ESC volunteering in youth work and theatre in Loimaa
Ein tolles Projekt im tollen Finnland! Irgendwie hört man immer nur Gutes aus Finnland! Die glücklichsten Menschen Europas sollen da leben…! Die Bildung voll auf Zack, aber als Fremdsprache irgendwie nicht richtig zu kapieren… Schad‘ aber nix, dachten sich unsere beiden Freiwilligen Antonia und Coloma und sind da hin und nun hier ihr Bericht. Zuerst Coloma, dann Antonia. Los geht’s!
Vor beinahe genau sieben Monaten wurden ich und meine Mitfreiwillige Antonia nach der gemeinsamen Anreise auf einem von zwei Bahngleisen von zwei wedelnden Namensschildern empfangen.
Die Person, die sie in der Hand hielt, steuerte direkt auf uns zu – außer uns waren nur eine kleine Handvoll anderer Fahrgäste ausgestiegen.
Hier waren wir also, in Finnland, und waren gespannt auf alles, was uns in der Zeit hier erwarten würde …
Inzwischen habe ich nur noch ein Drittel meines Freiwilligenprojektes vor mir und seit ich hier angekommen bin ist vieles passiert, habe ich viele Menschen aus ganz Europa kennenlernen können und hatte ich viel Zeit um beispielsweise Stricken als Hobby aufzugreifen.
Meine Freiwilligenarbeit besteht aus zwei Haupttätigkeiten, der im Theater und der im Jugendhaus.
Das Jugendhaus ist gerade mal zwei Minuten Fußweg von unserer (übrigens sehr schönen und geräumigen) Wohnung entfernt und eines der wirklich schönen typisch finnischen Holzhäuser in Loimaa.
Hier ist ein Raum für Jugendliche geschaffen worden, der ein paar Mal in der Woche nachmittags offen ist, wo sie ihre Zeit verbringen können, wie sie möchten.
Es stehen dort zwei Billardtische, einige gemütliche Sofas, eine Tischtennisplatte, Computer und Fernseher samt Spielkonsolen.
In der Küche steht immer eine riesige Kanne voll Kaffee bereit und an den Wänden hängen Plakate, die auf witzige Weise auf die Schädlichkeit von Rauchen und Snooze aufmerksam machen.
Die Jugendlichen, die hierher kommen, sind ganz unterschiedliche Menschen zwischen 14 und 20 Jahren, sie spielen meistens Billard, Tischtennis oder Schach, hören finnische Rapmusik oder hängen hier einfach nur ab.
Außerdem finden hier einmal pro Woche das Junior Youth House und das Treffen des Rainbow-Clubs, welcher sich erst diesen Herbst gegründet hat, statt.
Das Junior Youth House hat ein sehr ähnliches Konzept wie auch die anderen Tage im Jugendhaus, nur dass hier, wie der Name schon sagt, jüngere Kinder und Jugendliche kommen können. Wir basteln, spielen häufig auch alle gemeinsam Spiele, grundsätzlich kann aber auch hier gemacht werden, worauf mensch Lust hat, nur dass das Ganze etwas lauter und mit mehr Gewusel stattfindet.
Der Rainbow-Club ist ein Safer Space für queere Jugendliche, der noch immer in seinen Anfängen ist, von der Idee her aber Raum für ein selbstorganisiertes Treffen junger Menschen der LGBTQIA*-Community schaffen soll.
Zurzeit sind wir nur zu fünft, haben aber schon den Rainbow-Club in Turku besucht (die nächste, für finnische Verhältnisse, größere Stadt in der Nähe Loimaas) und planen noch so einiges für die nächsten Monate.
Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich Teil dieses wunderbaren und wichtigen Projektes sein darf, und ich hoffe, dass dieser Raum weiter in Loimaa bestehen bleiben kann!
Der zweite große Teil meiner Tätigkeit hier findet im Theater in Loimaa statt, welches sich in einem alten Fabrikgebäude befindet, was zum einen eine sehr schöne Atmosphäre, zum anderen aber auch zu kalte Räume im Winter und zu warme im Sommer bedeutet.
Hier dürfen wir bei so ziemlich allem mithelfen, was ansteht.
Gerade bin ich zum Beispiel backstage bei der aktuellen (Horror-)Show von einer der Jugendgruppen dabei und unterstütze, indem ich mich um ein paar „special effects“ und das Verschieben der Vorhänge kümmere (was manchmal gar nicht so einfach ist, da das Stück auf Finnisch aufgeführt wird).
