Volontaires à la MJC de Flers
„Volontaires à la MJC de Flers“ war ein Freiwilligendienstprojekt in Flers/Frankreich. Unsere Freiwillige Maren war dort für ein ganzes Jahr in einem Jugendkulturhaus. Hier ihr ehrlicher Bericht und wer mag kann auch ihren Weblog lesen – Link unten im Bericht:
Zweieinhalb Monate esse ich nun schon Baguette und Pains au chocolat, sage Salut statt Hallo und gebe Bisous anstatt die Hand. Zweieinhalb Monate ist Flers in der Normandie nun mein neuer Wohnort und diese zweieinhalb Monate sind schnell vergangen, aber es ist auch sehr viel passiert!
Ich absolviere meinen EFD im Maison des Jeunes de la Culture de Flers. Sehr lange habe ich nach einem EFD-Platz gesucht, viele Bewerbungen geschrieben und wirklich schon fast die Hoffnung aufgegeben gehabt, als ich dann hier die Zusage bekam. Ohne zu zögern habe ich Ja gesagt und seit dem 1. Oktober lebe ich nun hier.
Meine Arbeit im MJC ist wirklich genau das, was ich gesucht habe – ich wollte unbedingt in der Kultur arbeiten und das habe ich auch bekommen! Ich stelle Ausstellungen auf die Beine und übernehme dabei nicht nur den organisatorischen Teil, sondern auch den künstlerischen. Für’s nächste Jahr ist zum Beispiel eine Ausstellung im MJC über die Generation der 18 bis 34-jährigen geplant (die sogenannte „Génération Quoi?“), in der ich gemeinsam mit zwei anderen Jugendlichen, eine davon ist eine Künstlerin aus der Region, meine Sicht auf unsere Generation, unsere Zukunft, Träume und Ängste zeigen werde. Eine kleine Ausstellung über Deutschland und meine Heimatstadt habe ich auch schon realisiert, dafür eine sehr schöne Vernissage veranstaltet (und mich sogar ans Kochen fürs Buffet gewagt) und vor Weihnachten ist ein anderes Projekt beispielsweise das Erstellen der Weihnachts- und Neujahrsgrußkarten. Ausserdem veranstaltet das MJC auch internationale Jugendaustausche, an denen ich teilnehmen darf, und im März werde ich anlässlich der Europawahlen mit 15 anderen Jugendlichen aus der Region nach Brüssel ins Europaparlament fahren und dort Jugendliche aus ganz Europa, aber auch Parlamentsabgeordnete treffen und mit ihnen gemeinsam diskutieren. Wenn ich will, kann ich auch mit Partnerorganisationen des MJC hier in Flers zusammenarbeiten und mir gemeinsame Projekte überlegen: So ist zum Beispiel in Planung, dass wir uns mit der Kunstgalerie aus Flers jeden Monat austauschen, ein Werk von ihnen auswählen, hier im MJC ausstellen und unsere Ideen und Gedanken dazu aufschreiben oder dass wir für den Webblog der Organisation aus Flers, die die Konzerte und Festivals in der Region koordiniert, Berichte über vergangene Veranstaltungen und Bands schreiben.
Wenn ich sage wir, dann meine ich mich und Tamta, meine Mitfreiwillige, die aus Georgien kommt. Wir stellen all diese Projekte nicht nur zusammen auf die Beine, sondern wohnen auch gemeinsam in unserer Wohnung, kochen und reisen zusammen, und ich bin sehr froh, dass sie mit mir hier ist! Flers ist nicht der beste Ort, um alleine zu sein – die Stadt hat circa 15 000 Einwohner, ist aber in der Gegend das Zentrum, denn sonst findet man hier nur kleine Dörfer und Bauernhöfe. Am Anfang hat das Tamta und mir wirklich Sorgen bereitet, denn es gibt nicht viele Jugendliche in unserem Alter in Flers und wir hatten Angst, keinen Anschluss zu finden. In den letzten Wochen hat das aber sehr gut geklappt: Einerseits sind wir im MJC super betreut, jeder kümmert sich um uns, fragt nach, ob wir Hilfe brauchen und wäre bereit, am Wochenende mit uns Ausflüge zu machen. Vorschläge fürs Wochenende bekommen wir hier auch immer und so haben wir uns an den Wochenenden schon in der Kunstgalerie von Flers wiedergefunden und mit den Künstlern und Mitarbeitern von dort nach der Vernissage die Nacht durchgetanzt oder waren auf einem wunderbaren Konzert, das Studenten im Keller ihres grossen Wohnhauses veranstaltet haben. Ausserdem haben wir über das MJC andere Jugendliche, die auch gerade die Schule beendet haben und sich jetzt auf einen EFD bewerben, kennengelernt und mit denen waren wir an den letzten Wochenenden in Caen, der nächstgrösseren Studentenstadt, in der es genügend Bars und junge Leute gibt, so dass man den Samstagabend richtig geniessen kann!
Am wunderschönen Meer der Normandie war ich natürlich auch schon und es gibt noch viele weitere Orte in der Region, die ich unbedingt sehen möchte. Viele Wochenenden habe ich aber auch schon fernab der Normandie verbracht. In Nantes und Reims war ich schon und gleich in der 3. Woche bin ich in den Genuss von dem sonnigen Wetter des Südens gekommen, als wir auf dem Arrivalseminar in der Nähe von Sommières waren und ein Wochenende in Montpellier drangehängt haben. Paris ist von Flers ausserdem nur 2 Stunden mit dem Regionalzug entfernt und so fahren wir vor Weihnachten für ein wunderbares Adventswochenende in die Hauptstadt!
Neben Reisen, Arbeiten und Frankreich kennenlernen hat mir mein EFD selbst nach nur zweieinhalb Monaten noch einiges anderes gebracht. Seit ich hier bin, denke ich wirklich ganz anders über mich, Deutschland, Europa nach. Dank dem Seminar habe ich Jugendliche aus ganz Europa, von Spanien über Schweden und Russland bis Griechenland kennengelernt und dabei so viel über Europa, aber auch über Deutschland gelernt, wie ich es nie in der Schule getan habe! Ausserdem ist es für mich das erste Mal, dass ich alleine und selbstständig lebe, dass ich selbst meine Entscheidungen treffen muss, selber einkaufen und Wäsche waschen muss – ich muss einfach alleine klarkommen, fernab von der vertrauten Heimat mit Familie und Freunden. Und so wunderbare Dinge ich hier auch erlebe, manchmal ist das nicht einfach und ich stecke mitten in der Gefühlsachterbahn: Mal geht’s mir blendend und alles ist perfekt, mal scheint gar nichts zu klappen und ich sehne mich sehr nach Deutschland.
Aber das gehört dazu und es hilft einem auch, selbstbewusster und eigenständiger zu werden und mehr über sich selbst zu lernen. Das ist eins meiner wichtigsten Ziele während meines EFD im MJC in Flers, aber ansonsten will ich ihn auch einfach geniessen und das Beste daraus machen – ich bin gespannt, was in den nächsten Monaten noch alles auf mich wartet!
Bisous aus Frankreich et à bientôt!
Hier Marens Blog: howwemettheworld.wordpress.com/category/frankreich/