L’Europe t’emmène plus loin
„L’Europe t’emmène plus loin“ ist eine Neuauflage eines EFD-Projekt in das wir schonmal früher entsendet hatten. Im Moment ist unser Freiwilliger Max in Amiens. Das liegt im Norden Frankreichs. Hier sein sehr schöner Bericht nach gut 4 Monaten:
Wenige Monate nach dem Abitur ging es für mich nach Nordfrankreich, genauer gesagt nach Amiens in ein Europe Direct Büro. Diese Büros findet man überall in der europäischen Union und dienen als Schnittstelle zwischen der EU und ihren Bewohnern. Während unsere „Équipe“ anfangs noch aus drei festangestellten französischen Kollegen und drei weiteren Freiwilligen aus ganz Europa bestand, bin ich seit dem neuen Jahr (noch) der einzige Freiwillige.
Es ist wohl kein Geheimnis, dass Amiens zu den unbekannteren Städten Frankreichs zählt.
So kommt es dann schon mal vor, dass auch den besten Freunden erst nach 3 Monaten auffällt, dass man gar nicht in Avignon ist, sondern in einer 800 Kilometer entfernten Stadt in Nordfrankreich. Amiens ist zwar deutlich größer als Avignon, kennt aber irgendwie trotzdem keiner.
Für ein Auslandsjahr hätte man sich allerdings keine bessere Stadt aussuchen können, mit 135.000 Einwohnern und darunter 30.000 Studenten gibt es immer etwas zu tun. Man kann sich im Park St. Pierre treffen, im Studentenviertel feiern gehen oder durch die Stadt bummeln. Wer am Wochenende einen Ausflug machen möchte, kommt innerhalb von einer Stunde nach Paris oder kann Richtung Norden ans Meer fahren. Angesichts des wechselhaften Wetters und der vielen Regentage sollte man aber immer einen Regenschirm parat haben.
Als ich vor circa 5 Monaten von dem Projekt in Amiens erfuhr, habe ich mich direkt dafür beworben und hatte bereits wenige Tage später ein Skype-Gespräch mit einem super freundlichen Team. Dank einiger Jahre Französischunterricht konnte ich mich währenddessen auch gut verständigen, obwohl mir anfangs direkt erklärt wurde, dass wir jederzeit auch auf Englisch sprechen könnten, wenn mir (die zugegebenermaßen komplizierte) Sprache zu viel wird.
Die Freude über die Zusage war riesengroß, allerdings wusste ich zu diesem Zeitpunkt lediglich, dass Amiens ein bisschen dem Städtchen aus „Willkommen bei den Schti ́s“ ähneln soll. Inzwischen ist es schon ganze vier Monate her, dass ich in den Zug gestiegen und nach Amiens gereist bin. Da ich am Bahnhof herzlich von meinen neuen Kollegen empfangen und aufgenommen wurde, fiel mir der Abschied von Deutschland direkt leichter.
Glücklicherweise hatte ich immer meine Kollegen an meiner Seite, die mir alles gezeigt haben und auch bereit waren, Gesagtes nochmal zu wiederholen, wenn ich es nicht ganz korrekt verstanden habe. Allerdings wird auch allen Teilnehmern am europäischen Freiwilligendienst ein Sprachkurs ermöglicht, welcher entweder online oder durch persönliche Lehrer stattfindet. Wir Freiwilligen hier in Amiens haben das Glück, dass unser Büro einen guten Draht zur Universität hat, so dass alle Freiwilligen zweimal die Woche dort über französische Sprache und Kultur lernen. Weiterhin sind die Uni und die von dieser organisierten Veranstaltungen die erste Anlaufstelle um neue Leute kennen zu lernen. Mit den vielen Studenten und extrem vielen Erasmus+ Studenten fällt das in Amiens auch gar nicht schwer! 🙂
Anfangs wohnte ich übergangsweise noch mit meinen drei Kolleginnen aus der Slovakei, Spanien und Deutschland in einem Haus am Stadtrand von Amiens. Nach einem Monat zog ich in ein privates Studentenwohnheim mitten in der Stadt und nur eine Minute zu Fuß vom Büro entfernt. Hier teile ich mir Bad und Küche mit drei jungen französischen Studenten, mit welchen ich mich sehr gut verstehe und regelmäßig unterwegs bin.
Nach wenigen Wochen hatte ich bereits mein erstes Seminar oder auch “On-Arrival-Training“, nicht weit von der westfranzösischen Stadt Angoulême. Als ich in dem Dorf Chambon angekommen bin, war ich erst einmal ein bisschen geschockt. Die Herberge lag vollkommen isoliert in der Natur; also selber einkaufen gehen oder mal abends rausgehen war schon mal nicht möglich. Nachdem man aber das riesige Angebot der sehr modernen Anlage entdeckt hat, brauchte man das auch gar nicht mehr. Mit den 17 weiteren Freiwilligen aus ganz Europa verstand ich mich ab der ersten Sekunde sehr gut und es haben sich Freundschaften gebildet, die ich nicht missen möchte. Da alle Freiwilligen aus anderen Teilen Frankreichs angereist sind, ist es umso spannender, sie im Laufe des Auslandsaufenthaltes in ihrer neuen französischen Heimat zu besuchen. Aber auch abgesehen davon war das Seminar sehr hilfreich, da man alle verbliebenen Fragen zum Freiwilligendienst stellen konnte und die coolen Teamer für jedes Thema offen waren.
Viele unter den 17 Freiwilligen sprachen zu diesem Zeitpunkt noch kaum (oder gar kein) Französisch, so dass alles rücksichtsvoll in Englisch und Französisch erklärt wurde, damit jeder auch alles verstehen kann. Im Rahmen des Seminars in Chambon muss natürlich auch das außerordentlich gute Essen genannt werden! 🙂 Zurück in Amiens ging es dann richtig los, denn die „Einführungsphase“ war vorbei.
Die Arbeit gefällt mir persönlich sehr gut, da sie unglaublich abwechslungsreich ist und das Einbringen von eigenen Ideen ermöglicht. Zumeist sind wir mit dem Team in Schulen und informieren über die europäische Union, Erasmus+ und die aktuelle Politik.
Besonders hier im Départment Hauts-De-France merkt man, wie wichtig diese Arbeit eigentlich ist, da vielen jungen Menschen die zahlreichen, von der europäischen Union gegebenen, Möglichkeiten gar nicht bekannt sind und teilweise leider nicht bewusst ist, dass Auslandsaufenthalte nicht immer teuer sein müssen. Aber neben der Arbeit in Schulen sind wir auch auf vielen Informationsveranstaltungen vertreten oder veranstalten selber eine Diskussion, einen Wettbewerb oder ein Spiel. So haben wir im September bereits ein Diktat für mehr als 1.500 Schüler unterschiedlicher Schulbezirke organisiert, das in verschiedenen Fremdsprachen diktiert wurde. So haben etwa meine deutsche Kollegin und ich gemeinsam den deutschen Text diktiert und anschließend auch korrigiert. Für die Gewinner gab es einen Tagestrip nach Brüssel zu gewinnen, bei welchem auch meine Kollegen und ich mitfahren konnten.
Langweilig wird es hier also bestimmt nicht!