26 Jun

Ambassadors of Europe and Mobility

„Ambassadors of Europe and Mobility“ ist ein vielfältiges Projekt in Frankreich. Genauer gesagt in Laval. Das liegt ziemlich genau zwischen Rennes und Le Mans. Unsere Freiwillige Lea leistet einen sehr herausforderndes Dienst. Aber es gibt ja nicht nur Arbeitszeit, sondern auch eine Menge Freizeit… Hier ihr Bericht:

 

„Laval also…aha, okay… und wo ist das nochmal? “
Das war wohl mein erster Gedanke, als ich für die Kleinstad Laval im ländlichen und etwas verregneten sowie vor allen Dingen kuhreichen Department Mayenne im Nordosten Frankreichs eine Zusage als „Ambassador of Europe and Mobility“ erhalten hatte.
Dieser Titel einer „Europabotschafterin“ hörte sich aber auf jeden Fall schon einmal gleich ziemlich wichtig und cool an. Aber was bedeutet denn dieser Titel jetzt genau?

Am Ende meiner Zeit in Laval, welches für ein Jahr meine neue Heimat in Frankreich geworden ist, kann ich diese Frage nun voll und ganz beantworten.
In meinem Fall bedeutet „Ambassador of Europe and Mobility“, dass ich für und in der Assoziation L’Habitat Jeunes Laval arbeite.
Diese Assoziation ist ein Verbund von drei Wohnheimen, in welchen jeweils Menschen im Alter von 16 bis 30 Jahren leben.
So lebe auch ich hier in einem dieser drei Wohnheime in einer kleinen modernen Wohnung zusammen mit einer Griechin, die ebenfalls als Europabotschafterin arbeitet.
Diese drei großen Wohnheime ähneln unseren Studentenwohnheimen in Deutschland, allerdings leben hier in Laval nicht nur Studenten und Studentinnen in diesen Gebäudekomplexen sondern auch junge Erwachsene, die bereits einen Arbeitsplatz gefunden haben oder ein Praktikum machen oder beispielweise zu alt für eine Pflegefamilie sind.

Im Wohnheim gibt es neben einer Cafeteria zwei Betreuer, die allen Bewohner_innen bei Fragen jeglicher Art zur Verfügung stehen. Außerdem wird hier von montags bis freitags ein Abendprogramm (die Animationen) angeboten, das die Bewohner und Bewohnerinnen freiwillig besuchen können. Die Animationen umfassen beispielsweise Brettspiele- sowie Sportabende, Ausflüge zum Go-Karten, Grillabende aber auch Projekte mit Organisationen von außerhalb.
So kann hier wirklich niemals Langeweile aufkommen, und das ist auch gut so, denn Laval bietet als süße Kleinstadt fernab von den Bergen und vom Meer gerade im Winter bei schlechtem Wetter eher begrenzte Freizeitmöglichkeiten.
Im Sommer sieht es da schon besser aus, da die Stadt so einiges an Events organisiert. Gleichzeitig bieten die Animationen die Möglichkeit, die anderen Bewohner_innen kennenzulernen. Hier sind alle sehr offen, freundlich und gesellig. Die bunte internationale Zusammensetzung trägt zudem dazu bei, dass man ganz schnell Anschluss findet und plötzlich Freunde aus ganz Europa hat.

Ich bin Teil dieses Animationsteams und meine Aufgabe ist es in allen drei Wohnheimen Animationen im Zusammenhang mit Europa, der Mobilität und meiner eigenen Kultur anzubieten. Allerdings habe ich neben dem Kochen von schwäbischen Spätzle und den Themenabenden zur alemannischen Fasnacht oder zu Freiburg einen gewissen Spielraum, so dass ich auch andere Animationen, wie zum Beispiel einen Pokerabend, etc. anbieten kann.
Außerdem mache ich auch bei den Projekten der anderen Freiwilligen mit (die aus Spanien, Griechenland und Litauen kommen), die zwar ebenfalls Europabotschafter sind, aber in anderen Institutionen arbeiten (bspw. in einer Schule, einem Informationszentrum oder direkt in unserer Organisation, dem Maison de l’Europe).
Da ich jedoch nicht nur in meiner eigenen Residenz, sondern in allen drei Wohnheimen der Assoziation arbeite, wechsele ich jede Woche meinen Arbeitsplatz und biete dort dann mein jeweiliges Programm an.
Das ist einerseits natürlich toll, da ich so sehr viele Leute an den drei verschiedenen Standorten kennenlernen konnte, andererseits verpasse ich dann in dieser Zeit die Programmbeiträge in meinem eigenen Wohnheim, was ich manchmal sehr bedauere.

Außerdem lebe ich mit meinen Freunden und Freundinnen hier unter einem Dach und zum anderen bin ich deren Animateurin, was mich manchmal etwas vor einen kleinen Rollenkonflikt stellt.
Eine weitere Schwierigkeit liegt darin, dass ich meistens von 15h – 22h arbeite, so dass sich mein Tagesablauf von den meisten meiner Freunde bzw. Freundinnen unterscheidet.
So konnte ich auch beispielsweise leider keinem Sport- oder Musikverein beitreten, wie ich es eigentlich ursprünglich geplant hatte.
Deshalb war es ziemlich schwierig Franzosen bzw. Französinnen, die in Laval aber außerhalb der Wohnheime leben, kennenzulernen.

Dennoch habe ich unterm Strich hier eine einzigartige Zeit verbracht: Denn ich habe in meiner griechischen Mitbewohnerin und in den anderen Bewohnern „meines“ Wohnheims sowie den Freiwilligen meiner Organisation wirklich eine zweite Familie hier in Frankreich gefunden.
Und das meine ich wirklich ernst.
Das bunte, familiäre Leben in diesem internationalen Wohnheim ist kaum in Worte zu fassen.
Wir haben gemeinsam Corona-Quarantäne-Zeiten und den grauen Winter in Laval durchgestanden, sämtliche französischen Städte unsicher gemacht und auch einfach mal nur bis in die Morgenstunden hinein zusammen gehockt und geredet.

Auch wenn ich einige meiner schönsten Monate hier mit wundervollen Menschen verbringen durfte, gab es natürlich auch Zeiten, die wirklich etwas schwierig für mich waren. Aber auch das gehört ja dazu – sonst wäre es ja fast langweilig.
Und letztendlich glaube ich, dass ich gerade auch an diesen Stolpersteinen sehr gewachsen bin und sie mich nur noch mehr mit meinen Freunden fürs Leben zusammengeschweißt haben, die immer für mich da waren.
Zu wissen, dass diese unglaubliche Zeit in circa einem Monat endet, bricht mir schon jetzt beinahe das Herz.
Aber was erzähle ich euch da eigentlich. Am besten probiert ihr es selber aus und stürzt euch in euer ganz eigenes Abenteuer! Los geht’s, die Welt da draußen wartet auf euch!