Centre D´Accueil Musique Et Environment
„Centre D´Accueil Musique Et Environment“ war ein Freiwilligendienstprojekt im Südwesten Frankreichs in einem kleinen Dorf nicht sehr weit weg von Toulouse.
Unsere Freiwillige Katharina war dort für ein ganzes Jahr und hauptsächlich in Sachen „Musik“ unterwegs. Hier ein ausführlicher und sehr lesenswerter Bericht von ihr:
Das Phoenix Projekt – Freiwilligendienst in Südfrankreich
Schon als ich vor einem Jahr meine Bewerbungen losschickte, war mir klar, dass sie alle nach Südfrankreich gehen würden, ein Platz auf der Welt, von dem ich schon lange geträumt habe. Und ich habe das Glück, dass dieser Traum sogar erfüllt wurde und ich nun ein Jahr dort leben darf.
Da ich besonders nach Projekten im Bereich Musik gesucht habe, ist es dazu gekommen, dass ich mich Anfang August 2010 in der „Moulin des Sittelles“ in Burlats wiedergefunden habe, einem kleinen, romantischen, verträumten Dörfchen, mitten in der grünen Berglandschaft Südfrankreichs versteckt.
In der ersten Woche hat mich noch Priscilla begleitet, die ehemalige Freiwillige meines Projekts, meine Vorgängerin sozusagen, und mir von ihren Erfahrungen erzählt, mir die Arbeit gezeigt und mit mir eine Tour durch meinen Wohnort Burlats und die Nachbarstadt Castres gemacht.
Ich wohne hier in der Jugendherberge „Moulin Des Sittelles“ („Mühle der Kleiber“) und arbeite dort auch direkt für die Organisation „Musiphiles“, die sich auf Musikprojekte mit Kindern spezialisiert hat und seit zehn Jahren jeweils für 12 Monate eine Freiwillige aufnimmt. Je nach Saison kommen Klassen in die Jugendherberge, die von Animateuren und Musiklehrern vor Ort betreut werden, dort essen und schlafen, leben und lernen. Dadurch habe ich, wenn Klassen da sind, die Möglichkeit, in der Kantine zu essen und am alltäglichen Leben der Kinder teilzunehmen. Im Winter gibt es durchaus Wochen, in denen die Jugendherberge fast leer ist und man sich schnell einsam fühlt, doch mit dem Frühling beginnt dann die Hauptsaison und man hat durchgehend volles Haus.
Ich arbeite im Büro, im Service, im Garten, handwerklich und kreativ, helfe bei Events, verkaufe Souvenirs, erledige Einkäufe und unterstütze die Animateure und Musiklehrer. Eigentlich mache ich ein bisschen von allem und werde dort eingesetzt, wo es gerade notwendig ist. Außerdem habe ich noch den Freiraum, eigene Projekte zu realisieren. So konnte ich zum Beispiel schon ein Bücherregal für mein Zimmer bauen, eine Neujahrskarte und Postkarten für die Organisation entwerfen und bin dabei, weitere Ideen für die Verschönerung des Zentrums zu entwickeln.
Besonders hat es mir gefallen, Musik mit den Kindern einer Feriengruppe zu machen, die für drei Wochen im Sommer hier war. Zusammen haben wir eine Show auf die Beine gestellt und ich habe mit meiner Klarinette in mehreren Gruppen mitgespielt. Inzwischen bin ich dabei, mir kleine Animationen mit Musik für die Klassen zu überlegen, die hier regelmäßig für eine Woche herkommen. Das heißt ich gestalte Musikabende, an denen ich den Kindern meine Klarinette vorstelle, mit ihnen Musik mache, mir Spiele überlege, ihnen deutsche Märchen erzähle und deutsche Kinderlieder beibringe. Außerdem werde ich demnächst einen Schreibworkshop entwickeln, bei dem die Kinder kleine Texte schreiben und sie anschließend vertonen. Dazu steht in der Jugendherberge ein Tonstudio und eine Fülle von verschiedenen und oft auch ungewöhnlichen Musikinstrumenten zur Verfügung, besonders Schlaginstrumente aus fernen Kulturen, z.B. Afrika.
