Coworking Bela Krajina
„Coworking Bela Krajina“ ist ein EFD-Projekt im schönen Slowenien. Unser Freiwilliger Maximilian ist dort im Bereich Coworking beschäftigt. Was das genau ist und was seine Aufgaben und Tätigkeiten sind, schreibt er lieber mal selbst. Hier sein Bericht nach gut 2 Monaten:
Seit mittlerweile zwei Monaten lebe und arbeite ich in Črnomelj, einer kleinen Stadt im äußersten Süden Sloweniens. Črnomelj (Ausgesprochen: Tsch(ə)rnomməl) hat etwa 6.000 Einwohner und würde in Deutschland nur schwerlich als Stadt anerkannt werden, für die nur etwas über 2 Millionen Slowenen ist das aber schon fast eine Metropole.
Črnomelj liegt in der historischen Region „Bela Krajina“, auf deutsch Weißkrain, die lange Zeit Teil von Österreich-Ungarn war. Da im heutigen Slowenien administrative Regionen so gut wie keine Rolle mehr spielen, da man das kleine Land auch gut zentral verwalten kann, haben sich die drei Gemeinden Semič, Metlika und eben Črnomelj zusammengeschlossen und treten gemeinsam als Tourismusregion „Bela Krajina“ auf. Der Name leitet sich von den weißen Trachten her, die die Bewohner früher trugen. Abgegrenzt wird die Bela Krajina im Süden und im Osten vom Fluss Kolpa, der die natürliche Grenze zu Kroatien bildet, im Westen von riesigen Wäldern und im Norden vom Gorjanci-Gebirge. Dadurch liegt das gesamte Gebiet geographisch abgeschnitten vom Rest Sloweniens.
Črnomelj liegt etwa 90 km von der Hauptstadt Ljubljana entfernt. Leider ist die bestehende Zugverbindung aber alles andere als schnell. Für die Strecke braucht der Zug circa zweieinhalb Stunden, mit dem Auto wäre es nur knapp über eine Stunde. Trotzdem lasse ich mich davon nicht einschüchtern und nehme mir in den Zug was zum Zeitvertreib mit, wenn ich nach Ljubljana fahre, denn von dort gibt es Verbindungen auf den gesamten Balkan. Nächstes Wochenende werde ich zum Beispiel mit 15 anderen Freiwilligen Zagreb besuchen. Das Thema Transport ist in Slowenien ein großes Problem, aber ich habe für mich beschlossen, wenn ich mich aufrege, mache ich es mir nur schwerer.
Das Leben in Črnomelj ist nämlich richtig toll! Für die Größe ist hier richtig viel los. Es gibt mehrere Bars und Restaurants und sogar einen etwas alternativeren Klub. Und da die Stadt trotzdem noch sehr klein ist, kann man auch alle Strecken entspannt zu Fuß zurücklegen und ist in Windeseile auch in der Natur, die hier besonders schön ist. Es sind hier fünf Supermärkte vorhanden, das heißt, man bekommt auch wirklich alles, was man braucht (außer deutsches Bier! Ich habe vergangene Woche einen deutschen Abend organisiert und musste ernüchtert feststellen, dass hier nur österreichisches Bier verkauft wird).
