Start Volunteer Up! 2
Hier nun der Bericht unserer anderen Freiwilligen im EFD-Projekt „Start Volunteer Up!“. Auch Julia hat einen sehr schönen Bericht verfasst! Sie ist jetzt bereits seit gut 5 Monaten dort und leistet einen sehr vielfältigen Dienst. Aber lest selbst…
Ein halbes Jahr Frankreich
Seit gut 5 Monaten lebe ich jetzt schon in Lyon, in Frankreich. Wenn ich an meine ersten Tage und Wochen zurückdenke, fühlt es sich manchmal an als wären sie eine Ewigkeit her. Soviel hat sich seitdem verändert, so sehr habe ich mich seitdem verändert. Auf der anderen Seite vergeht die Zeit wie im Fluge und ich fange schon an meine Zeit hier zu vermissen, bevor sie überhaupt vorbei ist.
Von Oktober 2017 bis Juni 2018 leiste ich in Lyon meinen Europäischen Freiwilligendienst „Start Volunteer Up“. Zusammen mit vier weiteren EFD-lern und noch einigen französischen Freiwilligen, bin ich Teil der Organisation „Eurocircle“ und „FenetreS“. Die Organisation setzt sich viel für Jugendliche vor Ort ein und bietet Ateliers und Projekte an. Wir Freiwilligen, kommen mit vielen Jugendlichen in Kontakt, arbeiten aber insgesamt in mehreren verschiedenen Strukturen und nicht nur in dem Büro unserer Assoziation.
Für mich heißt das konkret, dass ich einmal in der Woche in einer Schule Sprachateliers für interessierte Schüler und Schülerinnen veranstalte, einen Tag in einem Heim für minderjährige Flüchtlinge verbringe, denen ich bei ihren Hausaufgaben, beim Kochen oder beim Lernen helfe, und einen Tag in einem Altersheim. Dort spiele ich mit den alten Leuten Gesellschaftsspiele oder lasse mir von ihnen Stricken beibringen.
Mein Alltag ist sehr abwechslungsreich und aufregend. Ich bin darüber sehr glücklich und freue ich mich jeden Tag, dass ich mit so vielen interessanten Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, Milieus und Altersklassen in Kontakt komme. Doch bis mein Arbeitsalltag so geregelt war, wie er es jetzt ist, hat es eine ganze Weile gedauert. Die ersten Wochen habe ich ziemlich wenig gearbeitet und ich hatte so manch einmal das Gefühl, dass unsere Assoziation mich vergessen hatte.
Hinzu kam, dass ich einige Probleme mit meiner Unterkunft hatte. Im Vorhinein wurde uns versprochen, dass wir in Gastfamilien wohnen würden, und ich hatte mich schon sehr darauf gefreut. Als ich jedoch in Lyon ankam, wurde ich in eine kleine Einzimmerwohnung untergebracht. Küche, Heizung und Waschmaschine funktionierten lange Zeit nicht und ich fühlte mich ganz alleine einfach nicht wohl. Von anderen Freiwilligen und Studenten hörte ich immer wieder tolle Erzählungen vom WG-Leben, sodass ich irgendwann beschloss, dass Problem in die Hand zu nehmen und meine Wohnsituation selber zu verändern.
Seit Dezember wohne ich nun in einer schönen WG mit zwei französischen Studentinnen nicht weit entfernt vom Zentrum. Ich zahle dafür zwar selber ein bisschen Geld drauf, aber ich bin unendlich froh und bereue meine Entscheidung keine Sekunde. Meine Mitbewohnerinnen sind mittlerweile zu Freundinnen geworden und ich finde es toll, dass ich so auch zuhause ständig Französisch spreche.
Insgesamt merke ich auch, dass mein Französisch sich um einiges verbessert hat. In Gesprächen, aber auch in politischen Diskussionen oder Filmen verstehe ich mittlerweile so gut wie alles und ich kann ohne Probleme Konversationen starten. Dass ich immer noch viele (für Franzosen) witzige Fehler mache, stört mich da gar nicht groß.
Nach 5 Monaten bin ich nun an dem Punkt, an dem ich mich rundum wohl fühle. Meine Arbeit gefällt mir gut, ich habe tolle Freunde gefunden und ich bin glücklich in Lyon. In dieser bunten, lebendigen Stadt. In der ich so viel erlebe. Feiern, Kino, Spieleabende mit meinen französischen Mitbewohnerinnen. Entspannte Wochenenden und gute Gespräche mit Jule. Volunteers´Nights mit den anderen Freiwilligen. Immer wieder neue und fremde Menschen auf Couchsurfingtreffen. Aber auch wenn ich mal ganz alleine bin. Wenn ich im Morgengrauen durch Lyons Straßen jogge, in alten Hinterhöfen Yoga mache, auf Märkten stöbere.
Und wenn es mal nichts zu tun gibt auf der Arbeit oder es Probleme gibt, dann erinnere ich mich darin, dass der EFD vielmehr ist, als nur meine Arbeit. (nicht falsch verstehen, die finde ich natürlich super wichtig). EFD, das sind die Gespräche mit Freunden und freundlichen Fremden, die Reisen zum Bäcker, die Reisen in die Ferne, die Nächte in Bars, die Nächte in der Natur, das Essen im Restaurant, das Essen in der WG, Französisch aus dem Buch, Französisch im Gespräch, fremde Kulturen und fremde Sprachen. EFD, das ist ein großes Abenteuer.
Und zu diesem Abenteuer gehört mein Alltag genauso wie meine aufregenden Wochenden.
Ich habe in Lyon mein Lieblingshobby Feldhockey verfolgt und somit Kontakt zu vielen netten Französinnen gemacht, aber ich habe auch neue Hobbies entdeckt, neue Gewohnheiten entwickelt, Neues erlebt. Und am Wochenende, da habe ich mit die schönsten und aufregendsten Reisen überhaupt gemacht. Mit Schlafsack und Isomatte bewaffnet, habe ich in den letzten Monaten schon fast ganz Frankreich erkundet und dabei immer wieder tolle Leute kennengelernt. Denn ich habe kein einziges Mal in einem Hostel oder Hotel geschlafen, sondern immer versucht bei anderen Freiwilligen zu übernachten, die ich über einige Ecken kannte. Sonst habe ich auch schon häufiger bei Couchsurfern geschlafen. Wie gesagt, es ist ein großes Abenteuer. Nicht nur im Alltag, sondern auch beim Reisen habe ich ganz neue aufregende Möglichkeiten entdeckt und Couchsurfing, Blablacar und Trampen sind für mich mittlerweile ganz normal.
Ich freue mich auf die nächsten Monate und hoffe, dass ich noch ganz viel mitnehmen kann von diesem Abenteuer.