Aber wir haben auch schon Teile des Stage Designs gestalten dürfen, beim Nähen und Auswählen der Kostüme geholfen oder einfach nur die Garderobe oder die Cafeteria während der Shows übernommen.
Als nächstes starten wir auch unser eigenes Projekt: Eine internationale Theatergruppe für Jugendliche, die hoffentlich auch von den nächsten Freiwilligen weitergeführt werden kann.
Weiterhin gehen wir einmal in der Woche zu einer rehabilitativen, künstlerischen Arbeitsgruppe mit Langzeitarbeitslosigkeits-Hintergrund und besuchen zu verschiedenen Anlässen auch ab und zu den Deutsch- und Englischunterricht oder Ausflüge des örtlichen Gymnasiums, und haben regelmäßigen Finnisch-Unterricht.
Ich habe in allen Bereichen etwas Eingewöhnungszeit gebraucht, habe aber letztendlich überall meinen Platz gefunden und fühle mich hier in meinem Tätigkeitsumfeld inzwischen sehr wohl. Wir haben viel Freiheit, unseren Alltag hier selbst zu gestalten, und können uns beinahe überall in Loimaa engagieren – wo und wie wir wollen.
Ansonsten ist in Loimaa selbst nicht allzu viel zu sehen: Es gibt ein wunderschönes Kunstmuseum, welches auch zu dem Alpo Jaakola Skulpturenpark etwas außerhalb gehört (auch dort können wir, insbesondere im Sommer, helfen), ein paar Second-Hand-Shops, die super zum Stöbern sind, eine Bibliothek und ein echt süßes Café.
Und obwohl Loimaa durchaus Stadtstatus besitzt, ist es im Vergleich mit deutschen Städten dann doch eher ein Dorf.
Mir persönlich hat die Ruhe hier gut getan, ich denke aber, es ist gut, vorher zu wissen, dass hier nicht sehr viel passiert und wirklich unberührte Natur trotzdem ein Stückchen entfernt ist.
Gleichzeitig ist Loimaa aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut angebunden und der Bahnhof, von dem ungefähr alle Stunde ein Zug nach Turku oder Tampere (die beiden nächsten größeren Städte) fährt, ist nicht weit von unserer Wohnung.
So verbringen wir unsere Wochenenden meistens dort oder besuchen andere Freiwillige, die über ganz Finnland verteilt leben und die wir bei zwei Seminaren vom ESC kennenlernen konnten.
Besonders das viele Reisen, die Städte, Wälder und Nationalparks, die ich während den letzten Monaten hier sehen konnte, haben mich sehr beeindruckt.
Ich konnte in Lappland Snowboarden gehen, sogar vom Saunafenster aus dort Nordlichter sehen, mit meiner Familie auf einem zugefrorenen See ins neue Jahr starten, durch die zugeschneite Altstadt Stockholms spazieren und den schönsten Sonnenuntergang vom Domberg über Tallinn beobachten, um nur ein paar meiner schönsten Erinnerungen zu nennen.
Ich kann einen europäischen Freiwilligendienst in Finnland wirklich jeder* ans Herz legen, die* offen für neue Erfahrungen ist, Freundschaften mit Menschen aus vielen verschiedenen Ländern mitnehmen möchte, Kälte und Schnee gerne mag, sich aber auch mit viel Zeit und Ruhe wohlfühlt und vor allem Lust darauf hat, Teil eines einzigartigen Projektes zu sein und sich selbst darin einzubringen!
Hei! Mein Name ist Antonia und ich mache jetzt schon für 7 Monate meinen Freiwilligendienst im glücklichsten Land der Welt: Finnland.
Genauer in der kleinen finnischen Stadt Loimaa, die genau zwischen Tampere und Turku gelegen ist.
Für mich war klar, dass ich nach dem Abi erstmal ein Jahr Freiwilligenarbeit machen möchte. Die Aussicht, dabei eine neue Kultur, Sprache und Menschen aus ganz Europa kennenzulernen, hat sich ideal angehört. Deshalb habe ich mich beim ESC für das Projekt in Loimaa beworben.
