14 Jul

YOUTH & MOBILITY

Hier nun ein zweiter Bericht aus dem Projekt „YOUTH & MOBILITY“. Unsere Freiwillige Antonia ist auch im schönen Gaillac und ihr Dienst neigt sich langsam dem Ende zu… Wenn man das so liest, ein wirklich tolles Projekt! Hier also ihr toller Bericht:

 

Hallo an alle zukünftigen Freiwilligen!
Ich bin Antonia, 19 Jahre alt, und habe mich dazu entschieden direkt nach meinem Abitur letztes Jahr ein Abenteuer im Ausland zu starten. Durch Zufall bin ich auf die Webseite des European Solidarity Corps gestoßen und habe dort eine Anzeige von Eurocircle für die MJC Gaillac in Südfrankreich gelesen.

Da Frankreich von Anfang an meine erste Wahl war, brauchte ich nicht lange überlegen und habe mich beworben. Die MJC suchte dringend nach einem Freiwilligen oder einer Freiwilligen ab Dezember, somit hatte ich wenige Tage später das Bewerbungsgespräch über Teams, welches gut lief. Dann hieß es Koffer packen und einen Monat später ging es auch schon los.

Die Anreise war mit sehr viel Respekt vor den neuen Aufgaben, Angst aber vor allem auch Vorfreude verbunden.
Die Eindrücke prasselten nur so auf mich ein, um so glücklicher war ich, dass ich direkt Elisa an meiner Seite hatte, die zweite Freiwillige an der MJC, die auch aus Deutschland kommt.
Mit ihr habe ich vorab schon telefoniert und vor Ort hat sie mir mit den Team-Mitgliedern die MJC Gaillac und meine Arbeit vorgestellt.
Nun zu meiner Arbeit:
In Gaillac angekommen begann meine 8 Monatige Arbeit in der MJC (Maison de la Culture et la Jeunesse), ein Kultur-und-Jugendzentrum. Meine Hauptaufgabe ist zunächst die Förderung der europäischen Mobilität vor Ort, durch internationale Events mit anderen Freiwilligen aus ganz Europa, Schulbesuche (beispielsweise, um Deutschstunden zu geben) und auch die Entwicklung eigener Projekte zum internationalen Austausch von Kulturen.
Unter anderem haben wir jeden Freitag der Woche auf ein von Elisa, mir und zwei weiteren Freiwilligen aus dem Nachbarort, organisiertes Event namens << Vivez l’Europe >> hingearbeitet.
Das Event fand im Namen des Europa Tages am 15.05.2022 statt und hat uns viel Mühe, aber auch Freude bereitet. Gemeinsam konnten Hannah (auch aus Deutschland) Lidia (aus Spanien), Elisa und ich unseren Ideen freien Lauf lassen und unser ganz eigens Projekt mit internationalen Spielen und einem Song-Kontest gestalten.
Außerdem helfen wir der MJC beim Marketing für Events, indem wir Poster/ Flyer gestalten, Social Media Konten verwalten und Videos/ Fotos publizieren.
Der andere Teil der Arbeit in der MJC ist die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen als Animateurin.
Jeden Mittwoch helfen wir bei der Nachmittags-Betreuung und ab und zu bei der Hausaufgaben-Betreuung am Dienstag-und-Donnerstagnachmittag.
Doch am meisten Zeit verbringen wir mit den Kindern in den Ferien. Dort planen wir auch unsere eigenen Ateliers, begleiten sie auf Ausflüge und sogar ganze Ferien Freizeiten in andere Regionen Frankreichs.
Diese Arbeit macht mir Spaß, ist jedoch auch mit viel Verantwortung und Selbstbewusstsein verbunden, was mir anfangs Probleme bereitet hat.
Damit kommen wir auch schon zu meinen negativen Erfahrungen, die von den positiven zwar deutlich übertroffen werden, jedoch nicht unerwähnt bleiben sollten. Außerdem möchte ich damit verbundenen Tipps für Interessierte an ähnlichen Programmen erwähnen.

Vor allem mit der französischen Sprache hatte ich am Anfang meine Schwierigkeiten. Obwohl ich die Sprache einige Jahre in der Schule gelernt habe, ist es doch anders auf einmal 24 Stunden am Tag damit konfrontiert zu werden.
Auch der Akzent des Südens war etwas gewöhnungsbedürftig, aber auch immer ein Grund zu lachen.
Deshalb rate ich jedem, zumindest Grundkenntnisse der Sprache des Landes zu lernen und sich über mögliche Sprachkurse vor Ort zu informieren. Glücklicherweise hat die MJC mir eine kostenlosen Französischunterricht einmal die Woche angeboten, der mir etwas weitergeholfen hat.
Hinzu kommt, dass die Integration in die französische Gemeinschaft sehr schwierig ist. Leider sind die Einheimischen doch sehr verschlossen vor internationalen Begegnungen. Um so wichtiger war es für mich, eine gute Bindung mit den freundlichen und liebenswerten Mitgliedern der MJC aufzubauen und internationale Kontakte mit anderen Freiwilligen in Toulouse und Umgebung zu knüpfen. Hier kann ich nur Apps wie Bumble Friends empfehlen.
Auch auf den zwei Seminaren des ESC haben wir viele internationale Freundschaften geschlossen und konnten uns über Probleme und Erfahrungen austauschen.
Zuletzt muss einem bewusst sein, in welchen Ort man sich für seinen Freiwilligendienst begibt.
Zwar habe ich mich über Gaillac und den Tarn informiert, jedoch war mir nicht bewusst, wie schlecht die Infrastruktur im Vergleich zu der des Ruhrgebietes ist.
Am Wochenende ist es fast unmöglich in eine andere Stadt zu gelangen, wenn man den einzigen Bus des Tages verpasst hat. Der Zug gab dann doch mehr Angebot her, doch auch dort hieß es nach 21:20h kein zurück mehr von Toulouse nach Gaillac.
Dort musste ich mich dann auf andere Freiwillige, die ein Auto zur Verfügung hatten, verlassen.
Insgesamt bin ich doch sehr glücklich, wenn ich auf meinen Freiwilligendienst im idyllischen Gaillac zurückblicke.
Ich habe Freundschaften fürs Leben geschlossen, viel über mich und über Eigenverantwortung gelernt, bin durch den ganzen Süden Frankreichs und Italien gereist, konnte mein Französisch verbessern, aber vor allem konnte ich meine Kultur mit meinen Mitmenschen teilen und hoffentlich genauso viel geben, wie ich gelernt habe.
Ich kann nur jedem ans Herz legen, sich ins Ausland zu trauen und sich nicht direkt nach der Schule ins Studium/ die Ausbildung zu stürzen, vor allem, wenn man sich seiner Interessen noch nicht sicher ist.

Ich persönlich habe erst hier in Frankreich durch Gespräche mit anderen Freiwilligen meinen Traumstudiengang entdeckt. Also mein Appell: Raus aus eurer Comfort-Zone, wagt das Abenteuer Ausland! Die zahlreichen Erfahrungen, die ihr machen werdet, sind es in jedem Fall wert und sie werden euch für euer restliches Leben bereichern!