Der Aufenthalt der Klassen ist jedoch nicht auf Musik begrenzt, sondern widmet sich auch den Themen Natur und Umwelt. Dazu machen die Klassen einige Ausflüge in das nahe gelegene Granitgebiet und in Museen der Region, kleine Wanderungen durch die angrenzende Berglandschaft und viele weitere Aktivitäten und Spiele, um die Umgebung und deren Flora und Fauna zu entdecken. Bei diesen Ausflügen begleite ich die Klassen und kann meinen Arbeitsplatz meist so wählen wie ich möchte und an den Aktivitäten teilnehmen, die mich interessieren. Dadurch habe ich keinen festen Zeitplan und einen Einblick in viele verschiedene Bereiche, das heißt sehr viel Freiheit in meiner Arbeit, was viel Autonomie verlangt. Die Arbeit mit den Kindern ist etwas Neues für mich und deshalb eine Herausforderung. Besonders da man meist nur eine Woche mit ihnen verbringt und es manchmal schwer ist, in der Kürze der Zeit den Kontakt aufzubauen. Doch meistens schließen einen die Kinder schnell so sehr ins Herz, dass es schade ist, wenn sie wieder zurückfahren.
(Mehr über meine Projekte und meine Arbeit gibt es in meinem Blog zu lesen – auf Französisch: www.sve-moulin-des-sittelles.blogspot.com)
Mit meiner Unterkunft in der Jugendherberge bin ich ganz zufrieden, auch wenn es manchmal etwas schwierig ist, dort zu wohnen, wo man arbeitet. Dann ist es nicht leicht, Arbeit und Freizeit voneinander zu trennen. Daher bin ich sehr glücklich, dass ich das Auto der Organisation benutzen kann, um in meiner Freizeit, das heißt an den Abenden und Wochenenden, in die Nachbarstadt Castres zu fahren, wo ich meine Freunde treffe. Diese Treffen sind dann ziemlich international, da einige aus England kommen, Amerika, Irland und der Türkei und ich habe sogar noch zwei weitere Freiwillige aus Deutschland gefunden. Neben der französischen Kultur, die ich ja schon allein aufgrund der Sprache, des Käses und des Weines liebe, komme ich so auch in den Kontakt mit vielen anderen Kulturen und Sprachen und bin durchaus froh, mein Englisch bei dem ganzen Französisch nicht zu vergessen. Ich hätte vorher nie gedacht, dass ich irgendwann mal Wörter auf Englisch oder sogar auf Deutsch suchen würde, die mir nur auf Französisch einfallen. Schneller als man denkt taucht man in eine andere Kultur und Sprache ein, sodass sie bald ein fester Teil von einem werden und man sich fragt, ob man nicht doch eher französisch ist als deutsch.
Ich nutze mein Freiwilliges Jahr auch besonders, um mit meinen Freunden zu reisen und die verschiedenen Regionen Frankreichs kennen zu lernen. Aber auch in Andorra und Spanien war ich schon unterwegs und habe meinen 20. Geburtstag in Barcelona gefeiert. Mein Projekt gibt mir dazu auch die Möglichkeit, da ich als Begleitperson öfters nach Paris fahre, um Klassen von dort abzuholen oder hinzubringen.
Ansonsten verbringe ich meine Freizeit in der Musikschule in Castres, nehme dort an Jazz Workshops teil und spiele im Orchester oder bin im Inliner Club.
Für mich ist mein EFD eine Art Neuanfang, ein Start in ein neues Leben. Deswegen das Symbol des Phönixes. Ich mache hier unglaublich viele neue Erfahrungen in vielen verschiedenen Bereichen, sei es auf der Arbeit oder einfach im alltäglichen Leben, ich lerne viele neue Menschen und Kulturen kennen und genieße diese große Bereicherung. In diesem Jahr kann ich sehr viel lernen und erleben und ich bin schon etwas wehmütig, wenn ich daran denke, dass die Hälfte schon vorbei ist. All die vielen Erlebnisse und auch meine Freunde hier in Frankreich kann ich aus meinem Leben nicht mehr wegdenken. Aber jetzt freue ich mich erst mal auf die nächsten sechs Monate, die noch kommen.
(Ihr findet mich auch bei youthreporter.de mit einigen Reiseberichten und Geschichten aus meinem Leben in Südfrankreich: www.youthreporter.eu/benutzer/KathiEnFrance/)