Hauptsächlich helfen wir hier im Jugendhaus und im lokalen Theater aus. Uns wird aber in der Arbeit und auch in der Freizeit viel Raum gegeben, um Sachen zu machen, die uns interessieren und die wir gerne lernen würden.
Deshalb haben wir die Möglichkeit, unsere Arbeitswoche sehr abwechslungsreich zu gestalten. So stehen zum Beispiel dienstags und donnerstags Art Groups, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene auf dem Plan, in denen ich meiner Kreativität freien Lauf lassen kann.
Genauso auch im Theater, wo die Freiwilligen ein breites Arbeitsspektrum erwartet. Natürlich fallen dabei auch immer wieder Arbeiten an, die gemacht werden müssen, wie z. B. Putzen oder Kaffee kochen. Aber die meiste Zeit kann man eigene Ideen bei der Gestaltung der Bühne oder der Kostüme einfließen lassen.
Dabei lernt man die Arbeitsabläufe und Prozesse kennen, die hinter der Aufführung eines Theaterstückes stehen. Das Theater ist zwar klein, aber gerade deswegen gut, um alle Bereiche kennenlernen zu können. Generell bietet dieses Projekt viele Möglichkeiten und Unterstützung, um neue Sachen auszuprobieren und auch sein eigenes Projekt zu planen und umzusetzen. So haben ich und meine Mitfreiwillige eine internationale Theatergruppe ins Leben gerufen, von der wir hoffen, dass sie von zukünftigen Freiwilligen weitergeführt wird.
Im Jugendhaus treffen sich dreimal in der Woche ganz verschiedene Jugendliche zwischen 14 und 20, um Zeit miteinander zu verbringen. Dabei spielen sie viel Billard, Schach oder Karten und hören finnischen Rap oder trinken einfach nur Kaffee, den es hier immer zur Genüge gibt.
Auch wir machen an diesen Nachmittagen nicht viel anderes, aber inzwischen bin ich gar nicht mehr so schlecht im Billard spielen und ich habe auch eine Menge neuer Kartenspiele gelernt.
Aber natürlich lernt man während eines ESC Projektes viel mehr, unter anderem haben wir auch die Chance genutzt und in einem Sprachkurs (zumindest ein bisschen) Finnisch gelernt, haben finnische Traditionen kennengelernt und traditionelles Essen probiert.
Am Anfang habe ich mich hier ein bisschen einsam gefühlt.
Loimaa ist im Vergleich zu deutschen Städten doch eher ein Dorf, so gibt es hier außer Secondhand-Läden, einem Kunstmuseum und einer Bibliothek nicht so viel zu sehen. Generell läuft unser Alltag hier eher gemütlich und ruhig ab, aber man hat viel Zeit, um neue Hobbys auszuprobieren oder auch einfach mal zu entspannen.
Aller Anfang ist schwer, das gilt besonders im dunklen finnischen Winter in einem neuen Land, in dem man anfangs niemanden kennt.
Aber zum Glück ist man hier ja auch nicht allein, denn in der Regel werden jedes Jahr zwei Freiwillige ausgewählt, die zusammen ihren Freiwilligendienst machen.
Sodass du, wie in meinem Fall, immer eine:n Freund:in an deiner Seite hast. Und auch bei den Seminaren, die zweimal im Jahr stattfinden und bei denen alle ESC Freiwilligen teilnehmen, lernt man die verschiedensten Menschen aus ganz Europa kennen und schließt schnell Freundschaften.
Wir reisen deshalb viel an den Wochenenden und besuchen Freund:innen, die in ganz Finnland verstreut leben, gehen in den Nationalpark oder besuchen Tampere oder Turku. Inzwischen habe ich auch schon ganz schön viel vom Land und der Natur gesehen: ein Winterurlaub, wie aus dem Bilderbuch in Lappland, ein Wochenendtrip nach Stockholm oder Tallinn oder auch einfach mal entspannte Tage in der Sauna und am See. Inzwischen bin ich hier richtig angekommen und finde eigentlich immer etwas zu tun.
Natürlich lernt man aber auch die finnische Kultur kennen, wer Schnee mag, Kaffee liebt und gerne in die Sauna geht, oder aber einfach mal eine Auszeit braucht, der/ die ist in Finnland genau richtig. Finnland und seine Kultur haben mir sehr viel gegeben und ich habe hier so viel gelernt, über das Land, über Europa und auch über mich selbst.