, mit der Hoffnung auf eine Besserung der Lage, fürs Erste auf Frühling und Sommer verschoben wurden.
Auch Ausgehen und Aktivitäten mit vielen anderen Menschen sind leider nicht möglich, doch wir haben inzwischen zum Glück eine kleine aber konstante Freundesgruppe gefunden, mit der wir uns fast täglich sehen.
Die zwei Quarantänen, die ich bereits erwähnt habe, sind vielleicht eine Erfahrung die nicht jeder erlebt hat.
Die Erste war direkt zu Beginn notwendig, da wir nach der Einreise in Italien erstmal einen Corona-Test machen mussten. Unsere erste Woche in Italien haben wir deshalb zuhause verbracht.
Die Zweite war hingegen notwendig, nachdem wir bei der Arbeit Kontakt mit Personen hatten, die im Nachhinein positiv getestet wurde. Da diese bereits im Zeitraum des Projektes lag, haben wir versucht unsere Aktivitäten weitestgehend online durchzuführen, was das Ganze um einiges erschwert hat.
Trotz dessen bin ich sehr froh, dass ich mich für einen Europäischen Freiwilligendienst entschieden zu haben, da ich trotzdem jede Menge tolle Erfahrungen mache!

PS:

Die Sprache war für mich kein Problem, da ich Italienisch schon vorher aus der Schule und einem anderen Auslandsaufenthalt in Genua konnte. Aber ich kann aus erster Hand berichten, dass man das Ganze auch ohne bereits vorhandene Sprachkenntnisse machen kann und sollte. Ainhoa, meine Mitbewohnerin sprach, als sie ankam, kein einziges Wort Italienisch und spricht inzwischen ohne groß nachzudenken, auch wenn natürlich, so wie bei mir auch, immer mal wieder Wörter fehlen. Denn auch dazu ist so eine Erfahrung da und keiner ist dir böse, falls du mal einen Fehler machst.