Youth Opportunities – Engage – Empower
„Youth Opportunities – Engage – Empower“ ist sage und schreibe ein Freiwilligendienst-Projekt mitten in London!
Das ist echt total selten, dass man ein Freiwilligendienst-Projekt in einer der großen europäischen Metropolen machen kann! Aber hier funktioniert es.
Unsere Freiwillige Annalena unterstützt in einer Schule in London. Natürlich kann sie selbst viel besser berichten was sie da macht. Auch sie war leider nicht von der Pandemie verschont und musste früher zurück. Aber immer hin konnte sie zwei Drittel absolvieren. Hier ihr toller und sehr lesenswerter Bericht:
Samuel Johnson hat einst geschrieben, „When a man is tired of London, he is tired of life“.
Das kann ich so erst einmal stehenlassen, da auch ich jeden Tag aufs Neue von London überwältigt und begeistert wurde.
Die Stadt, die niemals schläft… Eine Betitelung, die nicht nur auf New York, sondern gleichermaßen auf London zutrifft.
Mit ganz viel Glück kann ein Tag in der Hauptstadt, stellen wir uns einen frühlingshaften Samstag vor, folgendermaßen aussehen:
Frühstück in einem von Notting Hills zahlreichen kleinen Cafés, natürlich inklusive Scones mit Erdbeermarmelade und Clotted Cream – ein Spaziergang über den Portobello Road Market – Erkundung des Künstlerviertels Shoreditch mit der durchaus hohen Wahrscheinlichkeit, in den Genuss eines spontanen Konzerts zu kommen – Besuch des London Borough Markets und Abendessen an der Themse (mit Blick auf die Tower Bridge) – für die ganz Motivierten gibt’s dann noch ein Musical im Anschluss und danach mit Sicherheit das ein oder andere Cider im Pub.
Ich könnte die Liste mit Aktivitäten in und um London herum noch endlos lange fortführen, jedoch sollte dieser kleine Einblick an dieser Stelle genügen.
Wenn man nun aber tatsächlich in London lebt, sei es auch nur für einen kurzen Zeitraum, gestaltet sich der Alltag natürlich etwas anders als oben beschrieben.
Im Rahmen meines Freiwilligendienstes habe ich wochentags von 9 bis 16 Uhr als Teaching Assistant in einer Grundschule im Zentrum von London gearbeitet. Zu behaupten, ich wäre nach der Arbeit stets motiviert und voller Tatendrang gewesen, um mich an den Londoner Attraktionen sattzusehen, würde nicht zu 100% der Wahrheit entsprechen.
Der Schulalltag hatte es in sich. Mit dem vorrangigen Ziel der Inklusion trafen unendlich viele verschiedene Kinder mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen aufeinander, die es allesamt zu berücksichtigen galt, wodurch der Stresslevel innerhalb des Kollegiums einigermaßen hoch war. Etwaige Freizeitaktivitäten mussten also aufs Wochenende verschoben werden – was auch völlig in Ordnung war, schließlich wollte ich als Freiwillige mein Potenzial voll ausschöpfen.
Leider entsprachen meine Aufgaben letztlich nicht zu 100% dem, was ich mir unter der Rollenbeschreibung vorgestellt habe. Ich wurde, so habe ich es empfunden, zwar von allen wertgeschätzt und habe mich im Kollegium gut aufgehoben gefühlt, jedoch hatte ich eher einen Praktikantinnen-Status inne, als tatsächlich als „ebenbürtige“ Arbeitskraft wahrgenommen zu werden, was vielleicht auch der Kürze der Zeit von zwei Monaten geschuldet war, die ich in London verbracht habe.
Somit musste ich beispielsweise oft die einzelnen Lehrkräfte fragen, bevor ich bestimmte Tätigkeiten ausführen konnte. Zu meinen Hauptaufgaben gehörten: die Betreuung eines Jungen mit Autismus; parallel zum Unterricht verlaufende Sprachübungen mit einem Kind, dessen Muttersprache Chinesisch war; die Beaufsichtigung einzelner Lerngruppen; von Zeit zu Zeit stattfindende Begleitung zu Klassenausflügen; Unterstützung beim Lesen, Schreiben, Rechnen etc.; Vorbereitung von Arbeitsblättern.
Vor allem sprachlich gesehen bin ich durch die Zeit an der Schule ein ganzes Stück vorangekommen. Meine wertvollste Erfahrung jedoch war die Möglichkeit zur Betreuung des autistischen Jungen, von der ich noch lange zehren werde, dessen bin ich mir sicher.
Neben dem Schulleben gab es natürlich auch den „privaten“ Alltag. Diesbezüglich hat mich vor meiner Reise speziell die Frage nach meiner Unterkunft beschäftigt. Meine Wohnsituation sah wie folgt aus: Ich habe in einem kleinen Hostel in der zweiten Zone von London gelebt, das nur für junge Frauen vorgesehen ist, die beispielsweise (ähnlich wie ich) einen Freiwilligendienst oder ein Praktikum absolvieren und auf der Suche nach einer erschwinglichen Unterkunft sind. Zu zehnt haben wir uns ein ganzes Haus geteilt, drei Bäder und zwei Küchen inklusive.
Dadurch, dass ich niemanden kannte, als ich nach London gekommen bin, war das Zusammenleben mit den anderen Mädchen eine tolle Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen, hin und wieder gemeinsam zu kochen oder einen gemütlichen Abend auf der Couch zu verbringen. Es war also ganz anders als das, was ich mir unter dem Hostel-Leben vorgestellt habe – im positiven Sinne!
Mit ein bisschen Selbstvertrauen und Offenheit im Umgang mit anderen Kulturen im Gepäck kann ich das Projekt in jedem Falle weiterempfehlen. Dennoch sollte man sich vor Antritt der Reise auch bewusst machen, dass nicht alle Erwartungen erfüllt werden können, dass man gleichermaßen aber auch überrascht werden kann.
Überrascht wurde ich leider zum Ende meiner Reise. Aufgrund der Corona-Krise musste ich vorzeitig abreisen; aus ursprünglich geplanten drei Monaten wurden auf einmal zwei Monate. Diese zwei Monate weiß ich im Nachhinein wirklich zu schätzen, da ich eine Menge über die Kultur, das Schulleben, über Gemeinschaftssinn und über mich selbst gelernt habe.
Mein nächster Trip nach London kommt bestimmt!