Culture at heart of education
Oh, der Bericht ist gut! Sehr gut! Freut uns! Unsere Freiwillige Marit ist für ein ganzes Jahr nach Frankreich gegangen. Genauer gesagt in die Normandie. Und noch genauer gesagt nach Vire. Und das alles während Covid. Und dennoch – oder deswegen? – ist es eine unglaublich positive Erfahrung. Sie war eigentlich in einem Jugendzentrum, aber dann musste man auch ein bisschen umdisponieren und… ach, lest selbst. Es lohnt sich! So muss Freiwilligendienst sein!
Als ich damals meinen Eltern und Freunden erzählte, ich wolle während einer globalen Pandemie in ein anderes Land ziehen, waren diese nicht gerade begeistert von der Idee. Besonders, weil Frankreich zu diesem Zeitpunkt mehr als doppelt so viele Corona-Fälle hatte, wie Deutschland.
Und als ich Anfang Oktober in Vire, in der Normandie ankam und bereits einen Monat später ‘Confinement’, also Lockdown, angekündigt wurde, zweifelte auch ich einen Moment daran, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Jetzt, rückblickend, war mein Freiwilligendienst in Frankreich so schön, dass ich, wenn ich ein Jahr meines Lebens wieder und wieder leben könnte, immer dieses wählen würde. Und das trotz COVID, Lockdowns und anfänglicher Zweifel.
Ich habe in diesem Jahr so viele wundervolle Menschen ins Herz geschlossen, dass mir der Gedanke, bald Abschied nehmen zu müssen, jedes Mal ein paar Tränen in die Augen treibt. Nicht nur nette Bekanntschaften, bei denen man sich freut, alle paar Wochen mal von ihnen zu hören, sondern wirklich enge Freundschaften, die hoffentlich ein Leben lang halten und die mich so geprägt haben, dass ich mir mein Leben ohne sie mittlerweile gar nicht mehr vorstellen kann, geschweige denn möchte.
Und vielleicht sind diese Freundschaften gerade auch wegen der Dinge, die dieses Jahr eigentlich nicht so gut liefen, so eng geworden.
Wahrscheinlich ist es auch das, was ich in diesem Jahr mehr denn je verinnerlicht habe, nämlich, dass jede Situation, egal, wie aussichtslos sie auch erscheinen mag, das Potential hat, zu etwas richtig Tollem zu werden.
Ich weiß, und das macht mich unfassbar glücklich, dass ich das Allerbeste aus diesem Jahr gemacht habe. Ich habe nicht eine Sekunde hier ‘vergeudet’ und während so viele Menschen über verlorenes Leben während COVID klagen und viele meiner Freunde es satt haben, per Zoom ihr Unileben zu bestreiten, habe ich meine Zeit hier so genossen, dass ich wünschte, sie würde nie enden.
Selbst die zwei Lockdowns waren im Endeffekt wundervoll für mich, weil ich beide gemeinsam mit einem Freund auf einer Farm verbringen durfte, wo ich – als Berlinerin – zum ersten Mal die Möglichkeit hatte, dem Landleben näher zu kommen und mich dort neuen Leidenschaften zu widmen. Und letztendlich habe ich mich dadurch, so klischeehaft es auch klingen mag, ein Stückchen weit selbst gefunden… weil die Mischung aus Frankreich, Farm und vor allem Lockdowns, mein Leben so sehr entschleunigt hat, dass ich endlich mal Zeit hatte, mich wirklich um mich zu kümmern.
Dieses Jahr ist für mich ganz besonders eines des persönlichen Wachstums und darüber bin ich sehr glücklich.
Natürlich hatte ich wegen COVID arbeitstechnisch weniger zu tun.
Ich arbeite in einem Jugendzentrum (MJC) und dementsprechend bin ich während der Pandemie nicht zum optimalsten Zeitpunkt gekommen. Trotzdem haben wir in Anbetracht der Situation erstaunlich viel auf die Beine gestellt. Wir haben einige Projekte durchgeführt… künstlerische, musikalische, usw.
Ich habe viel in der Kinder- und Jugendbetreuung gearbeitet, wir haben einige Radioshows aufgenommen und an Videowettbewerben teilgenommen, die wir zum Teil sogar gewonnen haben und außerdem mehrere Open-Air-Events organisiert.
Tatsächlich, war dieser Arbeitsplatz für mich die Kirsche auf der Sahne. Ich bin unglaublich dankbar für alle meine bezaubernden Kolleginnen und Kollegen, ganz besonders meinen Koordinator, Wilfrid, der zweifellos der absolut beste Chef ist, den sich ein Mensch nur wünschen kann und der sich gerade während der, für uns alle neuen Situation, mit Lockdown, Ausgangssperre und COVID-Chaos wirklich bestens um uns gekümmert hat.
Obwohl Vire eine kleine Stadt ist, in der nicht sonderlich viel passiert und gerade während COVID eigentlich alles stillgelegt war, hatte ich in meiner gesamten Zeit hier nicht einmal Langeweile.
Ich danke allen, die diese Erfahrung möglich gemacht haben und kann allen zukünftigen Freiwilligen, die diese Stelle hier erhalten werden, nur gratulieren.
Wenn ich heute mit meinen Freunden oder meiner Familie rede, sagen sie immer ‘du hast genau die richtige Entscheidung getroffen’ und viele meiner Freunde sagen, sie wünschten, sie hätten das Gleiche, wie ich, gemacht. Dann muss ich immer schmunzeln und daran denken, wie gut ich es hier doch habe und wie froh ich bin, dieses Abenteuer gewagt zu haben.