Ich lebe hier in einem Hostel, das aber die meiste Zeit nur von uns Freiwilligen bewohnt wird. Ja, „uns“, denn wir sind ein ganzer Haufen EFD-Freiwilliger hier in Črnomelj! Momentan arbeiten bei meiner Organisation vier Freiwillige, neben mir noch ein Peruaner und zwei Italiener. Zusätzlich dazu sind bei der Organisation, die das Hostel betreibt, noch weitere drei Freiwillige aus Mazedonien, Polen und Deutschland. Zusammen sind wir ein tolles Team und man fühlt sich nicht so einsam, da wir sehr viel gemeinsam unternehmen. Das Hostel ist unheimlich groß, da das Gebäude früher als Internat genutzt wurde. Das heißt: in meinem Zimmer habe ich zwei weitere Betten für Freunde und könnte zur Not noch mal zwei weitere ausziehen. Also insgesamt vier Schlafplätze für zahlreichen Besuch! Die Küche und die Bäder teilen wir uns, sind aber für sieben Freiwillige überdimensioniert. Ich bin zwei Monate hier und musste noch nie warten, dass die Dusche oder die Toilette frei wird. Und die Küche ist einfach der absolute Hammer, die ist groß genug, um Partys mit mehr als 20 Menschen zu schmeißen! Seit einigen Monaten läuft die schrittweise Renovierung des ganzen Hostels, als ich gekommen bin, waren schon die Zimmer und die Küche renoviert, die etwas veralteten Bäder sollen im April dran sein. Fun fact für alle, die wie ich im Internet daheim sind: Im gemeinsamen Wohnzimmer (mit Sofa, Sitzsäcken und einem Kicker) haben wir 80 Mbit/s 😉
Über meine Organisation kann ich eigentlich nur eines sagen: Absolut genial! Die Organisation besteht grob aus drei Teilen, der Touristeninformation, der Förderung lokaler Startup-Unternehmen und dem Informationsbüro für ausländische Investoren. Wir können bei der Organisation unser eigenes Projekt entwickeln, um die Region zu stärken. Ein Freiwilliger hilft zum Beispiel den lokalen Firmen und Geschäften, eine Social-Media-Strategie aufzubauen, ein anderer zeichnet die in der Region verfügbaren Wanderwege auf und integriert sie in eine App. Ich werde für die Organisation und kleine Unternehmen Videos drehen und schneiden und nebenbei etwas Übersetzungsarbeit für das örtliche Museum leisten, das auch von der Organisation betrieben wird. Das Museum ist unglaublich gut und wir haben eine Führung auf Englisch bekommen. Das war aber auch notwendig, denn momentan ist dort noch alles auf Slowenisch, was sich aber ändern soll. Die vielen Mitarbeiter bei der Organisation sind auch super nett und nehmen uns bei ihren vielen Ausflügen immer mit, Schneewanderungen, Stadtausflüge oder Skifahren, alles haben wir schon gemacht!
Insgesamt muss ich sagen, dass ich unglaublich froh bin, hier unten meinen EFD zu machen. Ich wollte ursprünglich nach Frankreich, bin dann aber über Eurocircle auf das Projekt hier in Črnomelj aufmerksam geworden. Hier habe ich das Glück, neun Monate meines Lebens auf dem Balkan zu leben und die Lebensatmosphäre kennenzulernen. Nach einem Monat in Slowenien wurde ich von meinem Boss abgeprüft, da musste ich im Rahmen des Nationalfeiertags in einem Pub die slowenische Hymne zitieren. Ich bin zwar halb durchgestolpert, aber trotzdem haben mich alle gefeiert! Das war ein unglaublich tolles Gefühl! Ich kann wirklich jedem empfehlen, den Balkan bei der Suche eures EFD-Projektes mit einzubeziehen. In Deutschland ist das Verhältnis zu unseren (süd-)östlichen slawischen Nachbarn meiner Meinung leider immer noch zu misstrauisch oder abgeneigt und die beste Möglichkeit, zu sehen, wie es wirklich ist, ist, dort zu leben und Freundschaften schließen. Ich lerne jetzt mit Slowenisch meine erste slawische Sprache und bin total überrascht, wenn ich doch einige Ähnlichkeiten zum Deutschen feststelle. Leider gibt es für das Slowenische nicht so viel Unterrichtsmaterial und der Sprachunterricht hier ist nicht besonders gut organisiert, aber ich habe schon einige Angebote gefunden, bei denen man trotzdem ein bisschen was lernt.
Ich habe jetzt schon zwei Monate verbracht und freue mich auf die verbleibenden sieben, in denen ich auch den Sommer erleben werde. Ende Juni findet hier in Črnomelj das älteste und eines der größten Folklore-Festivals Sloweniens statt, Jurjevanje genannt. Das wird von meiner Organisation vorbereitet und wird richtig viel Arbeit binden. Ich werde dann auch einiges zu tun haben, worauf ich mich aber auch schon freue! Insgesamt blicke ich mit Freude auf meinen EFD und habe schon ein Ziel für mich festgesteckt: B1 will ich in Slowenisch schaffen! Das wird schwierig, aber ich hoffe, dass ich das schaffe…
Lep pozdrav iz Črnomlja (keine Sorge, die Stadt heißt immer noch Črnomelj, Črnomlja ist der Genitiv).