Integration through football and culture
„Integration through football and culture“ war ein Freiwilligendienstprojekt in Schweden.
Unsere Freiwillige Andrea war dort für „Kista SC“ in einem Außenbezirk von Stockholm ein ganzes Jahr tätig. Hier ein schöner Bericht über ihre Arbeit in dem sehr abwechslungsreichen Freiwilligendienstprojekt:
„Hej hej!“…
…ist die klassische Begrüßungsformel der Schweden, die ich seit meiner Ankunft hier in Stockholm im Mai 2010 alltäglich zu hören kriege.
Und jaah, Sie haben richtig gelesen: S c h w e d e n ist das Land, das ich mir für meinen Dienst als Europäische Freiwillige ausgesucht habe! Vielmals wurde ich vor meiner Abreise aus Deutschland gefragt, wie ich mich denn gerade für ein Land im NORDEN Europas entscheiden konnte…da, wo es ewig kalt ist, die Sonne niemals scheint und es ständig regnet!
Nun – und das kann ich mittlerweile aus eigener Erfahrung sagen – dem ist überhaupt nicht so! …Na ja, vielleicht ist es naiv, das zu behaupten, ohne den schwedischen Winter mit- oder vielleicht eher überlebt zu haben, aber in den letzten vier Monaten habe ich hier einen fantastischen Sommer verbracht, der mich nun zurecht der Aussage zustimmen lässt, Stockholm sei in der Tat das „Venedig des Nordens“! Denn wenn man abends um zehn noch bei 27°C und herrlichem Sonnenschein durch die Straßen und über die zahlreichen Brücken der Innenstadt schlendern und dabei zwischen den vielen schönen Häusern der Altstadt das Wasser der Ostsee glitzern sehen kann (denn Stockholm ist auf mehreren Inseln erbaut), fühlt man sich an Urlaub am Mittelmeer erinnert.
Aber natürlich ist der Freiwilligendienst kein Urlaub für mich! Ich arbeite hier in einem Sportverein in Kista, einem Stadtteil Stockholms, in dem vor allem Immigranten leben. Seit kurzem helfe ich dabei, ein Fußballteam mit 12-jährigen Jungen zu trainieren. Außerdem gehe ich mehrmals in der Woche zu verschiedenen Grundschulen in der Umgebung und spiele mit den Kindern in der Mittagspause und nach dem Unterricht Fußball.
In unserem Club geht es aber nicht ausschließlich um Fußball, stattdessen versuchen wir so vielseitig zu sein wie möglich. Zum Beispiel gehört dem Club ein kleines Café, das in einer Ansammlung von typisch schwedischen rotbraun gestrichenen Häusern steht, die sich aber nicht etwa außerhalb Stockholms, sondern inmitten der Hochhäuser befinden! Hier habe ich vor allem in meiner Anfangszeit tagtäglich gearbeitet. Na ja, Café-, das heißt also Küchenarbeit hört sich im ersten Moment vielleicht nicht so spannend an und ist nicht unbedingt das, was man sich von einem aufregenden Jahr im Ausland erwartet; trotzdem hat es mir Spaß gemacht, denn dort war stets etwas los und man kam mit vielen Leuten in Kontakt. Außerdem finden in diesem „Dorf“ immer mal wieder besondere Aktivitäten statt, z.B. in der „Woche der Umwelt“, erwachsenen Immigranten das Fahrradfahren beizubringen oder sich am „Akalladagen“ – ein Tag, um die schwedische Kultur der vergangenen Jahrhunderte nicht zu vergessen – alte traditionell schwedische Kleidung anzuziehen und draußen am eigenen „Marktstand“ Fisch und Erbsensuppe zu verkaufen.
Den Sommer über hatten wir außerdem den Familien in der Umgebung angeboten, auf ihre Kinder kostenlos aufzupassen, mit ihnen zu spielen und etwas Besonderes zu unternehmen. Auch da wurde ich hin und wieder eingesetzt und habe zusätzlich über diese Aktivitäten einen kleinen Film gedreht. Zudem hatte unser Club während dem Sommer die Turnhalle einer Schule gemietet und sie in eine Jugendherberge umgebaut. Dafür hieß es dann ordentlich Werbung machen und die Gäste betreuen.
Seit ein paar Wochen habe ich nun endlich einen Sprachkurs! Teilweise ist die schwedische Sprache ziemlich einfach zu erlernen, da es viele Ähnlichkeiten mit dem Deutschen, Englischen und Französischen gibt; so wird zum Beispiel Dating zu dejting, Qualität zu kvalitet und Ingenieur zur ingenjör vereinfacht. Ganz ähnlich verhält es sich bei den Zahlen – zumindest im ersten Moment: So versteht man die Wörter ett, två, tre, fyra, fem, sex eigentlich direkt ohne schwedische Sprachkenntnisse. Interessant wird es dann aber, wenn plötzlich die Wörter sju (ausgesprochen wie „chü“) und tjugo (ausgesprochen wie „schügo“) auftauchen, die die Zahl „sieben“ und die Zahl „zwanzig“ bedeuten und irgendwie aus dem Rahmen zu fallen scheinen. Dazu erschweren dann die tausend Ausnahmen der eigentlich recht einfachen Grammatik das allzu schnelle Erlernen des Schwedischen 😉
Alles in allem bin ich aber mit meinem Aufenthalt hier in Schweden sehr zufrieden und habe es noch keinen einzigen Tag bereut, her gekommen zu sein; schließlich ist das Leben als Freiwillige kurz und knapp gesagt einfach sehr aufregend! Andauernd treffe ich neue und total unterschiedliche Menschen aus allen möglichen Ländern und lerne jeden Tag etwas Neues – und sei es nur, dass man nicht nur Milch in Tetrapacks verpacken kann, sondern auch Jogurt…das fand ich leider erst heraus, nachdem ich mir Jogurt ins Glas gefüllt hatte.
Was ich an dieser Stelle vielleicht noch anmerken könnte, ist, dass in Schweden außerdem guter Wein in einfachen Plastiksäcken verkauft wird und Marmelade nicht immer nur im Glas, sondern auch in der Tüte in der Form einer Lyoner zu finden ist….aber na ja, warum auch nicht 🙂
Jedenfalls verbringe ich hier eine bis jetzt sehr spannende und abwechslungsreiche Zeit, wobei sich nun so langsam eine Art Routine bzw. ein Alltag herausbildet. Natürlich kann ich nicht erwarten, dass jeder Tag einzigartig und nur lustig ist, doch gibt es immer wieder solch kleine Erfahrungen, von denen man weiß, dass sie einem immer im Gedächtnis bleiben werden und die diesen Freiwilligendienst so außergewöhnlich und wichtig für mich machen.