Be the soul of the mountains!
„Be the soul of the mountains!“ ist ein Freiwilligendienstprojekt in Lousã. Das liegt in Portugal. Und zwar in der Nähe von Coimbra. Genau! So ziemlich genau zwischen Lissabon und Porto. Unsere Freiwillige Maria ist da schon eine ganze Weile und hat einen wunderbaren Bericht geschrieben. Sehr ehrlich und sehr authentisch. Lohnt sich zu lesen!
Eigentlich wollte ich ja gar nicht nach Portugal. Eigentlich wollte ich ja was in Richtung Psychologie machen.
Wie bin ich also hier gelandet?
Eigentlich hatte ich vor, meinen EFD in Spanien zu machen. Da das Projekt aber leider auch nach 6 Monaten Wartezeit noch nicht bewilligt wurde und ich gerne Berlin noch vor meinem 20.Geburtstag verlassen wollte, habe ich mich dann sehr spontan (zwei Wochen vor Beginn meines Aufenthaltes) entschlossen, mich für ein Projekt in Portugal zu bewerben.
Großer Dank geht hier raus an Eurocircle für die Mühen und die Möglichkeit, in so kurzer Zeit ein EFD organisiert zu bekommen.
Ich bin jetzt mittlerweile etwa 2,5 Monate hier und es fällt mir schwer, mich kurz zu fassen, da in dieser kurzen Zeit schon unglaublich viel passiert ist.
Die Umgebung: Lousã ist natürlich eine Kleinstadt und es ist wirklich ein anderes Leben im Vergleich zu Berlin (Surprise Surprise).
Mittlerweile schätze ich die kurzen Wege zum supermercado, aber passiert recht häufig, dass man nach Coimbra in die nächstgrößere cidade fahren muss.
Erstes Downgrade: Der Bus kommt abends bestenfalls im Stundenintervall, wenn man wie ich den Plan in der falschen Spalte abgelesen hat, kann es schon sein, dass man mal 1-2 Stunden auf den Bus warten muss.
Sprache: Ich habe im letzten Herbst an der VHS mehrere Spanischkurse belegt. Als dann mein Spanien-Projekt gecancelt wurde, dachte ich mir:,, Ach easy, ich spreche ja bisschen Spanisch, das ist ja quasi das Gleiche!‘‘
Nope, das ist es leider nicht wie ich bereits an meinem ersten Tag feststellen musste, denn mein erster akustischer Eindruck war, als würde man mit patatas fritas im Mund versuchen, Spanisch zu sprechen. (Portugiesen verstehen Spanier, aber Spanier verstehen keine Portugiesen, wie mir mittlerweile bekannt ist haha.)
Mittlerweile ist es schon ein bisschen besser geworden, da mir Französisch wirklich geholfen hat und ich grundlegende Antworten geben kann. Am Anfang hatten wir leider keinen Sprachunterricht, weshalb der Autodidakt in mir gefragt war (mit mehr oder weniger Erfolg), aber ab nächste Woche bekommen wir Sprachunterricht, yeah! Fixe!
Ich habe mich hier in Lousã in einem Sportverein angemeldet, was ich echt nicht bereut habe, da ich dort viele coole Leute kennen gelernt habe. Auch wenn ich manche Anweisungen nicht verstehe und mein Trainer dann alles 4 mal wiederholen und in Slowmotion Geschwindigkeit sprechen muss, macht es unglaublich viel Spaß, so dass mittlerweile meine Peinlichkeitshemmschwelle um gefühlt 200 Prozent gesunken ist. Ich weiß echt nicht, wie oft ich mittlerweile ,,Puedes repetir, por favor?‘‘ gefragt habe.
Zweites Upgrade: Für mich als 19jährige bin ich das erste Mal 8 Monate von zu Hause weg, und somit ist es auch meine erste Erfahrung mit eigenem Haushalt, WG und ,,Selbstmanagement‘‘. Ich habe jetzt schon das Gefühl, dass ich sehr viel selbstständiger geworden bin und mir mehr zutraue, denn: Wenn ich es nicht selbst mache, wird es keiner machen und wer weiß, wann ich noch einmal genau die gleichen Möglichkeiten haben werde?
Allerdings ist es zugegebenermaßen nicht immer einfach in einer multikulturellen WG zu leben und es des häufigeren auch Missverständnisse und Streitereien gibt.
Ich bin hier mit Abstand die Jüngste, alle meine Mitbewohner sind mindestens 6-9 Jahre älter als ich und kennen sich bereits seit 6 Monaten. Zum Teil ist das sehr bereichernd, weil man dann viel voneinander lernen kann, andererseits komme ich mir manchmal wie das neue Kiddie vor.
Arbeit: Das Klischee der mediterranen Mentalität stimmt. Zumindest trifft es auf einige Portugiesen zu: Es passiert schonmal, dass man statt,,5 Minuten‘‘ 55 Minuten wartet oder das Leute einfach bis zu 90 Minuten zu spät kommen. Wie reagiert man nun darauf? Deutsche Variante: Die Personen mit Anrufen bombardieren, sich aufregen, durchdrehen. Portugiesische Variante: Lächeln, ,,Fica calma! sagen und ,,die Natur genießen, wenn man schon warten muss‘‘. Am Anfang ist das zugegebenermaßen wirklich ungewohnt und frustrierend, aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und bin sehr viel entspannter geworden: Man bedenke, wie sehr sich Berliner aufregen, wenn die U2 nicht im 4 Minuten Takt kommt!
Am Anfang hatte ich das Gefühl, dass ich echt nichts zu tun habe, was sich mittlerweile aber komplett geändert hat, sodass ich momentan wirklich viel zu tun habe, da das von uns organisierte Filmfestival vor der Tür steht und ich mit einer Mitbewohnerin im Juli ein Workcamp leiten werde. Auch wenn nicht immer alles smooth läuft, hab ich mittlerweile gelernt, wie wichtig es ist, 100 Mal nachzuhaken: Beispielsweise habe ich in meinem ersten Monat hier mein Gehalt recht spät bekommen, so dass ich mich eine Zeit lang aus eigener Tasche finanziert habe. Auch wenn kleinere Dinge nicht so gut laufen, und ich dann meine Kontaktperson aus meiner Organisation aufsuche, fühle ich, wie viel Mühe sich die Organisation gibt, die Mitarbeiter sind wirklich engagiert und bemüht!
Dennoch war ich am Anfang echt überfordert mit der touchy Kultur: Es wird sich auch unter Fremden sehr viel berührt, das war am Anfang sehr ungewohnt, aber das hat nicht nur Nachteile: Ich habe das Gefühl, dass die Leute sehr viel offener und herzlicher sind, weil sie eben anders auf Leute zugehen, als man das vielleicht aus Alemanha gewohnt ist.
Mittlerweile bin ich auch schon ein bisschen gereist, was mir unglaublichen Spaß gemacht hat und mir Erinnerungen beschert hat, die ich wohl nie vergessen werde!
Alles in allem kann ich wirklich ein positives Feedback vergeben!